ESA-Weltraumteleskop Gaia: Korrektur-Manöver um Erdschatten auszuweichen

Seit Jahren erstellt die ESA-Sonde Gaia mit unerreichter Präzision einen 3D-Himmelsatlas. Um damit fortfahren zu können, sind nun Korrektur-Manöver nötig.

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ESA-Weltraumteleskop Gaia: Korrektur-Manöver hält Sonde aus dem Erdschatten

Gaia und der Sternenhimmel

(Bild: ESA/ATG medialab; background: ESO/S. Brunier)

Lesezeit: 2 Min.

Das revolutionäre ESA-Weltraumteleskop Gaia hat am Dienstag eine Reihe von Manövern begonnen, mit denen verhindert werden soll, dass das hochsensible Instrument in einigen Monaten durch den Schatten der Erde gestört wird. Die 2013 gestartete Sonde erstellt mit bis dato unerreichter Genauigkeit einen dreidimensionalen Himmelsatlas und revolutioniert dank der Veröffentlichungspraxis mit diesen Daten derzeit die Astronomie. Dazu kreist das Teleskop um den Lagrange-Punkt L2 und würde ohne Kursänderung im August und November in den Schatten der Erde geraten.

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Wie die Europäische Weltraumagentur nun erklärt, ist Gaia inzwischen zwar nominell am Ende seiner geplanten Mission angelangt, aber noch ist der Treibstoff an Bord nicht alle. Deswegen könne die Sonde weiterhin Daten sammeln und seine Mission fortsetzen. Das Teleskop kreist quasi hinter der Erde um die Sonne und dabei wiederum so um den Lagrange-Punkt L2 – wo sich die Schwerkraft von Sonne und Erde die Waage halten – dass sie nie den Erdschatten gekreuzt hat. So wurde die Sonde bislang von den damit verbundenen Temperatur- und Strahlungsunterschieden verschont. Außerdem kann die Sonde nur so genug Sonnenlicht mit den Solarkollektoren einfangen, um weiter zu arbeiten.

Damit es dabei bleibt, haben die Verantwortlichen nun das sogenannte "Whitehead Finsternis-Vermeidungsmanöver" begonnen – benannt nach einem verstorbenen Mitarbeiter des Flugkontrollzentrums. Solche Manöver werden bei derart sensiblen Instrumenten wie Gaia am liebsten vermieden, da die damit verbundenen Störungen die Messungen beeinträchtigen und im Nachgang wochenlange Arbeiten nötig machen. Deswegen werde das unumgängliche Korrekturmanöver nun gleich für andere Arbeiten zur Instandhaltung und Kalibrierung verwendet, erklärt die ESA.

Start von Gaia (10 Bilder)

Unterwegs

Die Sojus mit Gaia am Nachthimmel (Bild: ESA–S. Corvaja, 2013)

Die von Gaia angestoßene Revolution in der Astronomie geschieht derzeit weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Die Sonde wurde konstruiert, um mehr als eine Milliarde Positionen, Farben sowie Entfernungen und Geschwindigkeiten für möglichst viele Sterne präzise zu messen. Auf dieser Astrometrie beruhen unzählige wissenschaftliche Arbeiten, auch weil die ESA die Daten in riesigen Veröffentlichungen rasch freigibt. Allein 2018 sind 800 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht worden, die auf den Gaia-Daten beruhen, teilt die ESA nun mit.

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(mho)