Spiele-Review: Katana Zero – mit Schwert, Musik und Zeitreise zur Rache

Mal humorig, meist tragisch und immer fordernd: Mit Katana Zero ist Askiisoft ein rasanter Action-Platformer in Neo-Noir-Optik gelungen.

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Spiele-Review: Katana Zero – mit Schwert, Musik und Zeitreise zur Rache
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Julius Beineke
Inhaltsverzeichnis

Als namenloser Auftragskiller sprinten, springen und schnetzeln sich Spielerinnen und Spieler unter Zeitdruck als Samurai durch die Level von Katana Zero, stets begleitet vom treuen Schwert und elektronischen Beats. Warum genau man die blutigen Aufträge eines mysteriösen Auftraggebers befolgt, der gleichzeitig der eigene Psychologe ist, wird erst im Verlauf der Story klar.

Schläger, Gangster und Soldaten stellen sich in den Weg zum Ziel und wollen bis auf den letzten Mann erledigt werden, ehe man zum nächsten Level darf. Da die Gegner viele und nicht allzu dämlich sind, muss man regelmäßig auf die seltsamen Fähigkeiten des Samurai zurückgreifen: Eine zeitlich begrenzte Bullet Time verlangsamt Feinde, Laserschranken und Gewehrkugeln, die sich so leichter erledigen, umgehen oder abwehren lassen. Da das gutes Timing, Planung, solide Skills am Gamepad und ein wenig Glück erfordert, wird man beim kleinsten Fehler dennoch regelmäßig abgemurkst, durchlöchert oder gesprengt. Der Schwierigkeitsgrad hat sich gewaschen und belohnt hohe Frusttoleranz.

Das Schwert ist bereit, die Uhr tickt. Bei Katana Zero muss man alle Gegner unter Zeitdruck erledigen (und ja, die Katze oben links kann man streicheln). (Screenshot: Steam)

Praktisch: Direkt nach dem virtuellen Ableben kann man zum Level-Anfang zurückspulen und es hoffentlich diesmal richtig machen. Diese Mechanik nimmt den Gemeinheiten von Katana Zero ein paar der spitzesten Zähne und versetzt das Hirn in einen "Na los, nur noch ein Versuch"-Mindset. Hat man sich daran gewöhnt, dass ein regelmäßiger, pixelblutiger Bildschirmtod dazu gehört, arbeitet man schnell und routiniert die eher simplen Stellen eines Levels durch, um an einer der kniffligen den Sprung oder Schwerthieb noch eine hundertstel Sekunde passender hinzubekommen. NPCs brechen nicht selten indirekt die Brecht'sche vierte Wand und mockieren sich über die Zeitreise-Spielmechanik.

Frustig wird es, wenn Gegner trotz Neustart nicht ganz an der gleichen Stelle stehen oder man aus dem Flow kommt und an eigentlich simplen Stellen plötzlich aus Ungeschick scheitert. Besonders in sich haben es die spärlichen aber abwechslungsreichen Bosskämpfe, bei denen man auch beim fünfzigsten Versuch noch alles geben muss.

An einigen Stellen durchläuft Katana Zero unerwartete Genre-Mutationen. So versteckt man sich bei witzigen Schleicheinlagen in einem Club tanzend zwischen anderen Gästen oder flieht mit einem Motorrad auf dem Highway vor Bikern und einem Helikopter, während man mit dem Schwert links und rechts Reifen zerschlitzt und Raketen ausweicht. Verpackt ist die Action in farbenfrohe, stets bildhübsche Pixel-Grafik. Besonders die Zwischensequenzen sind oft Kunstwerke in sich und vereinen Retro-Feeling mit jeder Menge Neon-Noir-Tendenzen. Die tragische, futuristische Story fühlt sich nach irgendwo zwischen Blade Runner und Schwarz-Weiß-Film der 50er-Jahre an. Sie gibt dem sonst peppigen, rasanten Game aber besonders in Zwischensequenzen einen dramatischen, manchmal verwirrenden und entschleunigenden Unterton.

In Katana Zero gibt es viel Interaktion: In Dialogen wählt man unter Zeitdruck zwischen Antworten oder unterbricht Gesprächspartner sogar in ihren Aussagen. Immer wieder gibt es sympathische Kleinigkeiten zu tun - Tee trinken, Katzen kraulen, Roulette spielen, Kuscheltiere suchen. Liebevolles Gamedesign-Handwerk scheint an allen Ecken durch und sorgt zwischen den fordernden Missionen und verwirrenden Story-Elementen für willkommenen Leichtigkeit.

Katana Zero (6 Bilder)

Durch Kontrolle über Schwert und Zeit schickt man in Katana Zero Bösewichte spektakulär über den Jordan – oder schubst sie in Laserschranken. (Bild: Steam)

Ist der Geduldsfaden länger als eine durchschnittliche Bockwurst und hat man Lust auf eine etwas konfuse Story um Kriegsveteranen, finstere Regierungsorganisationen und die Konsequenzen der Vergangenheit, hat man an Katana Zero viel Freude. Dass man so manches Level viele Male spielen muss, um es zu schaffen, streckt die Spieldauer ein wenig, die sonst aber knapp bemessen ist. Selbst mit durchschnittlichen Fähigkeiten am Controller ist man in rund sechs Stunden am Ende der Geschichte angekommen, das jedoch Lust und Hoffnung auf mehr macht.

Katana Zero ist für Windows, macOS und Nintendo Switch erschienen und kostet auf Steam 12,49 Euro, im Nintendo Store 14,99 Euro. Bei c't zockt haben wir Katana Zero im Livestream bei Twitch bereits an- und durchgespielt, der erste Teil ist inzwischen im c't-zockt-YouTube-Kanal zu sehen, Teil zwei und drei folgen in Kürze und sind derzeit noch in unserem Twitch-Kanal verfügbar.

(lmd)