Glücksspiel: Algorithmen erkennen Zocker

Wer dazu neigt, beim Pokern oder Bakkarat besonders häufig zu verlieren, wird in chinesischen Spieleinrichtungen künftig digital identifiziert – als lukrativer Kunde.

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KI erkennt Kasino-Pechvögel

(Bild: Photo by Jonathan Petersson on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
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Menschen, die besonders viel Geld setzen, werden von Casinobetreibern oft gehätschelt und verwöhnt. Der Grund ist einfach: An ihnen lässt sich bis zu zehnmal mehr verdienen als an "normalen" Spielern, die nach ein paar Runden aufgeben, weil sie die Lust verlieren oder gar Angst um ihre wirtschaftliche Existenz bekommen.

Die Las Vegas Sands Corporation will diese sehr risikofreudige Zielgruppe nun gezielt mit Algorithmen aufspüren – in einer ihrer Filialen in Asien, wo KI-Technik sowieso den Alltag erobert hat. Sind die "High Roller" einmal identifiziert, können die Casinobetreiber sich intensiv um sie kümmern, ihnen etwa besonders schöne Zimmer oder besonderes Essen offerieren, damit sie länger am Spieltisch bleiben. Selbst mit Privatjets eingeflogen werden sie dann gerne.

Für ihr neuartiges Erkennungssystem nutzt die Sands Corporation in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau die ohnehin schon vorhandenen Überwachungskameras ihrer Casinos, versieht Pokerchips mit Funksendern und installiert speziell präparierte Bakkarat-Tische. Mehr als 1.000 Spieltische will der Casinobetreiber auf diese Weise überwachen, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg – unbemerkt vom Spieler.

Poker wird besonders gerne analysiert.

(Bild: Photo by Chris Liverani on Unsplash )

In Kombination mit Gesichtserkennungssoftware soll sich so für jeden Spieler eine Statistik erstellen lassen – über seinen Risikoappetit, seine Einsätze, seine Gewinne und Verluste. Besonders lukrative Kunden können dann mit "Goodies" geködert werden, damit sie ausdauernder spielen. Zudem soll die Überwachungstechnik auch Betrügereien aufdecken.

Casinos sind schon seit langem eine veritable Spielwiese für neue technische Verfahren. Die Betreiber versuchen dabei stets, Gewinne zu maximieren und Verluste zu minimieren. Das bekannte Motto "Die Bank gewinnt schließlich immer" wird damit noch wahrer als schon jetzt.

Macau ist weltweit als Spielmetropole bekannt.

(Bild: Photo by Joshua J. Cotten on Unsplash )

Neben der Sands Corporation interessieren sich auch andere Betreiber für die Technik – oder setzen sie bereits ein. Auf der Interessentenliste eines bekannten Lieferanten sollen so auch Wynn Macao, Galaxy Entertainment und Melco stehen, schreibt Bloomberg.

Allerdings scheint die zuständige Regulierungsbehörde mittlerweile Wind von den Ideen bekommen zu haben – und will dafür sorgen, dass Spieler mittels KI nicht abgezockt werden.

So soll es zumindest eine interne Direktive des Koordinationsbüros für Glücksspiel in Macao geben, in der es heißt, dass von der Installation digitaler Überwachungssysteme abzusehen ist – zumindest jenen, die der Regulierer noch nicht abgesegnet hat. Welche das genau sind, ist unklar. Zudem gibt es zumindest erste Schritte in Richtung von mehr Privatsphäre: So müssen die durch Überwachungswerkzeuge gewonnenen Daten bei den Casinobetreibern verbleiben und dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden, was eine lukrative Einnahmequelle sein könnte. Laut Bloomberg wollte das Koordinationsbüro für Glücksspiel den Vorgang nicht kommentieren.

(bsc)