Masern-Impfpflicht auf dem Weg

Wenn Aufklärung allein nicht fruchtet, muss leider die Impfpflicht her. Unangenehm aber angemessen - zum Schutz unserer Schutzbefohlenen.

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Es ist soweit: So der Bundestag zustimmt, gilt ab März 2020 die allgemeine Masern-Impfpflicht für alle ab Baujahr 1970. Wer sich oder seine Kinder nicht impfen lässt, dem drohen empfindliche Geldstrafen. Bis zu 2500 Euro kostet die Verweigerung des kleinen Pieks.

Die Entscheidung trifft auf viel Widerstand aber die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache für die Impfung. Der Beirat des Paul-Ehrlich-Institutes, die für Impfstoffe zuständige Behörde, bringt das in einer Stellungnahme sehr gut auf den Punkt: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die durch den Einsatz von Masernimpfstoffen weltweit geretteten Menschenleben auf jährlich über 1,2 Millionen berechnet. Andererseits versterben nach Angaben der WHO infolge der Masern jedes Jahr immer noch mehr als 100.000 Kinder. Aus diesem Grund ist die Ausrottung der Masern ein sehr wichtiges solidarisches Ziel der Weltgemeinschaft, zu dem sich auch Deutschland mit Nachdruck bekennt.“

Es geht in erster Linie um den Schutz von Kindern. Darf der Staat in die Entscheidungsgewalt der Eltern eingreifen und sie zwingen, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen? Ja, denn es geht hier nicht um das einzelne Kind, sondern – wie das PEI zugegebenermaßen etwas pathetisch schreibt – um die Weltgemeinschaft. Und um das Nachbarkind oder die Freunde im Kindergarten, die aus irgendwelchen Gründen nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind.

Das kann viele Gründe haben, von der gerade erst erfolgten Einreise nach Deutschland über Defizite im Immunsystem bis zu mangelnder Impfdisziplin. Aber die Gründe sind auch egal. Entscheidend ist, dass diese wenigen Kinder durch die Herdenimmunität aufgefangen werden können. In einer durchgeimpften Gruppe versackt das Virus und kann sich nicht weiter ausbreiten.

Diese Verantwortung gegenüber den Kindern übernimmt der Staat nun. Impfgegner werden rebellieren und Wege suchen, der Impfpflicht zu entgehen. Sie tun das, weil sie meinen ihre Kinder vor Impfungen schützen zu müssen. Meist sind sie einfach falsch informiert und die Radikalsten unter ihnen werden die Sanktionen schwerlich zur Impfung ihrer Kinder treiben, aber diejenigen, die einfach nur zu träge, zu wankelmütig oder zu nachlässig sind, kann die Impfpflicht erreichen. Und das kann den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Aufklärung muss sein – gar keine Frage, aber Aufklärung allein reicht offenbar in diesem Fall nicht, denn über die Notwendigkeit von Impfungen wird seit Jahren aufgeklärt. Wenn selbst die Masernausbrüche der letzten Zeit nicht ausreichen, um die Durchimpfung Deutschlands zu verbessern – eine radikalere Art der Aufklärung kann es kaum geben – dann muss die Impfpflicht eben sein. Wenn die Masern ausgerottet sind, so wie die Pocken, dann muss niemand mehr geimpft werden. Das ist doch eine gute Aussicht.

(jsc)