Hochscaliert

Fahrbericht: Skoda Kamiq 1.0 TSI

Auf Basis des Skoda Scala gibt es nun auch ein kleines SUV. Der erste Fahreindruck Skoda Kamiq: Nichts überrascht, was ganz im Sinne seiner Kundschaft sein dürfte. Ein Sonderangebot ist er allerdings nicht

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Skoda Kamiq 1.0 TSI 15 Bilder

(Bild: press-inform)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff; press-inform

Unversöhnlich stehen sich Kritiker und Fans von SUVs gegenüber. Dabei ist es längst nicht nur die DUH, die gegen die „Monster“ wettert. Gekauft werden wahrlich füllige Modelle allerdings vergleichsweise selten, gefragt sind vielmehr SUVs bis maximal rund 4,5 Metern. Sie beanspruchen in vielen Fällen nicht wesentlich mehr Verkehrsfläche als Autos der Golf-Klasse. Solche Differenzierung hat jedoch derzeit keine Konjunktur. Die Hersteller lässt das Dauerfeuer momentan kalt – was wohl so bleiben wird, solange die Absatzzahlen mindestens stabil sind. Bei Skoda darf sich diesbezüglich wohl größere Hoffnungen machen: Eine erste Ausfahrt mit dem Kamiq zeigt, dass er die Erwartungen seiner Kundschaft wohl ziemlich gut erfüllen wird.

Kürzer als ein Golf

Mit 4,24 Metern ist der Kamiq in etwa so stattlich wie ein VW T-Roc (Test) und minimal kürzer als ein derzeit noch aktueller VW Golf. Der Skoda Karoq (Test) ist rund 14 cm länger, ein misst Seat Arona (Test) rund 10 cm weniger. Formal erinnert die Front mit dem schmalen Tagfahrlicht oberhalb der Scheinwerfer ein wenig an den Hyundai Kona (Test). Das Armaturenbrett gleich dem Skoda Scala. Überraschend ist hier höchstens, wie wenig überrascht: Die Sitze sind bequem, das Platzangebot vergleichsweise gut. Der Kofferraum fasst immerhin 400 Liter, wer die Rücksitze umlegt, kann bis zu 1395 Liter einladen.

Die Gestaltung des Armaturenbretts ist geringfügig weniger nüchtern als bei Skoda in der Vergangenheit üblich. Alles war ordentlich verarbeitet, allerdings auf den zweiten Blick weniger nobel eingerichtet, als es zunächst den Anschein hat. Der Testwagen war mit dem großen Navigationssystem und dem Display als Kombiinstrument ausgestattet. Beides lässt sich weitgehend intuitiv bedienen, allerdings langt Skoda heftig zu. Inklusive Ambientebeleuchtung, DAB+, induktiver Ladeschale für ein Handy und Sprachsteuerung schreibt Skoda in der mittleren Ausstattung 1870 Euro in die Preisliste. Wer nur gelegentlich einen digitalen Wegweiser braucht, fährt mit dem Radio „Bolero“ und der Erweiterung „SmartLink “ erheblich günstiger – und keineswegs schlechter. Denn so lässt sich Android Auto und Apple Carplay einbinden.

Angeboten wird der Kamiq zum Start mit einem 115-PS-Diesel und zwei Dreizylinder-Benzinern, die 95 und 115 PS bieten. Der stärkere der beiden Benziner stand uns mit Schaltgetriebe zur Verfügung. Die Maschine treibt auch den größeren Seat Ateca manierlich an, hier hat sie noch etwas weniger Mühe. Sie ist kräftig genug, um im alltäglichen Allerlei locker mitzuschwimmen. Das Getriebe lässt sich leicht und auf kurzen Wegen bedienen, gegen Aufpreis können die 115 PS-Maschinen auch mit DSG geordert werden. Der für den Dreizylinder typische Klang ist hier noch etwas besser zu hören als im Ateca, groß sind die Unterschiede aber nicht.

Veraltet an den Start

Im WLTP nennt Skoda 5,9 Liter. Das ist nicht nur deutlich weniger als Seat für den Ateca mit dieser Maschine (6,7 Liter) verspricht, der Skoda unterbietet auch den VW T-Roc 1.0 TSI (6,2 Liter) ein wenig. Ärgerlich bleibt jedoch die Entscheidung, den brandneuen Kamiq mit einer Abgasnorm zu den ersten Kunden zu lassen, die nur noch bis Ende nächsten Jahres Bestand haben wird. Vielleicht schafft es die Marke, zumindest bei den absehbaren Erweiterungen gleich auf die Euro 6d zu setzen. Denn das Angebot soll nach dem Verkaufsstart um einen 150 PS-Benziner und einen 90 PS-Erdgasantrieb erweitert werden. Beide Motoren sind schon bekannt: Den kräftigen Benziner hatten wir vor einiger Zeit im Golf hier, den Erdgasantrieb im Polo TGI (Test).

Gut gelungen ist die Fahrwerksabstimmung. Leider gibt es den Kamiq nicht mit Allradantrieb, denn wer flott unterwegs ist, spürt die Antriebskräfte in der guten Lenkung, die eine exzellente Rückmeldung von der Fahrbahn gibt. Ähnlich sieht es mit dem Fahrwerk aus. Skoda ist hier ein guter Kompromiss zwischen Komfort und Straffheit gelungen, wobei letzteres wie so oft leicht vorn liegt. Ein adaptives Fahrwerk bietet Skoda aktuell nicht an, wer mag, kann für das SUV aber ein Sportfahrwerk samt Tieferlegung bestellen. Davon raten wir ebenso ab wie von den optionalen 18-Zoll-Felgen. Beides dürfte den Komfort empfindlich beschneiden.

Kein Schnäppchen

Das Basismodell „Active“ kostet offiziell 17.950 Euro, doch es wird eine Randerscheinung bleiben. Eine Klimaanlage kostet 1110 Euro, im Paket mit DAB+ und vier Lautsprechern sind es nur 840 Euro. Warum Skoda die Klimaanlage dann überhaupt einzeln anbietet, wissen wir auch nicht. Der Schritt zur mittleren von drei Ausstattungslinien „Ambition“ erscheint sinnvoll, auch wenn 2800 Euro in dieser Klasse viel Geld sind und selbst dann noch Dinge wie ein höhenverstellbarer Beifahrersitz, Sitzheizung, Einparkhilfe vorn oder Digitalradio zusätzlich bezahlt werden müssen. 25.000 Euro sind für einen halbwegs sinnvoll zusammengestellten Kamiq rasch überschritten. Das erscheint nicht zu viel, zeigt aber auch, dass die Schnäppchenzeiten bei Skoda endgültig vorbei sind. (chlo)