Gamescom

Wo sind die 50 Millionen Euro Spieleförderung?

Die Spielemesse Gamescom ist Austragungsort eines politischen Streits: Wo ist die versprochene Förderung für die Spiele-Industrie?

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Wo sind die 50 Millionen Euro Spieleförderung?

Paul Ziemiak (CDU), Lars Klingbeil (SPD), Linda Teuteberg (FDP), Jörg Schindler (Die Linke) und Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Battlebühne, moderiert von Melek Balgün (m3lly) und Peter Smits (PietSmiet).

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2017 die Gamescom eröffnete, hat sie sozusagen einen politischen Scheck ausgestellt, den die Branche im kommenden Jahr einlöste: 50 Millionen Euro Spieleförderung wurden für den Haushalt 2019 bewilligt. Doch noch bevor die ersten Mittel ausgezahlt sind, steht die Förderung auf der Kippe.

Obwohl die Geldmittel für das Jahr 2020 aus dem Haushaltsentwurf der Bundesregierung gestrichen wurden, zeigte sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zur offiziellen Eröffnung der Messe am Dienstag noch entschlossen, die Förderung auf dem parlamentarischen Wege durchzubekommen. "In jeder Prioritätenliste des Ministeriums steht die Gamesförderung an erster Stelle", versprach Scheuer an Seite der Digitalstaatsministerin Dorothee Bär.

Dass der Minister mit leeren Händen nach Köln gekommen war, kam jedoch nicht gut an. Sowohl Branchenvertreter als auch Politiker jeder Partei beklagten die mangelnde Investitionssicherheit durch den Zickzackkurs. Auch Scheuers zur Schau getragener Optimismus vermochte daran nicht zu ändern.

In der traditionellen Talk-Runde der Bundesgeschäftsführer der Bundestagsparteien zeigte sich das Kernproblem: Obwohl alle anwesenden Politiker die Förderung teilweise enthusiastisch befürworteten, wollte niemand dafür garantieren, dass dies auch im Bundestag beschlossen werde.

Insbesondere SPD und CDU versuchten sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. So siedelte Unionspolitiker Paul Ziemiak die Verantwortung für die Streichung bei SPD-Finanzminister Olaf Scholz an: "Die Begründung des Finanzministers ist, dass die Spielräume kleiner sind", erklärte der Generalsekretär. Er widerspreche dieser Einschätzung entschieden.

Dies wollte sein Kollege Lars Klingbeil von der SPD nicht gelten lassen. Er zitierte den Tweet des haushaltspolitischen Sprechers der Grünen, wonach die Streichung nicht vom Finanzministerium aufgezwungen, sondern auch von Scheuer selbst abgesegnet worden war.

Insofern sei der Unions-Minister in der Bring-Pflicht. Es fehle heute nicht nur an den Haushaltsmitteln für 2020, auch in diesem Jahr stehe die Förderung noch auf wackligen Füßen. "Es gibt bis heute keine Richtlinie für die Förderung großer Projekte", warf Klingbeil dem Koalitionspartner vor. "Es ist kein Geld abgeflossen." Dies sei nicht im Verantwortungsbereich des Finanzministeriums, sondern des ausführenden Verkehrsministeriums.

Auf ein vermeintliches Kompromissangebot Ziemiaks, dass die Gamesförderung durchgesetzt werde, wenn dem Verkehrsministerium zusätzliche 50 Millionen Euro bereitgestellt werden, wollte Klingbeil nicht eingehen. Scheuer müsse selbst dafür sorgen, den Haushalt seines Ministeriums gemäß den öffentlich erklärten Prioritäten umzuschichten.

Obwohl auch Vertreter der FDP, Grünen und Linken die Spieleförderung insgesamt begrüßen, ist damit die Wiederauflage keineswegs sicher. Linken-Vertreter Jörg Schindler forderte aber eine Kursänderung, dass die Förderung nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt werde. "Wir wollen nicht die weitere Monopolisierung der Gamesbranche finanzieren", sagte der Bundestagsabgeordnete. Stattdessen müsse die Förderung gezielt Titel fördern, die als wertvoll empfunden werden und etwa demokratische Werte förderten. Diese Forderung stieß aber auf Ablehnung bei SPD und CDU.

Für die immer wieder in Aussicht gestellte Anerkennung des E-Sports als Sportart sah es ähnlich aus. Zwar begrüßten alle zur Gamescom angereisten Politiker diese Anerkennung – gegen die Ablehnung des organisierten Sports wollen sie sich jedoch nicht stellen. Stattdessen sehen die Netz- und Spielepolitiker ihre Aufgabe eher darin, Überzeugungsarbeit zu leisten und den Sportfunktionären immer wieder Druck zu machen, ihre Haltung zu überdenken.

Impressionen von der Gamescom 2019 (63 Bilder)

In Halle 10 können wie immer Retroklassiker wie Daytona USA gespielt werden.
(Bild: heise online / wie)

(anw)