IFA

Wi-Fi 6 fürs Mesh-WLAN

Netgear und TP-Link setzen für ihre neuen Mesh-Kits auf Pre-11ax: Das neue WLAN kommt mit Macht, aber Abwarten könnte schlau sein.

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IFA: Wi-Fi 6 fürs Mesh-WLAN

(Bild: Netgear)

Lesezeit: 4 Min.

Die nächste WLAN-Generation Wi-Fi 6 ist da: Die ersten Router sind seit einigen Wochen im Handel, manche Top-Smartphones haben schon 11ax-fähiges WLAN und Notebooks mit Wi-Fi 6 sind ebenfalls angekündigt. Alle funken noch ohne IEEE-Standard (802.11ax), denn die technische Grundlage für Wi-Fi 6 liegt bislang nur als Entwurf vor, was sich voraussichtlich erst Anfang 2020 ändert.

Zur IFA stellt Netgear (Halle 3.2, Stand 201) nun sein erstes Mesh-WLAN-Kit vor, das den kommenden Standard nutzt: Orbi WiFi 6 wird in zwei Sätzen mit zwei und drei Mesh-Nodes erscheinen, die größere Wohnungen und Häuser lückenlos mit schnellem WLAN abdecken sollen. Die Nodes bedienen WLAN-Clients in den beiden Funkbändern 2,4 und 5 GHz über vier MIMO-Streams, was bei Wi-Fi 6 auf maximale Bruttodatenraten von knapp 1200 MBit/s beziehungsweise 4800 MBit/s (mit einem 160-MHz-Kanal) hinausläuft. Die Verbindung untereinander sollen die Mesh-Nodes über ein separates 11ax-Funkmodul halten, wahrscheinlich ebenfalls mit vier MIMO-Streams.

Für die Anbindung ans LAN hat der Orbi-6-Router-Node neben den üblichen vier Gigabit-Ethernet-Ports auch eine NBase-T-Buchse, die bis zu 2,5 GBit/s schafft. Dieser extraschnelle Port fehlt bei den Orbi-Satelliten. Die flotte Schnittstelle ist nach den ersten 11ax-Tests der c't-Redaktion kein Luxus: Ein einzelner 2-Stream-Client wie Intels AX200 in Notebooks kann per Wi-Fi 6 knapp 1200 MBit/s Nettodurchsatz bei einer Brutto-Linkrate von 2400 MBit/s im Downstream bekommen. Der Preis für die Orbi-6-Kits ist deftig: Das Set mit zwei Nodes soll ab Ende November für 800 Euro zu haben sein, jenes mit dreien wird gleich 1100 Euro kosten.

Auch TP-Link (Halle 17, Stand 202) setzt beim Mesh schon auf Wi-Fi 6: Gleich zwei Mesh-Kits – Deco X60 und X20 – haben 11ax-WLAN an Bord. Das X60 hat mit zweien aber nur halb so viele MIMO-Streams wie Netgears Orbi 6. Das genügt immerhin für Bruttodatenraten von knapp 600 und 2400 MBit/s im 2,4- und 5-GHz-Band.

TP-Links Mesh-Kits Deco X60 und X20 nutzen ebenfalls schon Wi-Fi 6, sind aber etwas sparsamer ausgestattet und damit voraussichtlich auch kostengünstiger als Netgears Orbi 6.

(Bild: TP-Link)

Die X60-Nodes haben zwei Gigabit-Ethernet-Ports, was den Nettodurchsatz ins LAN auf rund 950 MBit/s begrenzt. Beim X20 hat TP-Link das dritte Funkmodul gespart, was das kleine Kit für Mesh-Einsteiger bezahlbar machen soll. Preise hat TP-Link noch nicht genannt.

Bei gleichen Randbedingungen (Anzahl MIMO-Streams, Funkkanalbreite) ist Wi-Fi 6 durch seine höherstufige Modulation (1024QAM statt 256QAM) und Protokollverbesserungen immerhin bis zu 40 Prozent schneller als Wi-Fi 5 (IEEE 802.11ac). Die andere wesentliche Wi-Fi-6-Verbesserung liegt im Multi-User-Betrieb: Mit OFDMA soll es besonders bei weiter auseinander liegenden Clients eine höhere Funkzelleneffizienz erzielen, also eine höhere Summendatenrate als Wi-Fi 5 in der gleichen Situation.

Erste Multi-User-Tests im c't-Labor zeigten aber jüngst, dass MU-MIMO bei zwei bereits im Handel befindlichen 11ax-Routern anscheinend noch gar nicht funktioniert. Die c't-Redaktion konnte keinen MU-Gewinn messen (mehr darüber in c't 20/2019, ab 14. September im Handel). Ob sich das mit Firmware- oder Treiber-Updates ausbessern lässt, ist unsicher. Deshalb könnte sich ein früher Start mit der neuen WLAN-Technik als Fehlinvestition entpuppen. Etwas Abwarten erscheint aktuell als schlauere Strategie. (ea)