"Supercooling" soll Transplantate frisch halten

Bei Transplantationen zählt jede Minute. Ein neues Verfahren kann Lebern außerhalb des Körpers am Leben halten.

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"Supercooling" soll Transplantate frisch halten

(Bild: Jeffrey Andree, Reinier de Vries, Korkut Uygun)

Lesezeit: 2 Min.

Forscher an der Harvard University haben ein neues Kühlverfahren entwickelt, mit dem Transplantate über einen Tag lang gelagert werden können, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Ärzte halten Leber außerhalb des Körpers am Leben"). Die Forschungsarbeit ist Teil eines größeren Projekts, mit dem Methoden entwickelt werden sollen, Organe und Gewebeteile außerhalb des Körpers über einen längeren Zeitraum zu lagern, damit sie bei Transplantationen sofort einsatzbereit sind.

"Was wir wirklich brauchen, ist ein Apollo-Programm für die Erhaltung und Weitergabe von Organen, ein neues Paradigma", sagt Organforscher Korkut Uygun, der das Projekt an der Harvard Medical School und dem Massachusetts General Hospital leitet. Apollo war der Name des Mondprogramms der Vereinigten Staaten. Uygun ist davon überzeugt, dass die zentralen technischen Verfahren bereits existieren – "oder sie sind schnell zu erreichen".

Organe lassen sich nicht einfach einfrieren und lagern, weil sich Eiskristalle bilden, die zu irreparablen Schäden führen. Daher nutzten Uygun und sein Team eine Technik, die sich Supercooling nennt – dabei werden die Temperaturen des Wassergehalts in den Organen auf minus 6 Grad Celsius abgesenkt, ohne dass es zu einem Gefrierprozess kommt.

Die Harvard-Gruppe hatte schon vorher demonstriert, dass sich Rattenlebern einem Supercooling-Prozess unterziehen lassen, ohne dass diese absterben. Menschliche Lebern sind allerdings 200 Mal so groß und deren Erhaltung sei bislang ein "unerreichbares Ziel" gewesen, so die Forscher.

Bei ihrem jüngsten Versuch, beschrieben im Journal "Nature Biotechnology", fand das Team eine Möglichkeit, die menschlichen Lebern mit speziellen Vorbehandlungschemikalien vollzupumpen und sie dann in eine Art "Scheintod" zu versetzen. Bei solch geringen Temperaturen verlangsamen sich physiologische Prozesse stark. Die "Erweckung" der Organe gelang, indem langsam eine Transfusion mit warmem Blut zugeführt wurde.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)