Machen unwirtliche Lebensbedingungen dem Dieselmotor den Garaus?

Der Diesel – eine aussterbende Art?

Die hohen Spritpreise ließen es kaum anders erwarten: Marktforscher sehen den Dieselmotor auf dem Rückzug, warnen aber auch vor Panikreaktionen. Recht haben sie, denn gar so schlechte Karten hat der Diesel nicht

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  • ggo
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Hannover, 29. Mai 2008 – Dieselfahrer könnten den Eindruck gewinnen, dass ihnen langsam aber sicher die Lebensgrundlage entzogen wird: Erst macht man ihnen das Leben in Umweltzonen schwer und nun droht der Sprit unerschwinglich zu werden. Kein Wunder, dass Mitte Mai das vom viel zitierten Prof. Ferdinand Dudenhöffer geführte Center Automotive Research (CAR) ein Ende des Diesel-Booms prognostizierte, eine Einschätzung, die im Forum für rege Diskussionen über den Sinn von Dieselmotoren sorgte. Nun meldete sich auch der Automobilclub von Deutschland (AvD) mit der Frage zu Wort, ob die zum Überholen ansetzenden Dieselpreise „Schnäppchen-Chancen“ bei gebrauchten Diesel-Pkw eröffnen könnte.

Panikartige Verkaufsaktivitäten
Zwar erwartet der AvD bei Besitzern von Klein- und Mittelklassefahrzeugen „panikartige Verkaufsaktivitäten angesichts der zunehmenden finanziellen Nachteile gegenüber vergleichbaren Benzinern“. Doch gleichzeitig warnt er davor, vorgezogene Kaufentscheidungen für einen Benziner zu treffen, zumal der Wertverfall der gebrauchten Diesel nicht über Nacht kommt und genug Zeit bleibt, Alternativen durchzurechnen. Dabei haben die Dieselpreise noch längst nicht ihren Höchststand erreicht, meint der AvD mit Verweis auf Erkenntnisse des Mineralölverbands in Hamburg. Es sei sogar davon auszugehen, dass Diesel auf lange Sicht teurer sein werde als Benzin. Als Grund nennt der Club unter anderem ein steigendes Güterverkehraufkommen in Europa, das nahezu ausschließlich mit Diesel-Lkw bewältigt werde. Oberklassemodelle und SUVs hält der AvD nicht für gefährdet, da deren Kundschaft weniger preissensibel sei. Zudem verdankten die schweren Fahrzeuge ihre Komfortvorteile im Fahrbetrieb oftmals den dieselspezifisch hohen Drehmomenten.

Freude am Dieselfahren
Damit spricht der Frankfurter Automobilclub einen Aspekt an, der in der Diskussion um Sinn und Unsinn von Dieselmotoren ins Abseits geraten ist: Käufern von Diesel-Pkw geht es nicht nur darum, Sprit zu sparen, sondern sie schätzen auch ihren satten Durchzug aus niedrigen Drehzahlen. Die früher als laut und lahm geltenden Selbstzünder haben viele Freunde gefunden, denen es vor allem um „Fahrspaß“ geht – wer hätte des in Zeiten eines Mercedes W123 oder des ersten Golf Diesel mit 50 PS gedacht? Den Dieselmotor auf seine Vorteile beim Verbrauch zu reduzieren, greift zu kurz, selbst bei einem Kostengleichstand mit dem Benziner behält er seine Fans.

Doch was passiert eigentlich, wenn die Preise für Diesel und Super munter Richtung 2 Euro marschieren, wie es manche bereits befürchten? Wenn über 20.000 km ein Benziner mit 8 Liter Verbrauch 3200 Euro kostet, reichen dem Diesel mit 6 Liter Verbrauch 2400 Euro – aus 600 Euro Unterschied bei heutigen Spritpreisen werden mal kurz 800 Euro.