Teststrecke für automatisiertes Fahren mitten in Berlin

Die Berliner müssen sich die Straße des 17. Juni künftig mit autonomen Testfahrzeugen teilen. Zur Eröffnung der Strecke war der Bundesverkehrsminister da.

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Teststrecke für automatisiertes Fahren mitten in Berlin

(Bild: TU Berlin/PR/Dominic Simon)

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In Berlin ist am Donnerstag eine Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Autofahren im Stadtverkehr eröffnet worden. Auf den 3,6 Kilometern zwischen Brandenburger Tor und Ernst-Reuter-Platz sollen künftig auch autonome Testfahrzeuge unterwegs sein, in denen aber zur Sicherheit noch ein Mensch sitzt, der zur Not eingreifen kann. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprachen bei der Eröffnung von einem einmaligen und zukunftsweisenden Projekt.

Im Rahmen des Projekts Diginet-PS des Distributed Artificial Intelligence Laboratory der Technischen Universität Berlin wurden in den vergangenen Jahren mehr als 100 Sensoren entlang der Straße des 17. Juni installiert. Im Vordergrund steht dabei die Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation, die Kombination von Sensoren und die Nutzung von KI-Mechanismen.

Die Teststrecke ist eine zentrale West-Ost-Achse durch den Tiergarten und die Innenstadt. Auf dem Abschnitt des vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur mit 4,6 Millionen Euro geförderten Projekts sind Ampelsysteme, zwei große Kreisverkehre, Fahrrad- und Fußwege, Parkplätze oder Ein- und Ausfahrten zu beachten.

An der Strecke wurden zahlreiche Sensoren installiert.

(Bild: TU Berlin/PR/Dominic Simon)

"Ideale Bedingungen" für eine Teststrecke, heißt es bei der TU Berlin. "Durch die zentrale Erfassung, Aggregierung und Auswertung von Daten können wir künftig neuartige sichere Lösungen für Problemstellungen im Straßenverkehr entwickeln, neue Ökosysteme und Geschäftsmodelle generieren und Wertschöpfung schaffen", erklärt Projektleiter Sahin Albayrak. Das Projekt ist nicht alleine in der Stadt: Im Ortsteil Tegel am Stadtrand testet die BVG derzeit ein autonomes Shuttle im öffentlichen Verkehr.

Das Herzstück des Projektes ist ein an der TU entwickeltes Referenzframework, das die Kommunikationsbasis für die an der Teststrecke verteilten Sensoren, die teilnehmenden Fahrzeuge und das Kontrollzentrum. Die Systeme kommunizieren über 4G und ITS-G5 (802.11p).

Die TU verfügt zunächst über fünf Testwagen: drei Mercedes, einen BMW und einen VW, die mit Kameras, Radar und Laser-Scannern ausgestattet sind. Zwei davon sind derzeit technisch so ausgerüstet, dass sie künftig automatisiert auf der Testrecke fahren können. Wann erste automatisierte Testfahrten stattfinden, ist noch nicht entschieden. Ohnehin wird immer noch einer der TU-Forscher am Steuer sitzen, um zur Not eingreifen zu können.

Die anderen drei Autos werden von Fahrern über die Teststrecke gesteuert. Dabei speichern sie alle Daten, die an der Strecke erfasst werden. So sollen die Systeme immer besser lernen, mit dem Verkehr, wechselndem Wetter, Licht und Dunkelheit, Ampelschaltungen, Fußgängern und anderen Autofahrern umzugehen.

"Das automatisierte und vernetzte Fahren bietet enorme Chancen: Fahrzeuge kommunizieren untereinander und mit der sie umgebenden Infrastruktur, erkennen Wetterverhältnisse, freie Parkplätze, wechselnde Ampelschaltungen", sagte Minister Scheuer zur Eröffnung der Teststrecke. "All das erproben wir hier auf der neuen Teststrecke im Herzen Berlins, mitten im Hauptstadtverkehr."

An der Entwicklung von Sensoren, Fahrzeugtechnik und Datensystemen waren auch das Fraunhofer FOKUS, das Daimler Center for Automotive IT Innovations (DCAITI), T-Systems International und die Berliner Agentur für Elektromobilität eMO sowie zahlreiche weitere Umsetzungspartner wie Cisco, TÜV Nord und die BVG beteiligt. (vbr)