Fernsehen wie im Kino

Moderne Flachbildschirme setzen sogenanntes Motion-Smoothing ein, das Bilder unnötig verändert. Bekannte Regisseure halten nun dagegen.

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Smart-TV

(Bild: dpa, Yonhap/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
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Wenn ein Hollywood-Streifen entsteht, achten Filmemacher und Techniker auf jedes Detail. Sie lassen prüfen, wie ein Streifen später im Kino aussehen wird, bauen Effekte für IMAX-Lichtspielhäuser und allumfassenden Surroundton.

Doch wenn der Film dann schließlich auf Blu-Ray, bei einem Pay-TV-Sender oder einem Streamingdienst landet, verlieren auch die größten Kontrollfreaks unter den Regisseuren jegliche technische Macht über ihr Werk. Was der Kunde zuhause bei sich damit anstellt, entscheidet dieser ganz allein – selbst wenn das heimische Multimedia-Setup entscheidend dafür ist, ob man einen Streifen wirklich so genießen kann, wie von den Machern gewollt.

Ein sehr lehrreiches Beispiel ist das sogenannte Motion-Smoothing, das Filmfreaks wie Filmemacher quasi schon seit der breiten Durchsetzung flacher Fernseher gewaltig auf die Nerven geht.

Wer sich ein aktuelles LCD- oder gar OLED-TV ins Wohnzimmer stellt und dessen Einstellungen unangetastet lässt, muss nämlich üblicherweise damit leben, dass Kinofilme wie Seifenopern aussehen. Der Grund ist die Technik "Motion Smoothing", die zwischen die Einzelbilder des Films weitere hinzurechnet. Das führt zu flüssigeren Bewegungsabläufen, schärft das Bild und hebt Menschen und Gegenstände im Vordergrund stärker vom Hintergrund ab.

Das Verfahren ist etwa für Sport-Übertragungen mit schnellen Bewegungen gut geeignet, weil sich dann die Schärfe zu erhöhen scheint. (Zumindest bildet sich das unser Sehapparat ein.)

Für Kinofilme ist Motion-Smoothing jedoch überhaupt nichts, da diese mit einer langsameren Wiederholungsrate von 24 Bildern pro Sekunde arbeiten. Wendet der Fernseher die Bewegungsglättung auf solche Filme an, wirken die cineastischen Werke flach und wie in schlecht beleuchteten Studios gedreht.

Das muss sich doch ändern lassen, sagten sich nun die Filmemacher selbst. Eine Gruppe bekannter Hollywoodkünstler wie Martin Scorsese, Christopher Nolan und James Cameron hat die Elektronikindustrie deshalb aufgefordert, einen eigenen "Filmmaker Mode" in ihre Geräte einzubauen, damit Filme auf dem Fernseher so aussehen wie im Kino. Dieser Modus soll sich mit dem Druck auf einen dedizierten Knopf aktivieren lassen und Motion-Smoothing sowie sämtliche anderen Aufhübschungs-Algorithmen deaktivieren, damit der Zuschauer eine "konsistente, cinematische Repräsentation der Bilder" zu sehen bekommt, wie das Fachblatt "Hollywood Reporter" schreibt.

Die Herstellerorganisation UHD Alliance hat sich bereiterklärt, die Spezifikation zu übernehmen. LG, Panasonic und Vizio wollen sie in ihre kommenden Geräte integrieren. Allerdings dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis sich solche Geräte – es müssen 4K-Schirme sein – breit auf dem Markt durchsetzen. Bis dahin kann der Nutzer nur selbst Abhilfe schaffen. Er sollte einen Blick in die Anleitung seines Fernsehers werfen und dort dann das Menü finden, mit dem sich Motion-Smoothing abschalten lässt. Und vielleicht schreibt er im gleichen Atemzug auch einen netten Brief an den Hersteller, dass er die Technik doch künftig default-mäßig ausgeschaltet lässt.

(bsc)