Geringe Besteuerung: Facebook in Großbritannien in der Kritik

Gemessen am Umsatz zahlt Facebook in Großbritannien minimale Steuern. Nach der Veröffentlichung aktueller Zahlen kocht die Debatte wieder hoch.

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Geringe Besteuerung: Facebook in Großbritannien in der Kritik

Die Gewinnberechnung von Facebook ist offenbar schwer nachzuvollziehen.

(Bild: pixabay.com)

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Im Jahr 2018 hat Facebook in Großbritannien gut 96 Millionen Pfund Gewinn gemacht und darauf gut 28 Million Pfund Steuern gezahlt, also knapp 30 Prozent. In der Kritik steht der Konzern dort trotzdem, weil dem Gewinn ein Ertrag von 1,65 Milliarden Pfund gegenüber steht. Davon dient allerdings nur die Hälfte als Berechungsgrundlage ("recognised revenue"), berichtet unter anderem der Independent. Davon werden dann die verschiedenen Aufwendungen des britischen Facebook-Ablegers abgezogen, was zu dem erwähnten Gewinn führt.

Ob es dabei allerdings so läuft wie der Gesetzgeber sich das vorgestellt hat, wird bezweifelt: Experten bezeichnen Facebooks Konten als "undurchsichtig" und die Vermutung liegt nahe, der Konzern könnte seinen Gewinn künstlich schmälern, indem Geld ins Ausland transferiert wird. Auf dem Papier kann Facebook in Großbritannien nämlich nur 12 Prozent seines Werbeeinkommens als Gewinn verbuchen, während diese Quote global bei 44 Prozent liegt.

Neu ist die Debatte allerdings nicht, die britische Politikerin Margaret Hodge, die auch jetzt wieder gegen die Zustände protestiert, hatte sich schon im Vorjahr ähnlich geäußert. Passiert ist seither wohl nichts, nur haben Facebooks Umsatz, Gewinn und auch Besteuerung deutlich zugelegt. Das Verhältnis der Zahlen hat sich aber nicht besonders verschoben.

Ändern könnte sich das durch einen aktuellen Vorschlag der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die damit auch auf – zum Teil heftig kritisierte – Alleingänge wie Frankreichs Digitalsteuer reagiert. Der OECD-Entwurf sieht unter anderem vor, dass die Besteuerung sich nicht nur am jeweiligen Firmensitz orientiert. Stattdessen sollen internationale Unternehmen auch dort Abgaben zahlen, wo Kunden beziehungsweise Nutzer von Dienstleistungen sitzen und die Unternehmen Gewinne erzielen. Bis Januar 2020 will die OECD ein entsprechendes globales Regelwerk vereinbaren. (syt)