Telegrams Kryptowährung: US-Börsenaufsicht stoppt geplanten Verkauf

Bis zum 31. Oktober sollte eigentlich Telegrams eigenes Kryptogeld herauskommen. Doch die US-Börsenaufsicht geht dagegen vor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Chatdienst Telegram

(Bild: dpa, Armin Weigel/Illustration)

Lesezeit: 3 Min.

Schlappe für Telegrams Kryptogeldpläne: Die US-Börsenaufsicht SEC hat Ende vergangener Woche vor einem US-Bundesbezirksgericht eine einstweilige Verfügung gegen den öffentlichen Verkauf von Telegrams Kryptowährung Gram erwirkt. Eigentlich wollte der Messenger-Betreiber bis zum 31. Oktober damit auf den Markt kommen. Doch die US-Behörde wirft dem Unternehmen und seiner Tochter TON Issuer vor, den Verkauf nicht gemäß der Regularien für Wertpapiere angemeldet zu haben. Telegram erwägt einem Bericht nach, den Start der Digitalwährung zu verschieben, nun da der US-Markt erstmal blockiert ist.

Bereits seit 2018 brodeln Gerüchte über das Krypto-Vorhaben Telegrams und Medien zitieren aus geleakten Whitepapern und Investorenbroschüren. Telegram gibt sich jedoch verschwiegen. Laut Mitteilung der SEC wurden seit Januar 2018 insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar von 171 Großinvestoren eingesammelt. Dafür sollen die Investoren zum vergünstigten Preis ein Anrecht auf 2,89 Milliarden der Gram-Tokens erhalten haben – rund ein Drittel davon ging an 39 Geldgeber aus den USA. Der Beschwerdeschrift der SEC zufolge gab es in der ersten Finanzierungsrunde Grams für 0,37 US-Dollar, in der zweiten Runde für 1,33 US-Dollar. Als Referenzpreis zum Marktstart für die Allgemeinheit seien demnach 3,62 US-Dollar angesetzt.

Die SEC moniert neben der mangelnden Registrierung auch, dass Telegram seinen Investoren keine hinreichenden Informationen etwa über eigene Geschäftszahlen, Risikofaktoren des Investments und Verwaltung der Kryptotokens vorgelegt habe. Nur weil der Stempel "Kryptowährung“ auf einem Produkt klebe, könne man nicht einfach herrschende Gesetze für die Ausgabe von Wertpapieren und die dazu gehörenden Transparenzpflichten umgehen.

Telegram hat sich bislang nicht öffentlich dazu geäußert. Laut einer Mitteilung an Investoren, aus der die Finanznachrichtenagentur Bloomberg zitiert, sucht das Unternehmen derzeit nach Möglichkeiten, es der Behörde recht zu machen. Das könne auch eine Verschiebung des Starttermins bedeuten. Telegram sei bereits seit 18 Monaten im Gespräch mit der SEC, soll es im Investorenbrief heißen – man sei überrascht und enttäuscht, dass sich die Behörde zum Gang vor Gericht entschieden habe.

Technisch gesehen sollen Grams den Berichten nach Tokens eines dezentralen Blockchainsystems auf Basis eines Peer-to-Peer-Netzwerks sein. Das soll auf einen Proof-of-Stake-Algorithmus setzen und gut skalierbar sein. Die Plattform wird dann wohl den Namen Telegram Open Network tragen, kurz TON, und soll im Stile Ethereums das Fundament für weitere Dienste neben der Währung bilden. Eine Integration in den populären Telegram-Messenger dürfte auch geplant sein.

Großer Konkurrent ist natürlich das von Facebook vorangebrachte Projekt Libra, eine digitale Währung, die Elemente von Kryptowährungen adaptiert und ein globales Zahlungsmittel werden soll. Anders als Libra soll Gram nicht durch andere Währungen gedeckt sein, es ist also mit den bei Bitcoin und Co. bekannten Kursschwankungen zu rechnen. Allerdings hat Libra wiederum das Problem, dass anfängliche Unterstützer wie Paypal, Visa, Mastercard, Stripe und Ebay ihre Zusagen schon wieder zurückgezogen haben. Grund dürfte der vehemente Widerstand von Politikern und Behörden sein. Das macht die Zukunft des Projekts zumindest fraglich. (axk)