Deepfakes: Wenn Boris Johnson und Jeremy Corbyn zur Wahl des Gegners aufrufen

Mit zwei manipulierten Videos machen britische Aktivisten darauf aufmerksam, wie täuschend echt Deepfake-Videos bereits aussehen. Sie wollen eine Debatte.

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Deepfakes: Wenn Boris Johnson und Jeremy Corbyn zur Wahl des Gegners aufrufen
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Mit zwei Deepfake-Videos, in denen die Politiker Boris Johnson und Jeremy Corbyn eine Wahlempfehlung für den jeweils anderen aussprechen, will ein britischer Think Tank vor den Parlamentswahlen im Königreich auf die Gefahren der manipulierten Videos hinweisen. Future Advocacy hat die Videos erstellen lassen und verbreitet sie nun unter anderem auf Twitter.

In einem spricht Premierminister Johnson von der Spaltung seines Landes, über die er sich erheben wolle, weswegen er zur Wahl seines Konkurrenten Jeremy Corbyn von der Labour-Partei aufrufe. Der wiederum appelliert im zweiten Filmchen Labour-Anhänger dazu auf, seinen konservativen Gegenspieler zu wählen.

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Sogenannte Deepfakes rückten Anfang 2018 in den öffentlichen Blickpunkt. Damals hatte sich auf Reddit eine Community gebildet, in der mit Machine-Learning-Software Gesichter von Personen in Videos ausgetauscht wurden. Wenige Monate später wurde ein Algorithmus vorgestellt, der so täuschend echte Fake-Videos erstellen konnte, dass Menschen diese nicht mehr von echten Videos unterscheiden konnten.

Auch weil die Entwicklung schneller geht als anfangs erwartet, gehen Wissenschaftler inzwischen davon aus, dass Deepfakes in wenigen Jahren so perfekt sein werden, dass die Manipulation praktisch nicht mehr nachweisbar sein wird. In den USA gab es bereits Debatten darüber, welche Verantwortung Internetdienste für die Verbreitung haben.

Mit den beiden manipulierten Videos der britischen Spitzenpolitiker will Future Advocacy nun auch in Großbritannien eine Debatte auslösen. Auf ihrer Website listen sie vier Herausforderungen auf, vor die Deepfakes die Gesellschaft ihrer Meinung nach stellen. So stelle sich als erstes die Frage, ob Möglichkeiten entwickelt werden können, um Deepfakes zu enttarnen. Zweitens warnen sie davor, dass in einer Welt der Deepfakes auch echte Videos von den gezeigten Personen als "Deepfake" diskreditiert werden könnten, wenn sie nicht dazu stehen wollen.

Außerdem fragt Future Advocacy, ob dem Phänomen mit Gesetzen entgegenzutreten sei, welche Strafen auf Verstöße folgen und ob die überhaupt durchgesetzt werden könnten. Schließlich regen die Macher noch an, darüber zu diskutieren, wie die Gesellschaft die negativen Konsequenzen technisch perfekter Deepfakes minimieren könnte, sollte eine Regulierung scheitern.

(mho)