Google Stadia angetestet: Funktioniert erstaunlich gut

Kurz vor dem Start konnten wir Googles Cloud-Gaming-Dienst Stadia an Smartphone, TV und Notebook probespielen – und waren positiv überrascht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 385 Kommentare lesen
Google Stadia angetestet: Funktioniert erstaunlich gut
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Im Vorfeld des Stadia-Starts gab es Kritik wegen fehlender Funktionen – doch trotz der etwas überstürzt wirkenden Premiere liefert Googles Cloud-Gaming-Dienst bei seinen Grundfunktionen zuverlässig ab: "Funktioniert erstaulich gut" lautet das erste c't-Fazit nach einem ausführlichen Probelauf im Hamburger Google-Büro. Der Dienst startet offziell am morgigen Dienstag um 18 Uhr in 14 Ländern, darunter auch in Deutschland. Zurzeit können Stadia nur Vorbesteller der "Founders Edition" nutzen, die einen Aktivierungscode erhalten haben.

Stadia ermöglicht das Spielen auch auf leistungsschwachen Computern oder TV-Geräten: Die Spiele laufen nämlich nicht auf lokaler Hardware, sondern in einem Google-Rechenzentrum – die Controllereingaben werden an den Server geschickt, der dann einen Videostream zurück sendet.

Fürs Spielen mit dem Smartphone kann man eine beliebige Controller-Klemme verwenden, Google verkauft aber auch eine eigene.

(Bild: c't magazin / jkj)

c‘t konnte den Streaming-Service auf drei unterschiedlichen Geräten ausprobieren, alle waren über WLAN mit dem Netz verbunden: Ein Android-Smartphone (Pixel 3a), ein 55-Zoll-4K-Fernseher mit HDR sowie ein Notebook, bei dem Stadia im (Chrome-)Browser lief. Das WLAN wurde von einem im gleichen Raum befindlichen Google-Wifi-Router der ersten Generation aufgespannt.

Angespielt haben wir drei der 22 Launch-Titel: Mortal Kombat 11, Destiny 2 und das Stadia-exklusive Schleich-Niedlich-Horrorspiel Gylt. Beeindruckend: Wir konnten zu jedem Zeitpunkt von Gerät zu Gerät umschalten, der Wechsel dauerte nur wenige Sekunden.

Auf allen Geräten war die Bildqualität zu jeder Zeit einwandfrei, Kompressionsartefakte fielen nicht auf – ob man das Bild mit bloßem Auge von einer lokal laufenden Variante unterscheiden kann, wird c't in einem ausführlichen Test klären. Zum Start beherrscht Stadia 4K-Auflösung und HDR ausschließlich über Chromecast Ultra angebundene Displays.

An Smartphone und im Chrome-Browser gibt es erstmal nur 1080p-Auflösung. Außerdem muss man hier den Stadia-Controller per USB-Kabel anschließen, drahtlos lässt sich der Controller zurzeit ebenfalls nur mit Chromecast Ultra nutzen. In Chrome oder am Smartphone lassen sich beliebige (verkabelte) Controller verwenden, außerdem kann man in Chrome auch nur Maus, Touchpad oder Tastatur verwenden.

Verzögerungen machten sich nicht störend bemerkbar: Sowohl Mortal Kombat 11, Gylt als auch Destiny waren problemlos spielbar. Das Abfeuern der Waffe bei Destiny 2 wirkte komplett verzögerungsfrei, lediglich bei schnellen Seitwärtsbewegungen war uns, als würden wir eine ganz leichte Verzögerung wahrnehmen – für den c't-Test sind Latenzmessungen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera geplant.

Stadia läuft auf Wunsch auch im Browser.

(Bild: c't magazin / jkj)

Der Stadia-Controller liegt gut in der Hand. Er ist mit 268 Gramm etwas schwerer als der PS4-Controller und etwas leichter als das Xbox-One-Modell. Neben den Standardknöpfen und -sticks (vier Feuerknöpfe, ein Steuerkreuz, zwei Analogsticks, zwei Optionen-Buttons und vier Schultertasten) gibt es drei zusätzliche Bedienknöpfe: Mit dem Stadia-Button beendet man das laufende Spiel und kehrt ins Hauptmenü zurück, der Google-Assistant-Knopf aktiviert das Mikrofon und mit dem Capture-Button macht man Screenshots und Videos, die anschließend in der Stadia-Mobil-App auftauchen.

Der Controller funkt mit WLAN (Dual-Band, 802.11 a/b/g/n/ac) und Bluetooth 4.2. Die USB-C-Buchse dient zum Aufladen des internen Akkus sowie zum verkabelten Spielen. Außerdem gibt es eine 3,5mm-Kopfhörerbuchse. Der Controller kostet einzeln 69 Euro und ist in den Farben Schwarz, Weiß und Wasabi erhältlich.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Für die Einrichtung des Streamingdienstes benötigt man die Stadia-App für Android- und iOS-Mobilgeräte. Zu Anfang kann man auch nur hier Spiele kaufen. Ist der Account jedoch einmal eingerichtet, lässt sich Stadia auch ohne Mobilgerät verwenden. Schaltet man den Controller an, schaltet sich beispielsweise der Chromecast automatisch in den Stadia-Modus.

Wer Stadia ausprobieren will, muss zurzeit noch die "Premiere Edition" für 129 Euro im Play Store bestellen. Sie beinhaltet einen Stadia-Controller, einen Chromecast Ultra und ein dreimonatiges Stadia-Pro-Abo. Danach kostet das Abo 10 Euro im Monat. Den zurzeit für den Start benötigten Aktivierungscode verschickt Google per Mail, sobald das Paket auf dem Weg zum Kunden ist.

Das kostenlose "Stadia Base" will Google erst im nächsten Jahr anbieten. Damit ist Streaming mit 1080p60-Auflösung und Stereoton möglich. Zusatzhardware wird dafür nicht benötigt, wenn man lediglich auf dem Mobilgerät oder im Desktop-Browser spielen will.

Für 4K, HDR und 5.1-Sound braucht man ein Stadia-Pro-Abo. Außerdem sind im Pro-Abo kostenlose Spiele inkludiert. Zurzeit gibt es mit Destiny 2 lediglich ein Gratis-Spiel für Pro-Abonnenten, künftig sollen aber mehrere dazukommen – wahrscheinlich in monatlicher Frequenz. (jkj)