Rückschau 2019: Medizin-Apps – Aderlass für Daten

Gesundheitsminister Jens Spahn will medizinische Software auf Rezept verordnen lassen. Der ­Nutzen solcher Apps ist noch unklar, aber Datenschutzprobleme sind schon jetzt offensichtlich.

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Rückschau 2019: Medizin-Apps - Aderlass für Daten

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Hellmut Schwenkenbecher

Am 15. Mai 2019 stellte Gesundheitsminister Jens Spahn einen ersten ­Entwurf seines Digitale-Versorgung-Gesetzes vor. Es solle, so erklärte Spahn, die medizinische Versorgung in Deutschland "digitaler" ­machen. Ein Aspekt davon ist, dass Ärzte künftig Apps per Rezept verordnen können – die Krankenkassen bezahlen. Auf Twitter verkündete Spahn: "Patienten sollen sich darauf verlassen können, dass sinnvolle digitale Anwendungen – z. B. Apps oder Diagnose-Tools – schnell in die Versorgung kommen." Einige Twitter-Nutzer lobten ihn ­dafür. Andere aber kritisierten den Tweet und fragten sich, den Gesundheitsminister und die vorherigen Kommentatoren, was genau das "sinnvoll" in Spahns Nachricht bedeuten solle.

Damit ist die Kernfrage gestellt: Gibt es überhaupt Apps, die erwiesenermaßen einen medizinischen Nutzen haben? Und welche sind das?

Die Antwort darauf scheint das Gesetz in die Zukunft auslagern zu wollen. Zwar soll das Bundesinstitut für Arznei­mittel und Medizinprodukte (BfArM) Gesundheits-Apps auf Funk­tion und Sicherheit testen. Auch sollen nur solche Apps verschrieben werden dürfen, die gemäß EU-Verordnung als Medizinprodukt gelten – Tabletten-Erinnerer und Diabetes-Tagebücher ja, gewöhnliche Fitness-Tracker nein. Anwendungen, die den ersten BfArM-Test bestehen, landen auf einer Liste, von der Ärzte dann verschreiben dürfen. Aber ob diese Apps wirklich halten, was sie versprechen, wird erst einmal nicht überprüft. Erst ein Jahr nach der Aufnahme auf die Auswahlliste muss der jeweilige Hersteller per Wirknachweis zeigen, dass seine App tatsächlich hilft.

Für wie viele der derzeit auf dem Markt verfügbaren Gesundheits-Apps dieser Nachweis erbracht werden kann, lässt sich kaum abschätzen. Je nach Zählweise liegt die Zahl der medizinischen Apps im hohen fünf- oder im niedrigen sechsstelligen Bereich. Manche Hersteller werben durchaus damit, dass ihre Apps in Studien getestet wurden, einige sogar von unabhängigen Forschern. Darunter fällt etwa Selfapy mit seiner gleichnamigen App, die bei psychischen Problemen helfen soll. Doch Anbieter wie diese sind in der Minderheit.

(rot)