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Deutsche Mobility-Start-ups: Blickfeld

Blickfeld hat Lidar-Sensoren entwickelt, die kompakter und kostengünstiger zu bauen sind als die bisherigen Produkte und damit tauglich sind für den Massenmarkt

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Von
  • Bernd Kirchhahn

Blickfeld hat Lidar-Sensoren entwickelt, die kompakter und kostengünstiger zu bauen sind als die bisherigen Produkte und damit tauglich sind für den Massenmarkt. All die Visionen vom automatisierten Auto und vom Robotertaxi, die derzeit von Herstellern landauf und landab in den schillerndsten Farben gezeichnet werden, scheiterten bislang auch daran, dass die Autos schlichtweg blind sind. Sie sehen nicht gut genug, um selbstständig durch den Verkehr zu kommen. Und wenn doch, sind die Sehhilfen klobig, teuer und leiden unter hohem Verschleiß.

Hochautomatisiert und billig herzustellen

Blickfeld glaubt, das Problem mit seinem Cube gelöst zu haben. Dieser LiDAR-Sensor ist mit vereinfachter, aber leistungsfähiger Technik ausgestattet und lässt sich hochautomatisiert und damit billig in großer Zahl produzieren. Der Cube hat eine Reichweite von bis zu 250 Meter und kann – darum geht es bei LiDAR-Sensoren – sich bewegende Objekt erfassen und für das System in eine 3D-Punktwolke übersetzen.

Die Software dahinter, ebenfalls von Blickfeld, liefert dem System des Endkunden dann die entsprechenden Informationen. Eine Technologie, die auch bei der Gebäudeüberwachung, topografisches 3D-Mapping (für den Straßenbau) oder der Vermessung von Transportvolumina (für die Logistik) Anwendung finden kann.

In der Automobilindustrie spielen zwei Faktoren eine besonders große Rolle. Zum einen läuft die Laserüberwachung samt Einspeisung ins System in Echtzeit. Zum anderen funktioniert die Technik auch in vollkommener Dunkelheit oder bei schlechtem Wetter. Der von Blickfeld konstruierte Aufbau der Spiegel innerhalb des Cube führt außerdem zu einer starken Sonnenlichtunterdrückung. Alles Dinge, die sie Kameras voraus haben. Das macht LiDAR-Sensoren für das automatisierte Fahren interessant.

Fünf Fragen an Dr. Florian Petit, Gründer von Blickfeld

Können Sie uns Ihre Geschäftsidee in drei Sätzen erläutern?

Ich kann es sogar in drei Worten: Massenmarkttaugliche LiDAR-Sensoren. LiDAR (Light Detection and Ranging) ist keine neue Technologie und es gibt einige Unternehmen, die LiDAR-Sensoren bauen können. Das eigentliche Problem der Technologie ist aber ihre Komplexität. Das führte bisher dazu, dass die Sensoren zu teuer und groß waren, um sie in Zukunft in jedes Fahrzeug mit automatisierten Fahrfunktionen einzubauen. Das wird allerdings nötig sein, um die Sicherheit selbstfahrender Fahrzeuge zu ermöglichen. Daher haben wir bei Blickfeld einen LiDAR-Sensor mit einem deutlich vereinfachten Aufbau bei hoher Leistung entwickelt, der hochautomatisiert produziert werden und damit den automobilen Massenmarkt bedienen kann.

Wer ist Ihre Kundschaft?

LiDAR-Sensoren halten mithilfe von Laserpulsen ihre Umgebung in 3D fest und geben so genauen Aufschluss über Abstände, Positionen und Volumen von Gegenständen im Umfeld des Sensors. Die Einsatzmöglichkeiten sind daher vielfältig. Die bereits genannten autonomen Fahrfunktionen sind sicherlich der bekannteste Anwendungsbereich für die laserbasierten Sensoren. Darüber hinaus haben wir Kunden in den Bereichen Smart City (z.B. für die Parking Spot Detection), Security (z.B. um das Eindringen von Menschen oder Gegenständen in gesicherte Zonen zu überwachen) und Industrie (z.B. zur Frachtvolumenerfassung).

Wer sind Ihre Konkurrenten und was haben Sie denen voraus?

Es gibt nicht viele LiDAR-Firmen, die wie wir Sensoren für den Massenmarkt produzieren können; weltweit sind es vielleicht eine Handvoll. Diesen haben wir voraus, dass wir bereits eine hochautomatisierte Produktionslinie in Betrieb genommen haben und somit den wichtigen Schritt in die hochvolumige Herstellung unserer Sensoren gegangen sind. Allerdings sehen wir viele Anwendungsbereiche und einen sehr großen Markt für LiDAR-Sensoren, weswegen wir davon ausgehen, dass es auch in Zukunft mehrere Player in der Branche geben wird.

Welche konkreten Vorteile haben Ihre Kunden durch Ihr Produkt?

Die von Blickfeld eingesetzte Technologie, ist eine sogenannte Solid-State Technologie, das heißt, es werden keine sich bewegenden Teile verbaut, die sich abnutzen können und gewartet werden müssen. Zudem bewirkt der besondere Aufbau der Blickfeld Sensoren eine hohe Leistungsfähigkeit bei kleinem Bauraum. Und unser Sensor ist vergleichsweise kostengünstig. All diese Punkte haben besonders für die Automobilindustrie Vorteile: Die Sensoren können problemlos in Scheinwerfer oder Autodächer integriert werden, ohne das Fahrzeugdesign zu beeinträchtigen.

Wie weit sind Sie mit der Verwirklichung und wo stehen Sie in fünf Jahren?

Wir setzen bereits erfolgreich Projekte mit Tier One Zulieferern aus der Automobilbranche sowie weiteren Kunden aus den Bereichen Smart City, Security und Industrie um. Zudem haben wir dieses Jahr unsere Produktionslinie in Betrieb genommen, unseren Long-Range Sensor vorgestellt und unser Team auf über 80 Mitarbeiter ausgebaut. Wir entwickeln unseren LiDAR stetig weiter und haben dabei stets eine höhere Leistung und noch kleinere Baugröße im Blick.

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(fpi)