Ridepooling: Sammeltaxen immer beliebter, aber noch nicht profitabel

Ridepooling – also Sammeltaxis – werden zunehmend beliebter. Allerdings funktionieren sie für manche noch zu unzuverlässig.

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Sammeltaxen in der Stadt: Ridepooling immer beliebter, aber noch nicht profitabel

(Bild: Clevershuttle)

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Von
  • dpa

Die Zahl der Menschen, die Ridepooling-Angebote nutzen, nimmt stetig zu. "Vorigen Dezember hatten wir eine Million Fahrgäste, im März zwei Millionen – jetzt sind wir nah an den drei Millionen", sagte ein Clevershuttle-Sprecher, dessen Unternehmen in Städten wie Berlin, München oder Dresden aktiv ist. Die VW-Tochter Moia zählte im vergangenen November 227.000 Fahrgäste alleine in Hamburg, im Juni waren es noch knapp die Hälfte. Außerdem fahren Moia-Autos noch in Hannover.

Beim Ridepooling können Kunden per App ein Sammeltaxi buchen, unterwegs werden weitere Mitfahrer mitgenommen. Ein Algorithmus bestimmt die effizienteste Route.

Der Dienst von Clevershuttle ist dabei nach eigenen Angaben rund halb so teuer wie eine Taxifahrt. In Hamburg, Stuttgart und Frankfurt hat sich das Unternehmen mittlerweile aus wirtschaftlichen Gründen aber wieder zurückgezogen.

"Das Auto ist für viele immer noch ein Rückzugsort. Wenn wir diese Leute zum Umsteigen bewegen wollen, dann müssen wir mit Komfort punkten", sagt Moia-Pressesprecher Christoph Ziegenmeyer. Zu diesem Schema passen Menschen, die ohnehin nicht mit dem ÖPNV fahren, die aber auch bereit sind, ihr Auto stehen zu lassen, wenn es attraktive Alternativen gibt.

Bei rund jeder zweiten Moia-Fahrt in Hannover würden unterwegs noch Personen aufgegabelt, sagt Ziegenmeyer. In Hamburg liege die Quote bei 60 Prozent. Dieselbe Zahl nennt auch der Anbieter Clevershuttle. Noch sind weder Moia noch Clevershuttle, das mehrheitlich der Deutschen Bahn gehört, profitabel.

Für manche funktioniert Ridepooling noch zu unzuverlässig. Es ist das Dilemma zwischen teils zu geringer Auslastung und Überfüllung in den Stoßzeiten, das auch Clevershuttle zu schaffen macht. In Berlin müsse das Unternehmen fast jede dritte Fahrt ablehnen, sagt ein Sprecher.

Noch gibt es keine Auswertungen des Ridepoolings in Deutschland. Verkehrsforscher Christian Winkler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) geht aber davon aus, dass dadurch erst einmal mehr Verkehr auf die Straßen komme. Solange es keine vorgesehenen Flächen zum Ein- und Aussteigen gibt, würde darüber hinaus der Verkehrsfluss gestört. Ziegenmeyer hält dagegen: Bei Hunderttausenden Autos, die täglich durch Städte wie Hamburg fahren, würden 200 Moia-Busse nicht den großen Unterschied machen.

Sinnvoll findet Winkler Kooperationen mit dem ÖPNV: Kunden könnten etwa mit einem Pooling-Fahrzeug zur nächsten S-Bahnhaltestelle gefahren werden, erste Versuche dazu laufen bereits. In Berlin sind es die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) selbst, die den Rufbus Berlkönig betreiben. Grundsätzlich meint Winkler aber: "Um das wirklich in einer Größenordnung zu schaffen, dass die Zahl der Privat-Pkws runtergeht, müssen schon noch restriktivere Maßnahmen ergriffen werden, die dann dem privaten Pkw-Besitzer nicht so gefallen."

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(anw)