Facebook: Anti-muslimische Hetze als Geschäftsmodell

2016 hatten mazedonische Jugendliche dank Facebook Geld mit Fake News zu Donald Trump verdient. Offenbar klappt das weiterhin, nun mit anti-muslimischer Hetze.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 94 Kommentare lesen
Hetze als Geschäftsmodell: Dank Facebook mit anti-muslimischer

(Bild: dolphfyn/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Gruppe aus Israel hat angeblich jahrelang anti-muslimische Hetze auf dubiosen Internetseiten über rechte und rechtsextreme Facebook-Seiten verbreitet und damit Profit gemacht. Das berichtet der britische Guardian und sieht bestätigt, dass Facebook weiterhin kein Mittel gefunden hat, um heimlich agierende Akteure zu stoppen, die die Plattform für koordiniete Hass- und Desinformationskampagnen nutzen.

Das Phänomen war im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 breit diskutiert worden. Buzzfeed hatte damals aufgedeckt, dass Jugendliche aus der mazedonischen Kleinstadt Veles (inzwischen Nordmazedonien) auf Dutzenden Webseiten mit Fake News Werbung für Donald Trump und damit Geld gemacht hatten.

Wie der Guardian nun über die "Hass-Fabrik" schreibt, haben sich die Verantwortlichen der Kampagne unter vermutlich falschen Angaben Redaktionsrechte bei rechten und rechtsextremen Facebook-Seiten in Israel, Australien, Kanada, den USA, Österreich und Großbritannien erbeten und bekommen. Darüber seien dann koordiniert Links zu einem Netz von 10 heftig mit Werbung ausgestatteten Seiten verteilt worden, die voller anti-muslimischer Beiträge sind. Das sei sogar eigentlichen Verantwortlichen der Facebook-Seiten negativ aufgefallen und einer habe sich beschwert: "Es ist nur Islam, Islam, Islam, Islam und mehr Islam. Genug damit, wir haben es verstanden."

Die Beiträge richten sich demnach oft gegen muslimische aber auch linke Politikerinnen und Politiker – eine spricht in der Folge von einem "schrecklichen Rausch an Rassismus, Fake News und Hass". Geworben werde in den Beiträgen außerdem für rechte Parteien.

Wie die britische Zeitung weiter ermittelt hat, wurden über das Netzwerk allein im Oktober 2019 fast 5700 koordinierte Beiträge abgesetzt, die auf Facebook fast 850.000 Mal geliked, geteilt oder kommentiert wurden. Insgesamt komme das Netzwerk auf über 165.000 Beiträge und mehr als 14 Millionen Reaktionen in dem sozialen Netzwerk. Die genutzten Facebook-Seiten erreichen demnach weltweit eine Millionen Follower. Auf die Recherchen angesprochen habe Facebook einige Seiten und Accounts gesperrt, weil sie gegen die Regeln zu "Spam und Fake-Accounts" verstoßen.

Bei den Recherchen zu den Hintermännern sind die Reporter demnach auf eine Schlüsselfigur gestoßen, deren Online-Identität sie einem Juwelier in einem Vorort von Tel Aviv zugeordnet haben. Der habe erklärt, er wisse nicht, worum es geht, habe dann aber doch gefragt, wie sie ihn gefunden hätten. Seinen Nutzernamen haben sie demnach mit "naiven" Versuchen in Verbindung gebracht, online Geld zu verdienen. Dazu gehört demnach eine "kostenlose Sex-Dating"-Seite, ein "religiöses Dating"-Portal, eine Fan-Seite für das israelische Big Brother und verschiedene andere dubiose Angebote. (mho)