Unerwartet massereiches stellares Schwarzes Loch? Forscher widersprechen

Nicht einmal zwei Wochen nach der Vorstellung des unerwarteten Funds gibt es jede Menge Widerspruch. Das besonders massereiche Schwarze Loch gibt es wohl nicht.

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Unerwartet massereiches stellares Schwarzes Loch? – Forscher widersprechen

So stellten sich die Entdecker ihr Schwarzes Loch vor.

(Bild: Jingchuan YU, Beijing Planetarium, 2019)

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Nur wenige Tage nachdem chinesische Forscher die Entdeckung eines unerwartet massereichen stellaren Schwarzen Lochs vorgestellt haben, gibt es von mehreren Seiten Widerspruch gegen die Analyse. Auf dem Internetportal Arxiv, wo Forscher wissenschaftliche Arbeiten vor der Veröffentlichung in Fachmagazinen publik machen können, gibt es inzwischen Artikel mehrere Astrophysiker, die jeweils zu dem eindeutigen Schluss kommen, dass in dem beschriebenen Sternsystem kein Schwarzes Loch mit 70 Sonnenmassen existiert. Das wäre deutlich massereicher, als es aktuellen Theorien zufolge sein dürfte und hätte eine Überarbeitung der Modelle zur Entstehung stellarer Schwarzer Löcher verlangt.

Stellare Schwarze Löcher entstehen demnach aus kollabierenden massereichen Sternen. Weil sie dann größtenteils inaktiv sind und kein Material einsaugen, das erhitzt und dadurch beobachtbar wird, sind sie nur sehr schwer zu finden. In unsere Heimatgalaxie dürften angesichts der hier typischen Sterne keine stellaren Schwarzen Löcher existieren, die mehr als die 20-fache Masse unserer Sonne aufweisen, hatten die chinesischen Forscher um Jiufeng Liu von Chinas National Astronomical Observatory erklärt. Er hatte mit seinem Team im Wissenschaftsmagazin Nature berichtet, ein stellares Schwarzes Loch von 70 Sonnenmassen entdeckt zu haben.

In einem der nun auf Arxiv veröffentlichten Artikel erklärt etwa eine Gruppe um J.J. Elridge von der University of Auckland unter Berufung auf Daten der ESA-Sonde Gaia, dass es "höchst unwahrscheinlich" sei, dass das Schwarze Loch die beschriebene Masse habe. Ihren Modellen zufolge dürfte es sich stattdessen um eine typische Konstellation handeln mit einem Schwarzen Loch von 4- bis 7-facher Sonnenmasse.

Unter der Überschrift "Nicht so schnell", nehmen Kareem El-Badry und Eliot Quataert von der University of California Berkeley, Berkeley eine wichtige Grundlage der ursprünglichen Analyse auseinander. Sie schlussfolgern, die Natur des unsichtbaren Begleiters bleibe unklar, aber ein Schwarzes Loch von 5- bis 20-facher Sonnenmasse sei am plausibelsten.

Eine Gruppe um Michael Abdul-Masih von der Katholischen Universität Leuven kommt ebenfalls zu diesem Schluss und erklärt, dass die Berechnungen der Masse des Schwarzen Lochs in dem ursprünglichen Artikel fehlerhaft gewesen seien. Würden die korrigiert, blieben in den Daten keine Hinweise auf das unerwartet massereiche Schwarze Loch und damit gehe auch der Widerspruch zu den bestehenden Theorien verloren. Von den Forschern des chinesischen National Astronomical Observatory gibt es bislang noch keine Reaktion auf die verschiedenen Gegenargumente. (mho)