Telefónica: Huawei-Verbot würde Deutschland "um Jahre zurückwerfen"

In einem geleakten Positionspapier warnt Telefónica vor einem Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau. Das würde den Netzausbau in Deutschland zurückwerfen.

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Telefónica: Huawei-Verbot würde Deutschland "um Jahre zurückwerfen"

(Bild: Rad K/Shutterstock.com)

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Von
  • Simon Koenigsdorff

Der Mobilfunkkonzern Telefónica hat in einem Brief an Bundestagsabgeordnete vor einem Verbot von Huawei-Hardware beim 5G-Netzausbau in Deutschland gewarnt. "Ein Verbot des chinesischen Anbieters würde zu erheblichen Verzögerungen bei der 5G-Einführung führen und unser Land im Technologiewettbewerb zurückwerfen", heißt es in dem Papier, das der Journalist Noah Barkin auf Twitter veröffentlicht hat.

Gegenüber Barkin und anderen deutschen Medien hat Telefónica die Echtheit des Schreibens inzwischen bestätigt. Es sei in der ersten Novemberhälfte verschickt worden, erklärte ein Telefónica-Sprecher gegenüber Golem.de.

In dem Schreiben argumentiert Telefónica, dass ein Ausschluss von Huawei, der in der Politik diskutiert wird, "vor allem den wirtschaftlichen Interessen Deutschlands schaden" würde. Ohne Huawei und nur mit den deutlich kleineren Konkurrenten Nokia, Ericsson, Samsung und ZTE sei es kaum möglich, ausreichend Hardware für einen zügigen 5G-Ausbau zu bekommen.

Gleichzeitig sei Huawei "sowohl Qualitäts- als auch Preisführer im Markt" und halte etwa 80 Prozent aller 5G-Patente. Generell gebe es in puncto Netzausrüstung kaum eigene Entwicklung in Europa, und die Hardware aller Hersteller werde meist in China produziert. Da auch in der bestehenden 4G-Infrastruktur Huawei-Technik verbaut sei und 5G darauf aufbaue, geht Telefónica davon aus, dass es "enorme Rück- und Umbauarbeiten" benötigen würde, sollte das Verbot tatsächlich kommen.

In der Debatte um den 5G-Ausbau werden gegen Huawei vor allem Sicherheitsbedenken vorgebracht. Es wird dabei nahegelegt, dass Huawei aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen in seinem Heimatland gezwungen sein könnte, Informationen an die chinesische Regierung weitergeben zu müssen.

Huawei weist die Vorwürfe zurück, und auch Telefónica betont in dem Schreiben an deutsche Abgeordnete, dass man "keine Kenntnisse tatsächlicher Sicherheitsrisiken" habe. Auch Bundesbehörden hätten den Mobilfunkanbieter noch nie über "Spionagetätigkeiten in Mobilfunknetzen" durch Huawei oder die Volksrepublik China informiert – der einzige belegte Vorfall dieser Art seien Überwachungsmaßnahmen der NSA unter teilweiser Mitwirkung des Bundesnachrichtendienstes, die bereits 2013 bekannt worden waren.

In einer Anhörung im Bundestag hatten sich Industrievertreter vom eco-Verband und von Vodafone ebenfalls kritisch zu einem möglichen Huawei-Verbot geäußert. Trotz des wachsenden politischen Widerstands hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende November dafür ausgesprochen, keinen der potenziellen 5G-Ausrüster von vornherein auszuschließen. (siko)