Goodbye, Windows 7? – Rückschau und Ausblick

Vor rund zehn Jahren erschien Windows 7 und wurde seither auf Millionen von PCs installiert. Wir werfen einen Blick zurück – und auf die aktuelle Situation.

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Windows 7: Rückschau und Ausblick

(Bild: Shutterstock (Collage))

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Günter Born
Inhaltsverzeichnis

Im Jahr 2009 sollte Windows 7 als Nachfolger das bei vielen Nutzern eher unbeliebte Windows Vista und später auch das seinerzeit unverändert populäre Windows XP ablösen. Das Desktop-Betriebssystem erfüllte diese Mission überaus erfolgreich und erfreut sich – trotz Ablauf des Supportzeitraums am 14. Januar 2020 – noch immer großer Beliebtheit. Wir blicken auf die Geschichte von Windows 7 zurück und beleuchten die aktuelle (Umstiegs-)Situation.

Die Entwicklung von Windows 7 begann bereits zu Zeiten, als Microsoft unter dem Codenamen Longhorn noch am späteren Windows Vista programmierte. Der Codename für Windows 7 war Blackhorn, 2006 wurde das Projekt in Vienna umgetauft.

Eine erste Vorabversion des Betriebssystems wurde am 22. Oktober 2008 auf der Professional Developers Conference (PDC) vorgestellt. Die Verteilung der ersten "öffentlichen" Beta-Version zum 7. Januar 2009 an MSDN- und TechNet-Mitglieder – und ab 9. Januar an die Allgemeinheit – musste zeitweise wegen Serverüberlastungen unterbrochen werden.

Am 15. Juli 2009 erschien Windows 7 Home Premium in einer Vorverkaufsaktion zum Sonderpreis von 50 Euro und war wegen der stark limitierter Anzahl in Deutschland binnen Minuten im Handel vergriffen. Der internationale Verkaufsstart war der 22. Oktober 2009. heise online fasste damals die wichtigsten Neuerungen zusammen.

Windows 7 war von Beginn an äußerst begehrt – und der Autor dieses Beitrags erinnert sich, dieses Betriebssystem als einziges sofort nach der allgemeinen Freigabe auf seinen Produktionssystemen installiert zu haben. Andere Betriebssystemversionen verschwanden meist schnell wieder vom Testrechner und kehrten erst später als OEM-Versionen über neu gekaufte Rechner zurück. Windows 7 war im Rückblick einfach "solid as a rock", ein Betriebssystem, mit dem man "einfach so" und ohne Schnörkel arbeiten konnte.

Anfang 2011 erschien das sogenannte Service Pack 1, welches die bis dahin verteilten Updates und einige Stabilitätsverbesserungen enthielt. Es wurde per Windows Update verteilt, ließ sich aber aber auch als Einzelpaket herunterladen. Ab März 2013 integrierte Microsoft das Service Pack 1 in die Windows-7-Downloads, wodurch sich der – mitunter fehleranfällige – Installationsvorgang erübrigte. In der Folgezeit wurde Windows 7 auf hunderten von Millionen Rechnern installiert – und bis zur Einführung von Windows 8 wurden laut Microsoft über 640 Millionen Windows 7-Lizenzen verkauft.

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Windows 7, das intern mit der Versionsnummer NT 6.1 firmiert, war die Weiterentwicklung von Windows Vista. Die Benutzeroberfläche orientierte sich weitgehend an Vista; zudem strebte Microsoft eine maximale Programmkompatibilität mit diesem Vorgängerbetriebssystem an. Insbesondere hatte Microsoft Optimierungen an der (unter Windows Vista häufig kritisierten) Benutzerkontensteuerung vorgenommen und bot Einstellmöglichkeiten, um die Zahl der Nachfragen des Systems an den Nutzer zu verringern. Windows 7 war diesbezüglich wohl das erste Betriebssystem von Microsoft, welches ein Arbeiten mit Standard-Benutzerkonten auch für Administratoren in der Praxis "erträglich" machte.

Auch sonst erwies sich Windows 7, welches als abgespeckte Basis-Version für Netbooks, als Home Premium für Konsumenten sowie als Professional und Enterprise für Unternehmenskunden bereitstand, als Arbeitspferd und Allzweck-Werkzeug. Windows 7 Ultimate war das Enterprise-Pendant für Power-User und Kleinunternehmen ohne Volumenlizenzvertrag.

Eine Besonderheit in Windows 7 Professional, Enterprise und Ultimate: der "XP-Modus" mit virtualisiertem Windows XP Professional.

Anzumerken ist, dass Windows 7, mit Ausnahme der Basis-Version, standardmäßig vieles an Bord hatte, was in späteren Windows-Versionen entfernt und von vielen Nutzern schmerzlich vermisst wurde. Beispielsweise unterstützt Windows 7 Professional Gruppenrichtlinien ohne die später in Windows 10 Pro eingeführten Beschränkungen. In den Consumer-Versionen war ein MPEG-2-Decoder für die Video-DVD-Wiedergabe im Windows Media Player dabei, und der Windows-Media -Center-Aufsatz für die Home Edition und für Ultimate fand eine Reihe Fans im Home Entertainment-Bereich. Diese Funktionalität zur Medienwiedergabe wurde in Windows 8.x zurückgefahren und in Windows 10 entfernt.

Der Erfolg von Windows 7 war beziehungsweise ist für Microsoft Fluch und Segen zugleich, da die Nachfolgeversionen es schwer hatten und noch immer haben: Bereits der direkte Win-7-Nachfolger, das im Oktober 2012 erschienene Windows 8, und das Gratis-Update auf Windows 8.1 vom Oktober 2013 wurden, unter anderem wegen der neuen Kacheloberfläche, durch die Benutzer nicht gut angenommen.

Auch mit dem im Sommer 2015 erschienenen Windows 10 tun sich viele Nutzer schwer: Statistiken von NetMarketShare zufolge lief im Dezember 2019 trotz des Supportendes von Windows 7 auf mehr als jedem vierten Desktop-Rechner noch immer dieses Betriebssystem. Windows 10 wiederum hat es – trotz kostenlosem (und im ersten Erscheinungsjahr mit Tricks für Privatanwender forcierten Zwangs-) Upgrade – bisher nur auf jeden zweiten Desktop-Rechner geschafft.

Zu den Gründen für den schleppend verlaufenden Umstieg dürfte unter anderem die Telemetriedatenerfassung unter Windows 10 zählen, die laut Microsoft dazu dient, die Stabilität des Betriebssystems zu gewährleisten. Viele Nutzer macht das misstrauisch, und Datenschutzbeauftragte von Bund und Ländern sehen wenig Spielraum, Windows 10 rechtskonform zu nutzen.

Neben der Telemetriedatenerfassung kritisieren viele Nutzer den mit Windows 10 von Microsoft verfolgten "Windows-as-a-Service"-Ansatz (WaaS), bei dem Updates kontinuierlich (und Feature-Upgrades halbjährlich) über die Windows Update Komponente auf den Rechner gelangen. WaaS verursachte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Problemen durch unausgereifte Updates, die Microsoft teils gar zurückziehen musste. In der Konsequenz hat Microsoft das WaaS-Verfahren im vergangenen Jahr umgekrempelt und den "Upgrade-Zwang" zumindest ein wenig gelockert.

Am 20. Februar 2012 gab Microsoft bekannt, dass der Extended Support mit Sicherheits-Updates am 14. Januar 2020 enden werde. Seit dieser Zeit versucht Microsoft, die Verbreitung dieses Betriebssystems einzuschränken. Bereits am 31. Oktober 2014 endete die Ausgabe von Lizenzen an OEM-Partner, wobei Windows 7 Professional davon ausgeschlossen blieb und bis Oktober 2017 für OEMs erhältlich war.

Wie die Umstiegs-Statistiken zeigen, ist Windows 7 dennoch "nicht totzukriegen". Microsoft hat darauf mit dem Extendend-Security-Update (ESU)-Programm reagiert, in dessen Rahmen zahlende Firmenkunden Sicherheitsupdates bis Januar 2023 erhalten werden. Wie die Situation in drei Jahren tatsächlich aussehen wird, bleibt abzuwarten.

(ovw)