Streit um iPhone-Verschlüsselung: Trump erhöht Druck auf Apple

Apple besitze die Schlüssel zu "kriminellen Gehirnen" und müsse helfen, so der US-Präsident. Er wisse um die Gefahr von Hintertüren, das sei ihm aber "egal".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 61 Kommentare lesen
Streit um iPhone-Verschlüsselung: Trump erhöht Druck auf Apple

Crypto Wars: Trump erhöht den Druck auf Apple.

(Bild: CNBC)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

US-Präsident Donald Trump hat Apple nachdrücklich aufgefordert, bei der Entsperrung von iPhones zu helfen. Der iPhone-Hersteller "besitzt die Schlüssel zu so vielen Kriminellen und kriminellen Gehirnen und wir können Dinge tun", betonte Trump in einem Interview des Nachrichtensenders CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos am Mittwoch. "Apple muss uns helfen", darauf sei er "sehr erpicht", so Trump – schließlich habe er dem Konzern schon oft geholfen, etwa bei der Befreiung von Strafzöllen.

In Hinblick auf den Anschlag auf einem US-Marinestütztpunkt in Pensacola im US-Bundesstaat Florida erklärte Trump, Apple "hätte uns Informationen geben können und es wäre sehr hilfreich gewesen". Das FBI hat Apple in dem Fall Anfang Januar aufgefordert, bei der Durchsuchung von zwei iPhones zu helfen – ohne konkret zu beschreiben, welche Hilfe der Konzern in diesem Fall leisten soll. Zur Entschlüsselung der Daten ist die Kenntnis des Passwortes respektive des Gerätecodes erforderlich.

Apple hatte daraufhin betont, dass Hintertüren für die iOS-Verschlüsselung eine Gefahr für alle Nutzer darstellen, schließlich schwäche das die Verschlüsselung für alle. Zugleich betonte der Konzern, man habe dem FBI mit vielen Gigabyte an Daten geholfen – darunter etwa iCloud-Backups des Täters, zu denen Apple den Schlüssel besitzt. Auf Nachfrage von CNBC, ob er nicht befürchte, dass eine Hintertür in falsche Hände fallen könnte, erklärte Trump, er kenne "beide Seiten der Debatte". In Hinblick auf Drogenhändler, Terroristen und Mörder, sei ihm das aber "egal", da müsse man wissen, was los ist.

Trump hatte Apple bereits in der vergangenen Woche zu Hilfe aufgerufen, auch der US-Justizminister forderte Mithilfe von dem Konzern bei der iPhone-Entsperrung. 2016 versuchte das FBI, Apple gerichtlich dazu zu zwingen, eine spezielle iOS-Version zu entwickeln. Die sollte verschiedene Schutzmechanismen von iOS aushebeln, um so ungehindert Brute-Force-Angriffe auf den Gerätecode durchführen zu können. Apple lehnte das damals ab, die US-Bundespolizei zog die Klage letztlich zurück, nachdem das iPhone eines Terroristen erfolgreich durch ungenannte Dritte entsperrt wurde.

Apple-Chef Tim Cook könnte einem Bericht zufolge am Mittwoch in Davos auch Trump persönlich treffen, ob das Interview vor dem Meeting oder im Anschluss geführt wurde, bleibt unklar. Apple hat sich bislang nicht erneut zu der Verschlüsselungsdebatte geäußert. Einem vorausgehenden Bericht zufolge hat Apple Pläne für eine durchgehende Verschlüsselung von iCloud-Backups vor rund zwei Jahren auf Eis gelegt. (lbe)