Digitalstrategie: Dortmund auf dem Weg zu mehr Open Source

Die Dortmunder Arbeitsgruppe "Freie Software" hat ihren ersten Bericht über Potenziale von Open-Source in der Stadtverwaltung vorgelegt.

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Digitalstrategie: Dortmund auf dem Weg zu mehr Open Source

Altes Rathaus Dortmund: Die Stadtverwaltung will mehr Open-Source-Software einsetzen.

(Bild: Shutterstock/Tobias Arhelger)

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Die Stadt Dortmund hat eine erste Bestandsaufnahme gemacht, welche Chancen und Risiken mit einer möglichen Umstellung von proprietärer Software auf Open Source verbunden sein könnten. Die Arbeitsgruppe "Freie Software" der Stadtverwaltung hat dazu jetzt einen "Sachstandsbericht" veröffentlicht. Bis Mitte 2022 soll auf dieser Grundlage ein Leitfaden für oder gegen einen kommunalen Ausbau von Linux & Co. entstehen.

Die Stadtverwaltung hat 2018 damit begonnen, im Rahmen eines Masterplans zur Digitalisierung die Weichen in Richtung Open Source zu stellen. Dabei geht es vor allem darum, "Abhängigkeiten zu einzelnen IT-Anbietern" zu verringern. Daneben will die Verwaltung mit dem Projekt etwa die Flexibilität und Steuerungsfähigkeit beim Softwareeinsatz erhöhen, stärker offene und standardisierte Dateiformate verwenden sowie "lizenzrechtliche Hemmnisse" abbauen.

Mit dem Bericht sieht die Stadt nun eine wichtige Zwischenetappe erreicht. Die Arbeitsgruppe, an der das Dortmunder Systemhaus dosys, der kommunale Personalrat sowie die lokale, für freie und quelloffene Software streitende Bürgerinitiative Do-FOSS beteiligt sind, hat darin Anforderungen aufgestellt, Begriffe geklärt und eine prinzipielle Bestandsaufnahme durchgeführt.

Insgesamt ermittelten die Beteiligten 176 Open-Source-Produkte, die bei der öffentlichen Hand in Dortmund bereits verwendet werden. In 111 Fällen kam dabei die klassische Freie-Software-Lizenz GNU General Public License (GPL) zum Einsatz. Das Wachstum der Windows-Server lag dabei durchschnittlich bei sieben und das der Linux-Server bei acht Prozent. Das Verhältnis zwischen Windows- und Linux-Geräten in diesem Bereich lag kontinuierlich bei rund Zweidrittel Windows- und einem Drittel Linux-Servern.

Wie weit Windows als Desktop-System verbreitet ist, geht aus der Analyse nicht hervor. Deutlich wird, dass unkompliziert über Betriebssystemebenen hinweg austauschbare Grafikformate innerhalb der Stadtverwaltung sehr oft vorkommen. Dateien dieser Kategorie sind in der Stichprobe mit 5,7 Millionen Dokumenten am stärksten verbreitet. Dies entspricht 40 Prozent der gesamten Dateien. Dokumente der Textverarbeitung wie .doc oder .docx kommen auf 15 Prozent, portable Dokumentenformate wie PDF auf neun und Tabellenkalkulationen wie .xls auf sieben Prozent.

Durch die aktuellen Entwicklungen auf Bundesebene, wonach etwa das Bundesinnenministerium die digitale Souveränität in der öffentlichen Verwaltung stärken wolle und im Rahmen einer eigenen strategischen Marktanalyse "Schmerzpunkte" wegen der Abhängigkeit von Microsoft ausgemacht habe, ist es laut der Untersuchung für die Stadtverwaltung geboten, die eigene Digitalisierungsstrategie im Hinblick auf freie Software und offene Standards weiterzuentwickeln. Die Charta Digitales Dortmund 2018 bis 2030 soll dafür den geeigneten Rahmen bilden.

Der Bericht passierte Ende Januar den zuständigen Ausschuss für Personal und Organisation. sodass nun die weiteren Schritte unternommen werden können. "Unsere Bürgerinitiative kommt von demokratischen Idealen", betonte Do-FOSS-Geschäftsführer Christian Nähle in einem Interview. "Wir empfinden es als bedauerlich, dass München das Thema offenbar unter anderen Aspekten politisch für sich diskutiert hat." (vbr)