Ausprobiert: 3D-Drucker Original Prusa i3 MK3S im Eigenbau

Fast alle 3D-Drucker aus dem Bausatz sind "Prusa-Klone". Auch das Original gibt es zum Selbermachen – wir haben den Kit für den Prusa i3 MK3S mal ausprobiert.

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Ausprobiert: 3D-Drucker Original Prusa i3 MK3S im Eigenbau
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Von
  • Sebastian Müller
Inhaltsverzeichnis

Nachdem ich einen langen Artikel für die Make Ausgabe 1/20 geschrieben hatte, wie schöner leben mit 3D-Druck gelingt, hat auch mich endgültig das 3D-Druck-Fieber gepackt und ein eigenes Gerät musste her. Nach dem Lesen der Marktübersicht zu 3D-Druckern für Maker in Make 5/19 entschied ich mich, einen Prusa i3 MK3S zu kaufen, die aktuelle Version der großen Schmelzschichtungsmaschine von Prusa Research.

Make 1/20

Ich bestellte meinen MK3S als Bausatz direkt im Online-Shop von Prusa. Die Bezahlung funktionierte nur über Kreditkarte, leider nicht per Paypal. Als ich bestellte, war die ganze Website recht langsam, das Problem scheint aber inzwischen behoben. Kleinere Beträge kann man wohl auch über Paypal bezahlen.

Einige Tage später kam das Paket aus Prag. Es wog 11,5kg und landete natürlich erst mal beim Nachbarn – und ausgerechnet einen Tag nachdem ich auf einer Rettungswache 24 Stunden Dienst gehabt hatte. Schade, denn so eine Schicht mit viel Anwesenheit und wenig Arbeit wäre ja optimal gewesen, um nebenbei einen 3D-Drucker aus dem Bausatz aufzubauen.

Optimistisch ging ich also noch am gleichen Tag um 18:30 Uhr mit meinem Bausatz in den Freiburger Makerspace und fing an. "Da wirst du aber bis um acht nicht fertig, wenn das Reparaturcafé anfängt!”, rief mir ein Bekannter zu – und ich lächelte zuversichtlich. Gegen 23 Uhr war ich tatsächlich immer noch nicht fertig, beschloss aber, nach Hause zu gehen um am nächsten Tag weiterzumachen. Insgesamt zog sich der Zusammenbau über drei Tage mit zusammen sicherlich 10 Stunden Arbeitszeit. Das lag weniger daran, dass die Montage sehr kompliziert ist, sondern eher an den vielen einzelnen Schritten. Falls man also den Prusa unschuldigen Kindern zum nächsten Weihnachten schenkt, damit der Haushalt (und damit man selber) zu einem 3D-Drucker kommt, sollte man für den zweiten und dritten Weihnachtsfeiertag auf Verwandtenbesuche verzichten – man braucht die Zeit zum Aufbauen.

Ausprobiert: 3D-Drucker Original Prusa i3 MK3S im Eigenbau (15 Bilder)

Frisch aus Prag angekommen und dann erst mal beim Nachbarn abgegeben: Das Paket mit dem Bausatz für den 3D-Drucker.
(Bild: Sebastian Müller)
3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Die Aufbauschritte sind gut erklärt. So sind etwa die Einzelteile in unterschiedlichen Plastiktüten mit Skizzen drauf verpackt, sodass man jedes Teil gut erkennen und zuordnen kann. Die mitgelieferte Anleitung ist auf Englisch und kommt als kleines Heft, im Internet findet sich jedoch auch eine sehr gute deutsche Anleitung, mit Kommentaren und Tipps zum Zusammenbau. Zudem findet man beim Googeln auch Videos mit Erklärungen, teils von Prusa selbst. Ein Tablet oder Laptop griffbereit zu haben, vereinfacht den Aufbau enorm.

Der Zusammenbau klappte mehr oder weniger problemlos. Es macht jedoch Sinn, nicht alleine zu basteln, sondern bei Problemen jemand anderen zumindest draufschauen zu lassen – oft klären sich dann etwaige Hindernisse schnell. Außerdem sollte man immer ein komplettes Kapitel der Anleitung vorab durchlesen, bevor man anfängt zu bauen, damit man weiß, wo die Anleitung einen hinführt.

Das benötigte Werkzeug wie Inbusschlüssel und Spitzzange liefert Prusa mit. Mehr wird, außer etwas Kreppband, nicht gebraucht – vor allem muss auch nicht gelötet werden. Man sollte einen gut beleuchteten Arbeitsplatz haben, bei dem es nichts ausmacht, wenn die Sachen auch über Nacht und ein paar Tage stehen und liegen bleiben. Zudem hilft eine Stirnlampe, auch mal kleine Einzelteile besser zu erkennen.

Daneben liefert Prusa auch zusätzlichen Schrauben und Kleinteile mit – das ist sehr sinnvoll, falls einem beim Zusammenbau etwa ein Schräubchen unter den Tisch fällt und verloren geht, was mir auch passiert ist. Dazu war im Paket noch eine Kilopackung Filament und eine SD-Karte enthalten. Und nicht zu vergessen: Die Packung Gummibärchen, die Prusa Research jedem Drucker beilegt (nicht nur den Bausätzen).

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Die einzige Schwierigkeit beim Aufbau war, das Kabel für den Filamentsensor richtig herum in seinem Stecker zu platzieren. Das ist das einzige Teil, was ich gefunden habe, was man falsch herum einbauen kann und das habe ich dann auch prompt gemacht.

Als Tipp würde ich allen geben, gelegentlich noch einzelne Schrauben später nachzuziehen und manche Teile mit Kreppband festzukleben, während man bastelt. Den im Handbuch beschriebenen Pro Tipp: Einsetzen der Muttern sollte man unbedingt beherzigen und anwenden, wo immer im Handbuch zur Erinnerung das Icon mit dem Konterfei von Josef "Joe" Průša auftaucht. Der richtige Sitz der Muttern ist unabdingbar!

Mein Gerät läuft jetzt einige Monate – und zwar problemlos, bis auf etwas Anlaufschwierigkeiten bei der Feinjustierung der Z-Achse, die sich aber beheben ließen, sowie einen Druckunfall, bei dem sich ein hässlicher Klumpen aus Filament bildete, der die Druckdüse verklebte. Für den Dauerbetrieb ist es vorteilhaft, die Achsen regelmäßig zu schmieren und das Drucken mit Octoprint zu überwachen. Der Stromverbrauch liegt bei 250 Watt beim Aufheizen und bei 50 bis 75 Watt während des Betriebs. Mehr zu den (Komfort-)Funktionen des Druckers und der Qualität seiner Werkstücke lesen Sie in der Make-Ausgabe 1/20 ab Seite 120.

Der betriebsfertige Prusa i3 MK3S kostet 999 Euro, der Bausatz 769 Euro – ob man viel Spaß am Basteln hat, ob der niedrigere Preis lockt oder man einen sofort einsatzfähigen Drucker sucht, das muss jeder selbst entscheiden. Wer noch das optionale Multi Material Upgrade für mehrfarbige Modelle haben will, bezahlt dafür 299 Euro. Im Angebot sind auch zusätzliche Stahlplatten für das Heizbett mit unterschiedlicher Oberfläche (blank oder gekörnt).

Für den Heimanwender ist der kleinere Prusa Mini für 379 Euro sicher eine interessante Alternative: Sein Bauraum ist mit 18cm in alle drei Richtungen nicht so viel kleiner als beim großen MK3S (25cm × 21cm × 21cm). Mit etwas weniger Maximaltemperatur bei Düse und Heizbett ist man eher auf gängige Materialien wie PLA, PETG, ASA und ABS festgelegt und hat keine Möglichkeit auf das Upgrade zum Multimaterial-Druck. Bei Mini spart man sich auch den aufwändigen Aufbau, auch wenn Prusa selbst den Mini als Bausatz ansieh, weil das Gerät in drei Teilen geliefert wird, die man noch zusammenschraubt. Den Mini gibt es seit Ende vergangenen Jahres – wenn man den allerdings heute bestellt, muss man mindestens bis Juni darauf warten.

(pek)