Recursive InterNetwork Architecture: Neue Architektur für Computernetze

Die Recursive InterNetwork Architecture (RINA) ist eine Erneuerung der Transportprotokolle im Internet und will einen grundlegenden Paradigmenwechsel erreichen.

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Die Recursive InterNetwork Architecture RINA
Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Wolfgang Schulte
Inhaltsverzeichnis

Als neue Architektur für Computernetze wird RINA derzeit als Alternative zum gängigen TCP/IP-Modell von der ISO/IEC SC6 spezifiziert. Sie ermöglicht einen neuen Blick, wie sich das virtuelle Netz, also die Abstraktion einzelner Netzfunktionen, in rekursiven Schichten als Inter-Process-Communication-Prozesse (IPC) verwalten und steuern lässt.

Die meisten Netzprotokolle folgen heute der Schichtenstruktur des TCP/IP-Protokollstapels, basierend auf dem Referenzmodell der Open Systems Interconnection (OSI). Die organisiert Protokolle in einer festen Anzahl von Schichten, im OSI-Modell sieben, bei TCP/IP fünf, wobei jede Schicht andere Aufgaben übernimmt als die darüber- und darunterliegenden. Die Einschränkungen dieser Struktur haben auf jeder Schicht zu einer stetig zunehmenden Anzahl von individuellen, unabhängigen Protokollen mit geringer oder keiner Gemeinsamkeit geführt. Passte die Architektur nicht zur Struktur der realen Netze, ergaben sich Schichtverletzungen und Ad-hoc-Erweiterungen, sogar in der Anzahl der Schichten. Man modellierte Zwischenschichten wie 2,5 oder 3,5, aber auch virtuelle Netze wie VPNs hatten ihren Anteil an der Aushöhlung des Standards. Organisationen, die mit der Weiterentwicklung von Standards befasst sind, brachten eigenständig Protokolle für verschiedene Schichten der Protokollarchitektur ins Spiel, die oft nur die Arbeit Dritter replizierten und Ineffizienzen auf Systemebene verursachen.

Unübersichtlich und wenig hilfreich: Der Protokoll-Zoo auf der Basis von TCP/IP und dem ISO-/OSI-Schichtenmodell verkompliziert viele Anwendungsfälle.

Dies führt einerseits zu Netzen, die in der Bedienung und Fehlerbehebung sehr komplex sind, andererseits aber auch zur Spezifikation und Implementierung neuer Protokolle, die der bestehenden Basis wenig Wert hinzufügen, und nicht zuletzt auch zu einem hinsichtlich des Systemdesigns suboptimalen Gesamtsystem. RINA will hier mit zwei Ebenen und nur zwei Protokollen, wobei eines auf Applikationsebene die gegebenenfalls andere kapseln soll, eine deutlich einfachere Struktur für alle Ebenen ins Spiel bringen.