App trackt Schüler und Studenten

In den USA wird per Smartphone versucht, die Zahl der Schwänzer zu reduzieren. Bei Datenschützern stößt das auf geteiltes Echo.

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App trackt Schüler und Studenten

(Bild: Spotter)

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Ständige Überwachung ist zumindest bei einer Menschengruppe in unseren westlichen Demokratien längst Alltag: Bei den Kindern. Zahlreiche Eltern nutzen die Smartphones ihres Nachwuchses, um ständig GPS-genau auf dem Laufenden darüber zu sein, wo sich die lieben Kleinen gerade aufhalten. Das soll der Sicherheit dienen – und gesetzlich verboten ist es schon gar nicht. "Mein Dach, meine Regeln!", lautet hier die durchaus traditionell konservative Devise.

An einer Hochschule im amerikanischen Bundesstaat Missouri wird die Überwachung junger Menschen nun noch einen Zacken kreativer eingesetzt. Die University of Missouri (MU) verwendet eine Kombination aus versteckter Trackingtechnik und einer speziellen App, um zu überprüfen, ob Studentinnen und Studenten ihrer Anwesenheitspflicht nachkommen. Laut Angaben der Sportabteilung der Hochschule wird das System dort bereits seit vier Jahren eingesetzt – für Erstsemester ebenso wie für solche Studenten, die akademische Probleme haben.

Im Rahmen eines Testprogramms soll das Verfahren nun auf alle "Erstis" ausgedehnt werden, wie eine Lokalzeitung berichtet. Anfangs hieß es, die Studierenden sollten sogar gezwungen werden, teilzunehmen. Zwar werde ihnen mitgeteilt, dass die Überwachung ihrer Anwesenheit erfolgt, so Mitarbeiter der Hochschule. Einen "Opt-out" wird es jedoch nicht geben. Man wolle die alten Anwesenheitslisten komplett durch App und Tracking ersetzen. Allerdings dementierte die MU mittlerweile: Die Teilnahme an dem Piloten sei "optional". Überhaupt decke man nur "weniger als zwei Prozent" aller Studenten an der University of Missouri ab.

Technisch umgesetzt wird die Studierendenerfassung mit einer App namens "Spotter". Diese stammt selbst von einem ehemaligen Basketballtrainer der Universität. Sie kombiniert Nahbereichssensoren im Smartphone mit dem auf dem Campus installierten WLAN-Netzwerk, hieß es. Verwendet werden dabei sogenannte Beacons, kleine Sender- und Empfangsanlagen, die in jedem Raum vorhanden sind. Umgehen lässt sich das Verfahren, indem man beispielsweise seinen Bluetooth-Empfang abdreht. Doch genau dann erinnert die App den Nutzer daran, dies doch bitte zu unterlassen.

Eine "Kommunikationslinie öffnen" will Spotter laut der Firma. Die App, die sowohl an Universitäten als auch Schulen in den USA eingesetzt wird, sei zudem "privat", "genau" und "automatisiert". "Menschliche Fehler" sollen sich damit unterbinden lassen – zudem kann man Daten mit vorhandenen "Student Management Systems" abgleichen. Als Erfolgsgeschichten nennt die Firma unter anderem eine Hochschule, bei der es Professoren gelang, die Anwesenheit der Studierenden zu erhöhen sowie Tricksereien mit den Anwesenheitslisten zu verhindern. "In einer Klasse mit 300 Studenten kann man die Anwesenheit einfach nicht verfolgen", wird ein Lehrender zitiert. An der University of Missouri will man nun prüfen, ob das wirklich stimmt.

(bsc)