Skandinavien und Corona-Fälle: Zwischen Klartext und Verdrängung

Symbolbild: Free To Use Sounds

In Schweden agieren Regierung und Behörden nicht transparent. Dort scheint man vor allem darum bemüht, die Ängste vor dem Virus einzudämmen

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Auch Skandinavien ist mit dem Corona-Virus konfrontiert. In Dänemark wurde am Donnerstag ein erster Fall gemeldet. Im schwarzen Anzug und mit ernster Miene trat Gesundheitsminister Magnus Heunicke vor die Mikrofone.

"Wir nehmen die neue Situation sehr ernst. Die Arbeiten zur Eindämmung und Nachverfolgung haben jetzt begonnen", so der Minister. Ein Mann, der diese Woche von einem Skiurlaub aus Italien zurückkehrte, wurde am Mittwoch mit Symptomen in ein Krankenhaus in Roskilde eingeliefert.

Auch Skandinavien hat das Virus erreicht. Schweden hat bereits einen zweiten Fall, Finnland zwei sowie Norwegen einen. Das Virus wurde im Dezember erstmals in der chinesischen Stadt Wuhan festgestellt und hat sich mittlerweile global verbreitet. Das vermutlich von Tieren stammende Virus kann das Immunsystem so belasten, dass im schlimmsten Fall die Lunge nicht mehr arbeiten kann.

Dänemark

Der Betroffene in Dänemark wird mit seiner Familie nicht im Krankenhaus bleiben, sondern ist zu Hause in Quarantäne. Er wird also nicht wie in Deutschland in einer Isolierstation überwacht. Er ist Redakteur der Nachrichtenredaktion von TV2, die Gesundheitsbehörde wird daher die gesamte Redaktion auf die Infektion untersuchen. Bereits 12 Mitarbeiter des Senders wurden in Heimquarantäne geschickt.

Die sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen hat am Donnerstag den Sicherheitsrat einberufen, wozu auch der Verteidigungsminister gehört, sie versprach hohe Priorität. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen DR hat zudem einen Ratgeber auf seiner Webseite veröffentlicht, wie Eltern nun mit Kindern über das Virus sprechen sollen.

Norwegen

Auch in Norwegen wurde am Mittwoch ein erster Fall bestätigt, eine Frau aus Tromsö, die in der vergangenen Woche aus China zurückgekehrt war, ist derzeit in Quarantäne zuhause, bei 50 Personen, ebenso in Heimquarantäne, wird das Ergebnis noch abgewartet. Björn Guldvog, Chef des norwegischen Gesundheitsamts, lieferte zu diesem Anlass einen Auftritt von eindringlicher Deutlichkeit auf der Pressekonferenz ab.

Wenn 25 Prozent der Bevölkerung infiziert sind, könnte das bedeuten, dass zwischen 160.000 und 280.000 zusätzliche Menschen krankheitsbedingt ärztliche Hilfe brauchen.

Björn Guldvog

Guldvog bat die Regierung um einen Ausbau der Kapazitäten von Krankenhäusern und appellierte an die Norweger, dass sie sich darauf einstellen müssten, stationäre Behandlung für einen gewissen Zeitraum verschieben zu müssen. Auch hielt er es für möglich, dass bald Schulen und Kindergärten geschlossen werden müssten, da Kinder die strengen Hygiene-Regeln nicht umsetzen können. Der Beamte betonte, dass dies ein "Wenn" sei.

Gesundheitsminister Bent war dieser Auftritt wohl dennoch etwas zu apokalyptisch, er versuchte zu versichern, dass diese Maßnahmen nur eingeleitet würden, wenn sich die Krankheiten nicht eindämmen ließen.

Finnland

In Finnland hat die Ministerpräsidentin Sana Marin mehrfach erklärt, man werde die Gefahren um das Virus offen kommunizieren. "Es kursieren Gerüchte und Fehlinformationen, weshalb wir so offen wie möglich sein wollen", so Marin.

Die Sozialdemokratin erklärte am Donnerstag, man werde neun Millionen Euro für den Kampf gegen das Corona Virus investieren, gleichzeitig werde eine Koordinierungsgruppe eingerichtet. Marin meinte im Beisein der Ministerinnen für Gesundheit, Familien und Soziales, dass das Infektionsrisiko für Finnland gering sei.

Laut Gesundheitsministerin Kirsi Varhila könnte das Land die 400.000 Personen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, mit entsprechender Schutzausrüstung ausstatten. Allerdings bezweifelt ein Experte, ob damit auch wirklich die Spezialmasken FEP3 gemeint ist und nicht die gewöhnlichen Operationsmasken, die nur Infizierte davor bewahren, andere anzustecken.

Sanna Vesikansa, der grüne Bürgermeister von Helsinki, betonte, man habe einen durchgearbeiteten Plan für eine mögliche Pandemie in der Hauptstadt, auch die Regierung sei auf Epidemie und Pandemie vorbereitet. Die Opposition kritisierte jedoch auf einer außerordentlichen Parlamentssitzung am Donnerstag eine mangelnde Informationspolitik, was konkrete Maßnahmen angehe.