Handy empfängt erstmals GSM-Nachricht aus dem All

Ein normales Handy hat eine Mitteilung von einer im All kreisenden Basisstation empfangen. Betreiber Lynk will so die Netzabdeckung verbessern.

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Raumfrachter Cygnus, darunter dichte Wolkendecke

Das GSM-Signal kam vom Raumfrachter Cygnus.

(Bild: NASA (Ausschnitt))

Lesezeit: 3 Min.

Ein handelsübliches Android-Handy ohne Satelliten-Funktion hat erstmals eine Mitteilung empfangen, die von einer GSM-Basisstation in etwa 500 Kilometern Höhe abgeschickt wurde. Für die Betreiberfirma Lynk Global ist das ein Meilenstein für ihr Vorhaben, weltweit satellitengestützten Mobilfunk anzubieten, der ohne spezielle Satellitentelefone auskommt. In der Gegenrichtung, also eine Übertragung von einem Handy zu einem Satelliten, steht die Bestätigung der Machbarkeit noch aus.

Gelungen ist der Versuch am 24. Februar, wie Lynk Global am Mittwoch bekanntgegeben hat. Das empfangende Handy befand sich demnach auf den britischen Falklandinseln in Südamerika, die sendende GSM-Basisstation war an der Außenseite des Raumfrachters Cygnus befestigt, der in einem erdnahen Orbit kreiste.

Bei der Nachricht handelte es sich, technisch gesehen, um einen Wireless Emergency Alert. Solche Notfall-Mitteilungen werden in verschiedenen Ländern etwa bei vermissten Kindern, drohenden Unwettern oder Naturkatastrophen an alle Handys in einem bestimmten Gebiet übertragen und dürfen bis zu 90 Zeichen lang sein. Für den Versuchsaufbau wählte Lynk Global die Nachricht "This is a test" (Das ist ein Test). Zwar fehlten schließlich die ersten drei Buchstaben, aber ein Anfang war gemacht.

Eines Tages möchte Lynk Global ein Netz von Nanosatelliten in einem erdnahen Orbit in bis zu 500 Kilometern Höhe kreisen lassen. Sie sollen aber keine Konkurrenz zu terrestrischen Mobilfunknetzen sein, sondern diese dort ergänzen, wo sie keine Netzabdeckung bieten. Entsprechend möchte das Unternehmen keine Verträge mit Endkunden abschließen, sondern mit etablierten Mobilfunkern kooperieren. Diese könnten wiederum ihren Kunden die zusätzliche Abdeckung aus dem All gegen Aufpreis anbieten.

Laut Lynk Global ist bislang nur etwa ein Viertel der Landmasse oder ein Zehntel der gesamten Erdoberfläche mit Mobilfunk erschlossen. Die Technik soll sowohl mit GSM als auch LTE funktionieren. Als geeignete Frequenzen nennt Lynk 724 bis 960 MHz (Downlink).

Störungen terrestrischer Netze durch die Funksignale aus dem All soll es allenfalls an den äußersten Rändern bestehender Netzabdeckung geben, wo das terrestrische Signal sehr schwach ist, und auch das nur in seltenen Fällen. Das wird Lynk Global noch praktisch zu beweisen haben. Gleiches gilt für Kommunikation in beide Richtungen mit SMS, Sprache und Daten. Die nun geglückte Übertragung ist ein bedeutender Schritt auf diesem Weg.

Abgesehen von der geringen Signalstärke in hunderten Kilometern Entfernung muss Lynk Global zwei technische Herausforderungen meistern: Doppler-Effekte durch das hohe Tempo mit dem die Mobilfunkstationen durchs All kreisen, sowie der Umstand, dass die Signallaufzeit zwischen Netz und Handy weit über den Spezifikationen für terrestrische Netze liegt. (ds)