Rosenkrieg zwischen Trump und Sessions

Donald Trump (Bild: Michael Vadon, CC BY-SA 2.0) und Jeff Sessions (Bild: U.S. Customs and Border Protection)

Der US-Präsident unterstützt nun den Gegenkandidaten seines ehemaligen Justizministers

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Am Freitag setzte Donald Trump eine Reihe von Tweets zu Kandidaten ab, die er bei anstehenden Vorwahlen und Wahlen unterstützt. Bei der Vorwahl zu einem der beiden Senatorenposten für den Bundesstaat Alabama, die im Juli stattfinden soll, genießt diese Unterstützung nicht sein ehemaliger Justizminister Jeff Sessions, sondern dessen republikanischer Konkurrent, Tommy Tuberville, der als Trainer der College-Football-Mannschaft Auburn Tigers bekannt wurde.

Zur Begründung dieser Unterstützungsentscheidung meinte der US-Präsident, der "betrügerische Mueller-Schwindel" habe begonnen, nachdem sich Sessions hinsichtlich der Russlandkontaktvorwürfe für befangen erklärte. Deshalb, so Trump in bemerkenswert deutlichen Worten, solle Alabama "Jeff Sessions nicht trauen": "Er hat unser Land im Stich gelassen."

"Ich habe meine Pflicht getan - und Sie haben verdammtes Glück, dass ich das getan habe"

Tuberville sei dagegen "der wahre Unterstützer unserer Make-America-Great-Again-Agenda". Der Sportpromi hatte bereits vorher getwittert, sein Rivale Sessions habe Trump durch die Einsetzung des Sonderermittlers Mueller "den Wölfen vorgeworfen", und "den einfachen Ausweg genommen", "als er die Wahl hatte, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu unterstützen oder verschreckt davonzulaufen". Er, so Tuberville, werde dagegen "niemals einer Auseinandersetzung im US-Senat aus dem Weg gehen".

Sessions antwortete Trump noch am selben Tag öffentlich:

Sehen Sie, ich weiß um ihre Wut - aber die Befangenheitserklärung war vom Gesetz gefordert. Ich habe meine Pflicht getan - und Sie haben verdammtes Glück, dass ich das getan habe. Das hat den Rechtsstaat geschützt und sie letztendlich entlastet. Wen Alabama zum Senator wählt, das bestimmen nicht Ihre persönlichen Gefühle, sondern das Volk von Alabama (Jeff Sessions an Donald Trump)

Am Samstag entgegnete Trump Sessions auf diese Rechtfertigung hin: "Jeff, Sie hatten Ihre Chance - und Sie haben sie vertan. Erklärten sich AM ERSTEN TAG [Großbuchstaben im Original] für befangen (Sie hatten mir nie etwas von einem Problem gesagt) und rannten weg. Sie hatten keinen Mut und haben viele Leben ruiniert. Die schmutzigen Cops und andere wurden von Leuten überführt, die besser und stärker sind als Sie." (Donald Trump zu Jeff Sessions)

Damit spielte der Präsident auf die jüngsten Enthüllungen zu den Russlandkontaktvorwürfen an. Hier hatten FBI-Beamte den nun nicht mehr angeklagten Michael Flynn eine Falle gestellt, um ihn zu einer Falschaussage zu bewegen.

Keine Befehle aus Washington

"Herr Präsident", twitterte Sessions darauf hin, "Alabama kann mir vertrauen und vertraut mir. Ebenso wie Konservative im ganzen Land. Vielleicht haben Sie das vergessen. Sie vertrauten mir, als ich [aus den Reihen des republikanischen Establishments] ausscherte und dieses Vertrauen für Sie einsetzte [indem ich mich bei der letzten Wahl als erster Senator öffentlich für Sie aussprach]. Sie und ich, wir kämpfen für dieselbe Agenda. Tommy Tuberville ist so schwach, dass er nicht in einer Debatte gegen mich antreten will - und er ist zu schwach für Alabama. Im Herbst wird Alabama für Sie stimmen - aber es wird keine Befehle aus Washington entgegennehmen, wen es in den Senat zu schicken hat." (Jeff Sessions zu Donald Trump)

Mit dem letzten Halbsatz appelliert der Mann mit dem ausgeprägten Südstaatenakzent an ein Bewusstsein für Selbständigkeit, das seit der Nullifikationskrise in den 1820er und 1830 Jahren tief in der Mentalität der Bewohner des Bundesstaates verankert ist und eine wichtige Rolle beim Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges vor 159 Jahren spielte. Und er erinnerte an die Reconstruction Era nach der Niederlage der Südstaaten in diesem Bürgerkrieg, als Alabama eine Zeit lang von Washington aus fremdregiert wurde.

"Ich werde", so Sessions weiter, "mich niemals dafür entschuldigen, dass ich mich an die Vorgaben des Rechtsstaats halte und getreulich und ehrenvoll diene. Bis ich den Amtseid ablegte, wusste keiner von uns von den faulen Ermittlungen gegen ihr Wahlkampfteam. [Und] wie sie sich erinnern werden, empfahl ich von Anfang an [den damaligen FBI-Chef] James Comey zu feuern."

Nicht "mentally qualified"

Das, woran Trump sich auf diese Aufforderung hin erinnerte, war offenbar nicht geeignet, ihn milder zu stimmen. Am Sonntag meinte er in einem Fernsehinterview, Sessions sei als Justizminister ein "Desaster" und für diesen Posten in seiner Administration nicht "mentally qualified" gewesen. Das lässt sich sowohl mit "seelisch befähigt" als auch mit "geistig befähigt" übersetzen" - und wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch genau deshalb als Wortkombination gewählt worden sein.

Damit wirft Trump Sessions das vor, was ihm im Wahlkampf 2015/2016 viele amerikanische Massenmedien selbst vorwarfen - ohne dass das die Wähler sehr beeindruckt hätte. Das wird vielleicht auch für Sessions gelten, der sich derzeit als der bessere Trump präsentiert: "Tuberville", so Sessions über seinen Gegenkandidaten, "sagt, dass [Donald Trump] in Sachen China und Handel falsch liegt. Er will sogar noch mehr Fremdarbeiter ins Land lassen, die amerikanische Jobs übernehmen. Das ist nicht [Trumps] Agenda, und es ist nicht meine oder die von Alabama."

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