Risiko-Ermittlung: Look & Feel der Corona-Warn-App steht

SAP hat erste Bilder der Benutzeroberfläche der nationalen Tracing-Anwendung veröffentlicht. Der Quellcode des "Mobile Client" zur Risikoermittlung soll folgen.

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Risiko-Ermittlung: Look & Feel der Corona-Warn-App steht

(Bild: SAP / Deutsche Telekom)

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Das in Blau-Rot gehaltene Logo der geplanten Corona-Warn-App für Deutschland, das ein wenig an Pac-Man erinnert, ist bereits seit einigen Wochen gesetzt. Am Freitag hat SAP, das die Mobilanwendung federführend mit der Deutschen Telekom entwickelt, nun einen ersten Blick auf die grafische Benutzeroberfläche mit dem Layout und damit verknüpften Hinweisen zur Gestaltung von Kernelementen des Programms freigegeben.

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Der Begrüßungsschirm unter dem Motto "Gemeinsam Corona bekämpfen" ist laut den Screenshots übersichtlich und klassisch in schwarzer Schrift auf weißem Grund gehalten, Navigationselemente sind blau unterlegt, dazu kommt eine sketchartige, stilisierte Grafik. Die eigentliche App in Form des "Mobile Client", dessen Quellcode SAP "über das Wochenende" auf der GitHub-Projektseite bereitstellen will, soll unter anderem dafür verwendet werden, um für die Nutzer eine persönliche "Risikostufe für eine Infektion zu ermitteln".

Über diese Kernfunktion soll der Anwender darüber informiert werden, dass er sich in der Vergangenheit in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten hat. Bei einem "niedrigen Risiko" sind einschlägige Hinweise laut den Aufnahmen in weißer Schrift auf grünem Hintergrund gehalten. Dies bedeutet: "Bisher keine Risiko-Begegnung". Dazu kommen allgemeine Hygiene- und Schutzhinweise. Bilder zum weiteren Verlauf der potenziellen Farbampel gibt es noch nicht.

Die Benutzungsoberfläche sei "der eigentliche Punkt, an dem die Interaktion zwischen Mensch und Gerät stattfindet", erläutert der SAP-Cheftechnologe Jürgen Müller in einem Beitrag auf Linkedin. Trotz einiger Kritik werde die App "für jeden entwickelt und setzt auf uneingeschränkte Inklusion, unabhängig von Alter, körperlicher Verfassung, oder Bildungsstand", versichert er. Die erste Version solle zunächst auf Deutsch und Englisch verfügbar sein. Weitere Sprachen wie Türkisch folgten.

Das User-Interface werde "auch die neuesten Funktionen für Barrierefreiheit beinhalten", betont Müller und verweist etwa auf Bildschirmlesefunktionen, Zoomoptionen und spezielle Farbkontraste. "So können Menschen mit und ohne Behinderung die Anwendung einfach bedienen und mit ihr interagieren." Zudem lasse sich die App "mit nur einem Finger bedienen". Bei den bereits erfolgten Benutzbarkeitstests mit Probanden "im Alter zwischen 19 und 74 Jahren auf allen Screens" habe man eng mit der Technologie-Allianz GesundZusammen kooperiert, die an digitalen Lösungen gegen Covid-19 arbeitet und eine einschlägige Oberfläche bereits seit einiger Zeit vorantreibt.

Grafische Oberfläche der Corona-Tracing-App (8 Bilder)

Es gibt allgemeine Hygiene- und Schutzhinweise (hier in der Android-Version). (Bild: SAP / Deutsche Telekom)

Mit dem Client sollen Nutzer zudem einen QR-Code scannen können, den sie vom Arzt oder dem Labor erhalten, um das Resultat eines Corona-Tests in der Anwendung übermittelt zu bekommen und anzuzeigen. "Dieser Prozess wird vom Testergebnisserver gesteuert", führt Müller aus. "Der Server erhält das Ergebnis vom Labor und liefert es an die App." Die Client-Entwicklung sei von der Freigabe der einschlägigen Bluetooth-Schnittstelle von Apple und Google abhängig gewesen, die vor zwei Wochen erfolgt sei. Einen breiteren Überblick über die App-Funktionen und die Lösungsarchitektur geben zwei Dokumente auf GitHub.

Formen angenommen hat auch das im Hintergrund seine Dienste tuende Verifizierungsportal, das T-Systems erstellt hat. Es soll dazu dienen, einen positiven, nicht in elektronischer Form vorliegenden Test zu melden. Dazu wird laut der Beschreibung eine TeleTAN generiert und zunächst über das Smartphone an die positiv getestete Person übermittelt. Das Identitätsverifizierungs- und Zugriffsmanagement stelle sicher, dass nur berechtigte Personen im Gesundheitswesen Zugriff auf das Portal erhalten, um diese Kennung generieren zu können.

Im nächsten Schritt gebe der Betroffene im Idealfall die TAN seinerseits in die App ein, um eine Infektion und ein damit verknüpftes erhöhtes Risiko für Kontaktpersonen zu melden, heißt es weiter. Eine ähnliche Anwendung für das rasche Übermitteln von Corona-Testresultaten hatte die Telekom bereits Ende März präsentiert. Diese hatte aber mit Startproblemen zu kämpfen und krankte an einigen Sicherheitslücken.

Die neuesten Veröffentlichungen bezeichnete Müller als "wichtige Meilensteine" auf dem Weg zur ersten offiziellen App-Version, die Mitte Juni für iOS und Android über die entsprechenden Stores zum Download zur Verfügung stehen werde. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung Digitalisierung und Innovation im Bundesgesundheitsministerium, unterstrich in einem Regierungspodcast am Mittwoch, dass jeder Nutzer der Anwendung im Kampf gegen die Pandemie einen wichtigen Beitrag leiste und für deren Sinnhaftigkeit keine User-Quoten erfüllt werden müssten.

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(tiw)