Entwicklungsumgebung RAD Studio 10.4 verpasst Delphi neue Code-Insight-Features

Die neue Version der Entwicklungsumgebung erhält eine geänderte Autovervollständigung für Delphi-Entwickler, und das klassische Helmlogo kehrt zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen
Entwicklungsumgebung RAD Studio 10.4 verpasst Delphi neue IntelliSense-Features
Update
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Silke Hahn
Inhaltsverzeichnis

Embarcadero hat RAD Studio mit einem überarbeiteten C++Builder und der Programmiersprache Delphi in Version 10.4 veröffentlicht. Im Beinamen setzen die Tools ihre Weltreise fort: Nach Seattle (10), Berlin (10.1), Tokyo (10.2) und Rio (10.3) folgt nun das australische Sydney. Gemäß Konvention der Nachkommastelle handelt es sich bei 10.4 erneut um ein Major Release mit Neuerungen für C++- und Delphi-Entwickler.

Die größten Neuerungen betreffen offenbar Delphi, das im aktuellen Release eine Implementierung des Language Service Protocol (LSP) bekommen hat. Das Tool Code Insight ermöglicht es Entwicklern, Code automatisiert beim Tippen zu vervollständigen. Der Vervollständigungsvorgang läuft dabei als separater Prozess und unterbricht nicht das eigentliche Programmieren in der Entwicklungsumgebung. Diese Autovervollständigung gibt es schon länger, neu hingegen ist offenbar die Verwendung des LSP, das asynchron läuft. Das Editieren greift dabei auf den selben Parser zu wie der Compiler und wird dadurch "non-blocking" – Editor und Compiler sollten nun übereinstimmende Ergebnisse bei der Überprüfung von Code auf dessen Korrektheit liefern.

Eine wesentliche Erneuerung erfährt die Programmiersprache durch die Custom Managed Records: Der bisherige Delphi-Datensatztyp Managed Records gestattet nun wohl benutzerdefinierte Initialisierung, Finalisierung und Kopiervorgänge. Entwickler sollen in der neuen Version selbst festlegen können, auf welche Weise Datensätze erstellt, kopiert und vernichtet werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Speicherverwaltung für Delphi soll in Version 10.4 auf allen unterstützten Plattformen (mobil, Desktop und Server) einheitlich verlaufen. Die klassische Objektspeicherverwaltung konnte sich dabei gegenüber dem Automatic Reference Counting (ARC) durchsetzen, da sie laut Anbieter besser kompatibel mit vorhandenem Code sei und eine einfachere Codierung für Komponenten, Bibliotheken und Endnutzeranwendungen bereithalte. Für die String-Verwaltung und die Schnittstellen-Referenzen hingegen soll für alle Plattformen das ARC-Modell bestehen bleiben. Das bedeutet wohl für C++ eine Verringerung der Komplexität, da nun auch das Erstellen und Löschen von Klassen im Delphi-Stil bei C++ der normalen Speicherverwaltung folgt.

Das neue Release soll hochauflösende Bildschirme (4K und High DPI) mit einer angepassten VCL-Styles-Architektur unterstützen, die Skalierung auf die erforderliche Auflösung soll automatisch erfolgen. Das Entwicklerteam von RAD Studio hat offenbar die für Styles zuständige API rundum erneuert. Insgesamt dürfte sich dadurch das Erscheinungsbild der Entwicklungsumgebung erneut verändert haben, laut Hersteller sei es klarer geworden. Wie schon bei den Vorgängerversionen enthält das neue Release einige optische Änderungen der Oberfläche.

Im C++Builder unterstützt Version 10.4 der Entwicklungsumgebung nun weitere Bibliotheken, darunter libSIMDpp, NemaTode und SDL, die Entwickler mit dem GetIt-Paketmanager herunterladen können. Auch Boost 1.70 soll auf diesem Weg erhältlich sein. Das Release führt einen neuen Debugger für C++ auf Windows in der 64-bit-Architektur ein. Das Tool soll Typen wie C++- und Delphi-Zeichenketten sowie STL-Sammlungen in einem neuen Debugging-Format auswerten und inspizieren können.

Weitere Änderungen betreffen zum Beispiel die FireMonkey-Plattform, deren Unterstützung für macOS und iOS nun auf das Apple-Entwicklern vertraute Application Programming Interface (API) Metal umgestellt wird. Insgesamt habe das Entwicklerteam laut Embarcadero über 1000 Änderungen im Vergleich zur Vorgängerversion 10.3 Rio vorgenommen und zahlreiche Bugs repariert.

Mehr Details finden sich in den Release Notes zur Entwicklungsumgebung. Embarcadero hat eine Wiki-Seite für die neue Version 10.4 Sydney eingerichtet. Vertiefende Informationen lassen sich der RAD-Studio-Feature-Matrix entnehmen. Auf GitHub hat das Entwicklerteam einige Demos zur Einführung in RAD Studio 10.4 zusammengestellt. In der Ankündigung von Embarcadero findet sich eine Zusammenstellung weiterer nützlicher Links zum Thema.

[Update, 03.06.2020, 14:00 Uhr: Wir haben einige Klarstellungen zum neuen Release ergänzt, insbesondere zu Code Insight und den Custom Managed Records.] (sih)