"Kalter Krieg" zwischen der Türkei und einer "arabischen Achse"

Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien sollen versuchen, den türkischen Expansionsdrang einzudämmen

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Dass sich die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate in Libyen via Proxies und im Luftkampf bekämpfen, ist bekannt; wie auch, dass Saudi-Arabien sich dort auf Seiten der Gegner der von der Türkei unterstützten Einheitsregierung (GNA) befindet. Die Spannungen zwischen der Türkei und den beiden Golfstaaten beschränken sich nicht auf Libyen, so steht die Türkei auch auf Seiten Katars im Konflikt innerhalb der Golfstaaten. Katar unterstützt wie die Türkei die Muslimbrüder.

Das ist sicher ein gewichtiger Grund für die Lagerbildung, Türkei gegen den "Block Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien". Das Magazin al-Monitor bezeichnete die Gegnerschaft Anfang Mai dieses Jahres als Kalten Krieg, der bereits 2013 begonnen habe.

Rache

Mit welchem Einsatz er geführt wird, konnte die größere Öffentlichkeit beim Fall Khashoggi mit verfolgen, die im Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul durch ein saudi-arabisches Team gewaltsam ums Leben kam. Aus der türkischen Regierung kamen in der Folge eine Serie von Enthüllungen, die das Herrscherhaus Saudi und besonders den Kronprinzen Mohammed Bin Salman ziemlich in die Klemme brachten. Der schwor Rache, wie im August 2019 berichtet wurde.

Was von dem geheimen "Strategie-Plan", in dessen Besitz die Publikation Middle East Eye (mit besten Verbindungen nach Katar) über den Think Tank Emirate Policy Center (EPC) gekommen war, dann tatsächlich umgesetzt wurde, bleibt vage, aber es gab auch in diesem Sommer Nachrichten darüber, dass der angekündigte saudische Business-Boykott kein bloßer Papiertiger ist.

Block gegen die Türkei

Vor zwei Tagen legte die Publikation al-Monitor noch einmal nach. Der Journalist Fehim Tastekin, bekannt für Hintergrundberichte, die in der Regel auf soliden Informationen basieren, erweitert in seinem Artikel den "antitürkischen Block" Vereinigten Arabische Emirate und Saudi-Arabien um einen weiteren arabischen Staat: Ägypten. Auch dort ist die Führung unter dem Ex-General al-Sisi ein ausgesprochener Gegner der Muslimbrüder. Und Ägypten steht in Libyen aufseiten von Khalifa Haftar, der die von der Türkei unterstützte Einheitsregierung bekämpft.

Die These Tastekins lautet, dass sich die drei Gegner der Türkei längst nicht auf Libyen konzentrieren, wo die Türkei zuletzt das militärische Geschehen zugunsten von GNA-Chef Sarradsch wendete, sondern auch regional eine "diplomatische Front" gegen Erdogan aufbauen, die von einem besonderem "Engagement" in Syrien und im Irak begleitet wird, um den Konflikt näher an die Türkei zu bringen.

Als Beispiel, wie weit die Gegnerschaft zur Türkei führen kann, erwähnt Tastekin eine Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Agency vom 30. Juli 2020, wonach Ägypten laut verlässlichen Militärquellen fast 150 Soldaten in die Umgebung Aleppos und ins südliche Idlib in die Gegend der Stadt Saraqib geschickt habe, damit sie dort die Regierung Assad unterstützen. Sie kämpfen angeblich "in Absprache mit den Revolutionären Garden".

Die Meldung wurde bald darauf von Kämpfern in Idlib dementiert und wie Tastekin berichtet, dementierte auch der ägyptische Vorsitzende des Parlamentskomitees für Verteidigung und Nationale Sicherheit, Kamal Amer.

Nichtsdestotrotz, so der al-Monitor-Autor, es habe in der Vergangenheit Geheimdiensttreffen auf höchster Ebene zwischen Syrien und Ägypten gegeben, die, wie auch die Versuche Ägyptens, Syrien wieder Zugang in die Arabische Liga zu verschaffen, viele Hinweise dafür gegeben, dass es die Achse aus Ägypten, den Vereinigten Emiraten und Saudi-Arabien gibt und dass es diese darauf anlegt, die Türkei einzugrenzen und in Konfliktzonen in deren Nähe aus dem Konzept zu bringen.

Die kurdische Selbstverwaltung

So fällt der Blick auf die syrisch-türkische Grenze und auf den stärksten Feind der Türkei: die kurdische Selbstverwaltung und die SDF. Geht es nach Tastekins Informationen, so hält sich der Austausch bislang noch in Grenzen. Er berichtet lediglich davon, dass der SDF-Kommandeur Maslum Kobane im Herbst letzten Jahres die ägyptische Kritik an der türkische Invasion in Nordostsyrien ("Operation Friedensquelle") öffentlich gelobt hat und dass die Hauptstädte Riad, Abu Dhabi und Kairo Vertreter der SDF empfingen - zwei der Delegationen wurden von Maslum Kobane angeführt.

Ob diese Beziehungen noch weiter vertieft werden, muss sich erst noch zeigen. Aber, so der al-Monitor-Bericht, bei den jüngsten militärischen Angriffen der Türkei auf PKK-Stellungen im Nordirak wiederholte Ägyptens Führung die deutliche öffentliche Kritik am Vorgehen der Türkei und suchte dazu die Beziehungen zur Zentralregierung in Bagdad zu vertiefen.

Auch im Fall Libyen verstärkt Kairo gerade die Diplomatie mit Nachbarstaaten wie Algerien, Marokko und Tunesien, um den Expansionsdrang der Türkei in Libyen einzudämmen. Wie weit die Zusammenarbeit der drei arabischen Staaten gegen die Türkei trägt, bleibt noch abzuwarten.