Expedition "Mosaic": Letzter Personalwechsel auf der "Polarstern" vor Rückkehr

Ein russischer Eisbrecher hat frisches Personal zum Forschungsschiff Polarstern gebracht, die im Nordpolarmeer unterwegs ist.

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Letzter Personalwechsel auf der "Polarstern" vor Rückkehr

Die Polarstern in der Polarnacht

(Bild: Alfred-Wegener-Institut / Lukas Piotrowski, CC BY 4.0)

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Von
  • dpa

Zwei Monate vor der Rückkehr des Forschungsschiffes "Polarstern" von seiner einjährigen Arktis-Expedition ist am Wochenende das Team an Bord ein letztes Mal ausgetauscht worden. Ein russischer Eisbrecher war Anfang August in Bremerhaven gestartet, um die neue Mannschaft und Wissenschaftler zur "Polarstern" zu bringen. Die Neuzugänge hatten wegen der Corona-Epidemie zwei Wochen in Quarantäne verbracht.

Die "Polarstern" war am 20. September 2019 vom norwegischen Tromsø gestartet. Monatelang driftete sie mit einer riesigen Scholle mit, damit die Wissenschaftler an Bord umfangreiche Messungen im Ozean, im Eis und in der Atmosphäre machen konnten. Ende Juli war die Scholle in der sommerlichen Arktis schließlich zerbrochen. Die gewonnen Daten werden nach der Expedition ausgewertet. Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über das Klimasystem.

Arktis-Expedition "Mosaic" (78 Bilder)

22. März 2020: Schneedünen in der Arktis.
(Bild: Michael Gutsche)

Die "Polarstern" ist noch einige Wochen für Messungen im Nordpolarmeer unterwegs. "Wir wollen so lange bleiben, bis die Arktis wieder anfängt zuzufrieren. Das ist eine wichtige Phase im Eiszyklus", sagte Expeditionsleiter Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut. Ende September wird die "Polarstern" schließlich ihre Rückfahrt antreten, am 12. Oktober wird sie in Bremerhaven erwartet.

"Mosaic" ist eine Reise der Superlative: Über 70 wissenschaftliche Institute aus fast 20 Ländern sind mit Hunderten Forschern beteiligt. Die Wissenschaftler an Bord wurden während der Reise mehrfach per Schiff ausgewechselt, zuletzt am Wochenende. "Eine Arktis-Expedition in dieser Größenordnung hat es noch nie gegeben", sagt Rex. Die Kosten belaufen sich auf 140 Millionen Euro, Deutschland übernimmt die Hälfte.

Institute in aller Welt setzen große Hoffnungen auf die Ergebnisse der Expedition: Mit den Messungen und Experimenten im Nordpolarmeer soll der Klimawandel besser verstanden werden. Die Expeditionsteilnehmer beobachten dafür genauestens die Austauschprozesse zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre. "Man kann jetzt schon sagen, dass die gewonnen Daten es erlauben werden, die sehr komplexen Prozesse im Klimasystem besser zu verstehen", betont Rex. Mit der Auswertung werde nach der Expedition begonnen. "Jetzt fokussieren wird uns erst einmal auf die Messungen."

Der Wissenschaftler veranschaulicht seine Arbeit mit dem Bild einer Uhr: "Wer anfängt, jedes Zahnrädchen genauestens zu untersuchen und das Uhrwerk lange studiert, kann am Ende eine Uhr nachbauen", sagt Rex und fügt hinzu: "Wir wollen das Klimasystem nachbauen." Dafür sei es nötig gewesen, den gesamten Lebenszyklus der Eisscholle zu begleiten, an die die "Polarstern" so lange angedockt war.

Das Forschungsschiff Polarstern des Alfred-Wegener-Instituts (20 Bilder)

(Bild: Alfred-Wegener-Institut/Mario Hoppmann (CC-BY 4.0))

Allerdings musste das Forschungsschiff die Scholle für eine kurze Zeit verlassen und die Drift unterbrechen. Wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen Reiseeinschränkungen konnte das Personal nicht wie geplant vor Ort auswechselt werden. Hier kam nun der neue Plan von Rex und seinem Team zum Zuge: Das Schiff fuhr nach Spitzbergen, um dort im Juni die neue Mannschaft an Bord zu holen und die alte von Bord zu lassen.

Die Wissenschaftler hatten zwei Wochen in Bremerhavener Hotels in Quarantäne verbracht, um garantiert virusfrei zu sein. Seitdem ist auch Markus Rex wieder auf der "Polarstern". Er war bereits in den ersten Monaten auf dem Schiff und wird im Oktober dabei sein, wenn die "Polarstern" in Bremerhaven einlaufen wird. (axk)