Fälschungen: Ein Krimi um Produktpiraten

Gesucht: ein Kühlergrill. Der Tatverdacht: Fälschung des Produkts. Wie Experten für Markenschutz mit Fahndungssoftware auf Spurensuche gehen.

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Fälschungen: Ein Krimi um Produktpiraten

Mehrere 10000 Kühlergrills können die Fälscher mit dem Maschinenpark einer namenlosen chinesischen Firma jährlich produzieren.

(Bild: Audi)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Tim Schröder
Inhaltsverzeichnis

Die Jagd nach den Fälschern begann irgendwann im vergangenen Oktober. Serhyi Jewtymowycz, Experte für Marken- und Designrecht bei Audi in Ingolstadt, und seine Kollegen hatten Hinweise erhalten, dass im Internet immer öfter Kühlergrill-Fälschungen auftauchten. Das hatte durchaus eine gefährliche Seite. „Das waren Fälschungen aus billigem Material, das bei Unfällen hätte splittern und Menschen verletzen können“, sagt Jewtymowycz. „Deshalb mussten wir schnell aktiv werden.“ Angesichts der ungeheuren Größe des Internets hätte man die Suche nach der Nadel im Heuhaufen erwarten können.

Doch Jewtymowycz hatte Unterstützung. Er arbeitet seit vielen Jahren mit der Kölner Firma globaleyez zusammen, die sich auf Markenschutz im Internet spezialisiert hat und dort nach Fälschungen fahndet. Sie überwacht das Internet für ihn kontinuierlich nach Verdachtsfällen. Und immer wieder einmal sind dicke Fische wie der Kühlergrill dabei, dessen Spur die Ermittler schließlich bis in ein Industriegebiet in Südchina zurückverfolgen konnten.

Zunächst fütterten die Kölner ihre Software mit Bildern des gesuchten Audi-Kühlergrills und verschiedenen Suchbegriffen. 250 Internetbörsen, Marktplätze und Suchmaschinen können die Systeme automatisch und kontinuierlich scannen. „Korrelationen wie ein auffallend niedriger Preis in Kombination mit der Herkunftsangabe China sind oft ein erster Hinweis auf eine Fälschung“, sagt globaleyez-Geschäftsführer Oliver Guimaraes. Denn das Land ist nach wie vor unangefochten der weltweit größte Fälschungsmarkt. Auch auf die verkauften Stückzahlen achtet die Software – denn Audi geht es vor allem darum, zunächst große Händler zu erfassen, weil die einen entsprechend großen Schaden für die Marke anrichten.