Politikerdaten-Leak via Twitter: Angeklagter legt Geständnis ab

"Türchenweise", wie bei einem Adventskalender, wurden im Dezember 2018 sensible Daten geleakt. Der nun laufende Prozess begann mit einem Geständnis.

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Politikerdaten-Leak via Twitter: Angeklagter legt vollumfängliches Geständnis ab

(Bild: CarpathianPrince/Shutterstock.com)

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Der Prozess gegen einen 22-Jährigen aus Homberg (Ohm), unter anderem wegen des Ausspähens und der Veröffentlichung privater Daten von mehr als 1000 Prominenten und Politikern, hat mit einer Aussage des Angeklagten begonnen. Dieser habe die Taten in vollem Umfang gestanden und äußere sich dazu, sagte Oberstaatsanwalt Benjamin Krause von der Frankfurter Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) am Mittwoch in Alsfeld (Vogelsbergkreis). Der Angeklagte muss sich dort vor dem Jugendschöffengericht verantworten.

Der Fall hatte Anfang 2019 bundesweit Aufsehen erregt. Laut Ermittlern war der Angeklagte damals Schüler und lebte bei seinen Eltern. Aus Ärger über öffentliche Äußerungen seiner späteren Opfer habe er angefangen, private Daten wie Adressen, Telefon- und Kreditkartennummern von diesen zu sammeln. Dabei verschaffte er sich laut Anklage Zugang zu Online-Profilen und kaufte gestohlene Daten im Netz.

Über seinen Twitter-Account @_0rbit veröffentlichte er die gesammelten Daten – unter anderem von Politikern der CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und FDP, aber auch von bekannten YouTubern, Komikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens – schrittweise und anonym in einer Art Adventskalender. Er soll auch versucht haben, Opfer mit der Veröffentlichung zu erpressen.

Über den Account @_0rbit erfolgten die Datenleaks "türchenweise".

(Bild: Screenshot)

Hinter den "Türchen" des Adventskalenders waren unter anderem private Facebook-Chatverläufe des niedersächsischen SPD-Landtagsabgeordneten Jochen Beekhuis aufgetaucht. Aufgrund darin enthaltener homophober, sexistischer und menschenfeindlicher Äußerungen flog der Politiker aus der Landtagsfraktion der Sozialdemokraten.

Der Prozess findet ohne Presse und Zuschauer statt, weil der Angeklagte zum Tatzeitpunkt als Jugendlicher beziehungsweise Heranwachsender galt. Der Prozess sei besonders, auch wegen der großen Zahl Betroffener, erklärte Krause. Nachdem im Vorfeld der Verhandlung von 1000 Opfern die Rede war, geht die Staatsanwaltschaft nun von 1500 Geschädigten aus. Ob es am Mittwoch ein Urteil gibt, war zunächst unklar. Eine Fortsetzung der Verhandlung ist für den 30. September terminiert.

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(ovw)