Umfrage: Schwere Zeiten für Start-ups, weniger Jobs geplant

Die Corona-Krise trifft Start-ups besonders heftig. Viele dieser Unternehmen wollen deshalb weniger Personal einstellen als ursprünglich geplant.

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Umfrage: Schwere Zeiten für Start-ups, weniger Jobs geplant

(Bild: baranq/Shutterstock.com)

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Angesichts der Corona-Krise wollen deutsche Start-ups weniger neues Personal einstellen. Mehr als 90 Prozent möchten in den kommenden zwölf Monaten im Durchschnitt sechs neue Mitarbeiter engagieren, zeigt eine Umfrage des Bundesverband Deutsche Startups, der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg-Essen. Bei der Umfrage vor einem Jahr hatten die Firmen noch angegeben, im Schnitt acht neue Mitarbeiter einstellen zu wollen. An der Studie nahmen knapp 2000 Start-ups teil.

Drei Viertel der befragten Start-ups sehen sich von der Corona-Pandemie in ihren Geschäften beeinträchtigt, geht aus den Ergebnissen der Umfrage hervor. Zu schaffen mache ihnen angesichts zurückhaltender Verbraucher vor allem der Vertrieb und die Kundengewinnung (68 Prozent) – 13 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Auch die finanziellen Bedingungen bezeichnen viele Gründer als schwierig: 43 Prozent halten die Kapitalbeschaffung für herausfordernd, 2019 sahen das nur 38 Prozent so. Mit 32 Prozent sehen zudem mehr Start-ups die Liquidität als ein Problem. Das sind 18 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

"Start-ups sind wie die gesamte Wirtschaft von der Corona-Pandemie betroffen", sagte Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutsche Start-ups, am Dienstag. Nur wenige der Firmen wollten aber Personal abbauen, um Kosten zu sparen.

Offenbar verhalten sich Start-ups ähnlich wie Familienunternehmen, die sich in einer besonderen Verantwortung für ihre Mitarbeiter sehen. Florian Nöll, Leiter der Start-up-Initiative NextLevel bei PwC Deutschland, sagt: "Die Startup-Entscheider zeigen in der Krise eine Haltung, die der von Familienunternehmern sehr ähnlich ist: Sie konzentrieren sich auf ihre Stärken und setzen auf nachhaltiges Handeln statt Personalabbau. Damit schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze, sondern avancieren zum Wachstumsmotor, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen."

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Die Bundesregierung hatte im April angekündigt, Start-ups mit zwei Milliarden Euro in der Corona-Krise zu helfen. Damit solle die Wagniskapitalfinanzierung erweitert werden. Der relativ schwierige Zugang zu Geld von Investoren hierzulande gilt als entscheidender Grund, warum die deutsche Start-up-Branche der Konkurrenz in den USA, Israel oder Großbritannien oft hinterherhinkt.

Start-ups in Deutschland zeichnen sich laut der Studie durch eine große Internationalität aus. Zwei von zehn Gründern haben demnach Migrationshintergrund. 27 Prozent der Mitarbeiter haben ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands, in Berliner Start-ups sind es sogar 43 Prozent. Zugleich spielen umweltspezifische und soziale Motive bei Gründungen eine große Rolle: 43 Prozent der Start-ups ordnen ihre Produkte und Angebote der Green Economy zu. An der Männerdominanz in der Gründerszene hat sich hingegen wenig geändert: Der Frauenanteil ist im Jahresvergleich kaum gestiegen – von 15,7 auf 15,9 Prozent. (olb)