Diesel-Skandal: Ehemaliger Audi-Chef Stadler vor Gericht

Der erste Strafprozess um den Dieselskandal in Deutschland hat begonnen. Den Angeklagten drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis.

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Diesel-Skandal: Ehemaliger Audi-Chef Stadler vor Gericht

Rupert Stadler auf dem Weg ins Gericht.

(Bild: dpa)

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  • dpa
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Rupert Stadler kommt in einem grauen Mercedes zum Audi-Prozess. Es ist ein symbolisches Bild: Er ist nicht mehr der Audi-Chef, in dessen Zeit die Marke Absatzerfolge feierte und einige Jahre mehr Autos als Mercedes-Benz verkaufte. Dazwischen liegen der Diesel-Skandal, eine mehrmonatige Untersuchungshaft und Stadlers Rauswurf.

Den Saal, in dem das Landgericht München am Mittwoch beginnt, über die Betrugsvorwürfe gegen Stadler und drei Mitangeklagte zu verhandeln, betritt der 57-Jährige demonstrativ entspannt. In dem Saal in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim geht es um viel. Juristisch um "Betrug, mittelbare Falschbeurkundung sowie strafbare Werbung" – so hat es die Staatsanwaltschaft schon im Sommer mitgeteilt. Theoretisch drohen den Angeklagten damit bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Und es geht um die Aufarbeitung des Diesel-Skandals. Noch bevor die Staatsanwaltschaft beginnen kann, die mehr als 90 Seiten umfassende Anklageschrift zu verlesen, beginnt das juristische Geplänkel: Stadlers Verteidiger stellt einen Auskunftsantrag. Er will wissen, ob aus dem Kreis der Richter, Schöffen und Ersatzrichter jemand selbst oder dessen Partner seit 2009 Autos mit von Audi entwickelten Motoren gefahren habe. Hintergrund ist eine mögliche Befangenheit.

Der Prozess wird aller Voraussicht nach lange dauern. Bis Ende 2022 hat das Gericht bereits Termine angesetzt. Die Aufmerksamkeit richtet sich am Mittwoch vor allem auf Stadler, dabei ist er unter den vier Angeklagten derjenige, dem am wenigsten zur Last gelegt wird. Bei ihm beginnen die Vorwürfe erst Ende September 2015 – nach dem Auffliegen des Diesel-Skandals. Laut Staatsanwaltschaft soll er spätestens nach der Aufdeckung des Skandals in den USA im September 2015 von den manipulierten Audi-Motoren gewusst haben. Dennoch habe er veranlasst, dass sie weiterhin verkauft werden – beziehungsweise den Verkauf nicht verhindert. Bei ihm geht es um gut 120.000 Autos und einen Schaden, den die Staatsanwaltschaft mit rund 28 Millionen Euro beziffert. Stadler hat eine Mitwisserschaft oder gar Beteiligung an Diesel-Manipulationen bestritten. Seine Aussage wird im Laufe des Prozesses an einem späteren Verhandlungstag erwartet.