Als wäre es 1999

Zwanzig Jahre zurück geschaut kann man Dinge im Web sehen, die will man gar nicht mehr wissen. Oder doch. Man sieht, was sich seitdem alles getan hat. MIt oder ohne göttlichen Segen

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Es ist eine allseits bekannte Übung, aber bitte, man sollte sie ab und zu wieder einmal durchführen. Wenn man tief eingeatmet hat, kann man zum Beispiel diesen Link klicken und sich ein paar Screens aus dem Web von 1999 anschauen.

Branding-Experten und Marketing-Gurus fallen jetzt komatös hinten herunter, wenn sie die Homepages von Apple und MSN sehen. Das ist kein einfaches Leben, wenn man als Webdesigner sich an die Sünden von damals erinnert sehen muss, weil man Cascading Stylesheets noch nicht vollumfänglich in die eigenen Arbeiten aufgenommen hatte. Und man kann auch sehen, dass Google und Amazon schon damals drittklassiges Webdesign beherrschten ... und das eigentlich auch beibehielten. Es ist eine einzige Sünde.

Davor bewahre uns der heilige Carlo, der erste heilig Gesprochene des 21. Jahrhunderts und Patron des Internets, den Papst Franziskus nun in den illustren Reigen aufgenommen hat. Carlo sollte man zumindest Respekt zeugen, auch wenn der ganze Zirkus einer Heiligsprechung vielleicht doch den einen oder anderen abstoßen könnte.

Der junge Mann starb 2006 mit gerade einmal 15 an Leukämie und hatte bis dahin sich vor allem dadurch hervorgetan, im Netz eine Seite zu pflegen, die Wundertaten von katholischen Christen notierte. Das ist natürlich anerkennenswert. Und die erste Heilung durch ihn mittels einer Anrufung seines Namens soll 2013 geschehen sein. Lassen wir das mal so stehen und bedanken uns einfach für den Schutz vor Augenkrebs, sollten wir etwas zu lange auf die Websites der 90er gestarrt haben.

Für alle, denen es hier am Glauben mangelt, sei gesagt: Es geht auch anders und per App. Zum Beispiel kann diese irdische Schöpfung von Skoda hören, ob etwas mit dem Wagen nicht stimmt. Statt "Husten Sie mal" reicht ein einfaches Anlassen des Motors und die Software erkennt, dass da ein Klopfen ist, wo es nicht hingehört. Wir empfehlen dringend, die gleiche App nicht neben einem Trabbi zu aktivieren, weil man vermutlich damit die Software veranlasst, den Verteidigungsfall auszulösen und die Bundeswehr zu alarmieren.

Aber bis dahin kann man Skoda nur sagen: Hut ab, den wir noch aus den 90ern tragen. So schön kann man doch eigentlich nur selten sehen, dass sich in zwanzige Jahren einiges in der Technik und in seinem Design getan hat. Nicht nur auf Bildschirmen, sondern auch bei Automobilfirmen.

Gepriesen sei der Herr. Danke Carlo. Oder wer auch immer.