EuroHPC-Projekt: Italienischer Supercomputer Leonardo mit 10 KI-ExaFlops

Die EU fördert das italienische Forschungszentrum CINECA mit 120 Millionen Euro. Zum Einsatz kommen dort 14.000 Ampere-A100-Beschleuniger von Nvidia.

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EuroHPC-Projekt: Italienischer Supercomputer Leonardo mit 10 KI-ExaFlops

(Bild: Nvidia)

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Vier europäische Forschungszentren haben die ersten Spezifikationen kommender Supercomputer bekannt gegeben, die im Rahmen des EuroHPC-Projekts gebaut werden: Die EU will dabei ihre digitale Souveränität mit 8 Milliarden Euro fördern. Die mit Abstand stärkste der vier Rechenfarmen – Leonardo genannt – baut das französische Unternehmen Atos im Bologna Science Park für den Forschungsbund CINECA.

Das italienische Ministerium für Unterricht, Universitäten und Forschung gibt für den Bau 120 Millionen Euro aus; die EU steuert weitere 120 Millionen Euro bei. Der Supercomputer soll künftig Wettervorhersagen berechnen, den Klimawandel simulieren und an Krankheiten forschen. Die Industrie erhält unter anderem zur Materialforschung Zugriff.

Für Leonardo sind insgesamt 5000 Rechen-Nodes angedacht, knapp 3500 davon mit jeweils vier A100-GPU-Beschleunigern von Nvidia. Das ergibt fast 14.000 A100-Karten, die mit Hilfe ihrer Tensor-Kerne fast 10 ExaFlops FP16-Rechenleistung erreichen sollen (624 Tensor-FP16-TeraFlops pro GPU mit Sparsity). CPU-seitig kommen Xeon-Prozessoren von Intel zum Einsatz. Die Generation nennen die Verantwortlichen noch nicht, mindestens Ice Lake-SP mit PCI Express 4.0 erscheint wahrscheinlich. Zu den weiteren Spezifikationen gehören mindestens 3 Petabyte RAM, insgesamt 300 Petabyte Massenspeicher und ein 200-GBit/s-Interconnect der Nvidia-Tocher Mellanox.

Im Linpack-Benchmark, den die Top500-Liste zur Einordnung von Supercomputern verwendet, visiert CINECA mindestens 200 FP64-PetaFlops an. Stand heute wäre Leonardo damit der zweitschnellste Supercomputer der Welt. Bis zum Baubeginn 2021 und vollständiger Inbetriebnahme 2022 gehen allerdings weitere Rechenfarmen mit noch mehr Leistung ans Netz. Aktuell nutzt CINECA Marconi-100 – mit knapp 22 FP64-PetaFlops derzeitiger Platz 9 der Top500.

Drei weitere Supercomputer entstehen in Luxemburg (MeluXina, betrieben von LuxConnect, 800 A100-GPUs), Tschechien (Euro IT4I, betrieben von IT4Innovations National Supercomputing Center, 560 A100-GPUs) und Slowenien (Vega, betrieben von IZUM, 240 A100-GPUs). Außer den Nvidia-Karten kommen in allen Fällen Mellanox-Infiniband-Interconnects zum Einsatz.

Die vier Systeme deuten auf eine enge Beziehung zwischen der EU und Nvidia hin. Das könnte künftig beim Design eigener Prozessoren relevant werden: Die EU setzt bei der European Processor Inititative (EPI) auf ARM-Rechenkerne, die nach der ARM-Übernahme künftig Nvidia weiterentwickelt.

(mma)