Im Stand überholt: E-Auto Smart EQ fortwo im Test

Den Smart fortwo gibt es bald nicht mehr, und ein Erfolg war er nie. Wir sehen uns den elektrischen Smart an für eine Abverkaufsberatung. tl;dr: eher nicht

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Smart Fortwo EQ

Den Smart wird es auch in elektrischer Form nicht mehr lange geben. Lohnt es sich, eines der letzten Modelle zu ergattern?

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Ich würde hier gern eine Ode an das Kleinstfahrzeug schreiben, denn ich singe gern das leise Lied des ausreichend großen Autos. Leider zeigt auch der letzte europäisch konstruierte Smart die Dysfunktionalität des Daimler-Konzepts "kleines Auto, nicht so kleiner Preis".

Wo soll ich anfangen? Am besten mit einer Abbitte an die wenigen verbliebenen Smart-Fans: Dieses Auto ist nicht schlecht per se. Es wird Einsatzgebiete geben, in denen ein Smart EQ fortwo das beste mögliche Fahrzeug ist. Es fällt mir zwar hier vor dem Gefährt sitzend keines ein, aber ich lade Sie herzlich dazu ein, Ihre Einsatzspektren per Mail zu schicken oder im Forum zu diskutieren. Das Problem ist nicht, dass das Auto absolut schlecht wäre. Das Problem ist, dass das Auto relativ schlecht wirkt, weil die Konkurrenz außenherum sich stark verbessert hat, während der Antrieb des Smart stehen blieb. "Ach", denke ich mir bei jeder schick erneuerten LED, "hättet ihr diese Ressourcen mal in ein grundlegendes Update des Antriebs gesteckt".

Wer die vorigen Generationen elektrisch angetriebener Smarties fuhr, kennt diesen Antrieb. Es kam ein abstandsabhängiger Rekuperierer dazu, der keine große Hilfe ist. Wer auf Alleinfahrt ohne Vorausfahrende die elektrische Bremse per Fahrpedal benutzen will, kann das nur tun, indem er für jede Fahrt neu auf "Eco" drückt, denn das Auto schaltet den Modus bei jedem Start wieder aus. Rekuperation per Bremspedal zu initiieren funktioniert sehr grob. Es fühlt sich an, als verwende das Auto nicht mehr als den Bremslichtschalter zur Aktivierung der Bremsenergierückgewinnung. Kein Vergleich selbst zur ersten Generation Renault Zoe. Kurz: Der Antrieb ist so, wie er damals war, und damals war er schon nicht der effizienteste.

Smart EQ fortwo (5 Bilder)

Kein absolut schlechtes Auto, aber relativ betrachtet sieht es angesichts des Fortschritts eben anders aus.
(Bild: Clemens Gleich)

Das Resultat: für die Fahrzeuggröße erstaunlich hohe Verbräuche. Bei herbstlichen 6° C kommt der Wagen im gemächlichen Landstraßenbetrieb selbst intern netto kaum unter 20 kWh / 100 km. Brutto bezahlen muss der Fahrer nach meinen Messungen ab Herbst 18,9 bis 25 kWh pro 100 km. Die Verluste mit Ladeziegel liegen je nach Temperatur bis 20 Prozent. Andere Hersteller schaffen es mit der halben Verlustleistung am Ziegel. Für Smart-Fahrer lohnt daher wahrscheinlich eine Wallbox, vor allem mit der Förderung ab November. Um 6° C herum liegt zudem eine steile Ineffizienz-Rampe. Bei einer Fahrt von 9° C (Start) bis 4° C (Ende) stieg bei konstant rund 100 km/h bei um die 6° C der Verbrauch sprunghaft von gut 17 kWh auf über 20 an.

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Heute morgen bin ich knapp 20 km bei 1° C gefahren. Ich maß 28,2 kWh Verbrauch brutto. Das Dashboard attestierte mir dafür noch einen "Eco-Score" von 90 Prozent. Wohl nicht ganz zu Unrecht, denn ich fuhr tatsächlich rund und sparsam, auf eine Art, bei der ich die Zoe (Test) bei optimalen 17° C auf unter 11 kWh netto betrieb. Der Smart war einfach noch nie effizient, übrigens auch nicht bei den Verbrennern. Bei Kälte steigen Verbrauch und Ladeverluste steil an. Für den Elektrischen heißt das zumindest im Winterhalbjahr: Du kommst häufig keine 100 km weit und fährst dennoch teurer als mit viersitzigen Kleinwagen. Bei milderen Temperaturen fährt der Smart mit rund 15 kWh / 100 km interner Anzeige, was am Ladeziegel eben dennoch zu fast 19 kWh wird.

Da der Mensch die meisten Fahrten allein und leicht bepackt vornimmt, war die Ursprungsidee des Smart, die Kabine eben knackig klein zu gestalten. Gute Idee. Doch warum ausgerechnet eine auf den Menschen ohne großes Gepäck optimierte Kabine kaum durchdachte Ablagen hat, versteht wohl nur Daimler. Unter dem Radio kann man sich aussuchen, ob dort das Smartphone liegt oder der Getränkehalter. Der USB-Stecker liegt hinter dem Handbremshebel, wo es keine Ablagemöglichkeit gibt. Es gibt in den Türen und im Fußraum ein paar Netze. Das Handschuhfach ist so klein und mit einem Carsharing-Kartenleser belegt, dass praktisch nichts reinpasst. Dafür gibt es eine hübsche Ring-LED um den Getränkehalter. Wer trifft solche Entscheidungen?