Post aus Japan: Elektronikpreis für den QR-Code

Der Strichcode ist out. Ein pixeliger, quadratischer Code aus Japan erobert das Handy-Payment. Die Erfindung war der IEEE nun einen "Milestone-Award" wert.

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QR-Codes auf Gräbern

QR-Codes gibt es mittlerweile sogar auf Gräbern.

(Bild: dpa, Stephanie Pilick)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Eine japanische Erfindung schafft dank der Pandemie enggültig ihren Massendurchbruch daheim: eine gepixelte, quadratische Version des Barcodes, der QR-Code. In dessen Pixelquadrat können deutlich mehr Informationen gespeichert werden als in einem Strichcode.

Daher verhalf der QR-Code schon in vielen Ländern dem bargeldlosen Zahlen mit dem Handy zum Siegeszug – und jetzt auch in Japan. Diese Woche adelte die globale Vereinigung der Elektronikingenieure IEEE den optische Datenspeicher zu einem "Meilenstein" der Elektronikentwicklung.

Mit dem "Milestone-Award" werden wird nun ein Unternehmen ausgezeichnet, das auf den ersten Blick wenig mit der klassischen Elektronikindustrie zu tun hat. Ausgerechnet Toyotas größter Zulieferer Denso hatte 1994 den QR-Code auf den Markt gebracht, um mit diesen zweidimensionalen, maschinenlesbaren Etiketten die Effizienz der Just-in-Time-Produktion noch zu erhöhen.

Der Clou: Densos neuer Code konnte Nummern mit bis zu 7087 Ziffern handhaben und selbst dann genau gelesen werden, wenn 30% des Codebereichs verschmutzt und beschädigt waren. "Globale Unternehmen übernahmen bald QR-Codes zur Verbesserung von Fertigung, Logistik und Management", soll auf der Plakette stehen, die Denso in einem Technologiemusuem anbringen wird.

Der Rest des Siegeszugs des kleinen QR-Codes wird dann in einem weiteren Satz zusammengefasst: "Mit Kameras ausgestattete Mobiltelefone brachten QR-Codes in Werbung, Design und weit verbreitete Anwendungen wie elektronische Zahlungen ein und gaben Verbrauchern so effiziente neue Zugangswege zu digitalen Informationen an die Hand."

Dass es überhaupt soweit kam, ist Denso Großzügigkeit zu verdanken. Das Unternehmen hat sich seine Idee zwar patentieren lassen, Aber es verzichtete auf seine Patentrechte, um mehr Menschen die Nutzung zu ermöglichen, so Densos Begründung. "Infolgedessen hat sich der QR-Code als billiger und sicherer offener Code weit verbreitet", erklärt der Preisvorschlag der IEEE.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

In den 1990er Jahren verbreitete sich die Verwendung von QR-Codes in der Herstellung, Logistik und Lebensmittel für Zwecke wie Prozessmanagement, Qualitätskontrolle, Versandmanagement, Lagerverwaltung und Verwaltung des Verfallsdatums. In den 2000er Jahren wurde er erstmals mit Mobiltelefonen mit Kamera verwendet, um zum Beispiel Nutzer auf Plakaten oder in TV-Sendungen mit einem simplen Tastendruck auf Webseiten zu lenken.

Schon dafür hagelte es Preise für Densos Designer wie 2002 den "R&D 100 Awards" in den USA oder den "European Inventor Award Popular Prize" im Jahr 2014. Doch die Entwickler ruhten sich nicht auf den Lorbeeren aus und entwickelten mit den Zielen Miniaturisierung, Kapazitätssteigerung, Design und Sicherheitsleistung neue QR-Codes.

1997 kam ein Mikro-QR-Code auf den Markt, der Daten von etwa 20 alphanumerischen Zeichen in einem Quadratmillimeter kleinem Code verarbeiten kann. 2001 folgte einen QR-Code, der chinesische, japanische und koreanische Schrift speichern konnte. Im Bereich "Sicherheit" wurde 2007 der SQRC (Security QR Code) entwickelt.

Das Hauptmerkmal des SQRC ist die zweischichtige Struktur des öffentlichen Informationsbereichs und des privaten Informationsbereichs. Der öffentliche Informationsbereich kann von allen Lesegeräten wie z.B. Mobiltelefonen gelesen werden, aber die Informationen im privaten Bereich werden verschlüsselt. 2014 folgte unter dem Stichwort Design der "Frame-QR-Code", der laut den Antragstellern des IEEE-Preises bisher nur in Japan erhältlich ist. Dabei ist in der Mitte des Quadrats ein Bereich freigestellt, in den lustige Bildchen oder Firmenlogos gedruckt werden können.

Für Denso ist dieser IEEE-Preis durchaus wichtig, mit der seit 1983 immerhin 207 technologische Errungenschaften ausgezeichnet wurden. Der Konzern dehnt sich mit Produktionsroboter sowie der Entwicklung künstlicher Intelligenz und anderer Technologie für autonomes Fahren immer stärker in die Elektronik- und Softwareindustrie aus. Und dies ist die erste Erfindung von Denso, die eine Auszeichnung der Organisation erhalten hat.

(bsc)