"Watch Dogs Legion" angespielt: Böse neue Welt

Ubisoft inszeniert mit "Watch Dogs: Legion" einen wilden Trip in eine düstere Zukunft mit vielen spielerischen Freiheiten.

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(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Drohnen hacken, meucheln oder mit dem Sturmgewehr durch die Vordertür – "Watch Dogs Legion" lässt den Spielern die freie Wahl. Schade, dass bei den spannenden Missionen nur wenig vom düsteren Szenario übrig bleibt.

London, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft: Die Stadt wird von Terroranschlägen heimgesucht und die Regierung kollabiert. Aus dem Nichts heraus übernimmt eine geheimnisvolle Polizeitruppe die Macht, die jeden Protest rücksichtslos im Keim erstickt. Die Hackergruppe DedSec lässt sich das nicht gefallen und zückt ihre Smartphones, um die Server des faschistischen Regimes lahm zu legen.

Willkommen bei "Watch Dogs"! Der dritte Anlauf von Ubisofts Action-Adventure verzichtet diesmal auf einen einzigen Helden und präsentiert eine ganze Reihe unterschiedlicher Hacker, die sich in den Kampf gegen das Böse stürzen. E-Sportler, Drohnen-fliegende Bauarbeiter oder bekehrte Sicherheitsleute sorgen mit Computer-Skills, Verkleidungen und Killer-Mentalität für große spielerische Freiheiten. Sie alle können von der Straße rekrutiert werden. Anfang des Spiels gibt es nur eine kleine Auswahl, mit der Zeit können die Spieler neue Rekruten anheuern und ihren Hackerpool erweitern.

"Watch Dogs Legion" angespielt (5 Bilder)

Mehr Helden, mehr Missionen. "Watch Dogs: Legion" erweitert das erfolgreiche Konzept der Vorgänger um spielerische Freiheiten, die Story bleibt aber auf der Strecke.
(Bild: heise online)

Ein Beispiel: Wir sollen einen Computer hacken und dafür ein Gebäude infiltrieren, in dem schießwütiges Sicherheitspersonal an jeder Ecke lauert. Der direkteste Weg wäre mit dem Sturmgewehr durch den Haupteingang. Wir können aber auch eine kleine Spinnen-Drohne losschicken, die erstmal alle Sicherheitssysteme ausschaltet, oder uns als getarnter Meuchelmörder durch die Gänge schleichen. Wer sich den ganzen Stress sparen will, kann sich als Bauarbeiter eine Frachtdrohne schnappen, bis auf das Dach fliegen und sich die Hälfte des Weges schenken.

Dieses Spielprinzip wird durch Rätsel und Geschicklichkeitsprüfungen aufgelockert. So müssen die Spieler Leitungen richtig verbinden oder mit Nano-Drohnen in einen Computer eindringen, um den Kern zu überhitzen. Überall verteilt finden die Spieler Technikpunkte, um neue Gadgets zu kaufen oder sie zu verbessern. Mit genug Kohle dürfen sich die Spieler auch ihre ganz persönliche Garderobe zusammenstellen – spielerisch hat das keine Auswirkungen. Neben der umfangreichen Story-Kampagne gibt es zahlreiche Nebenaufgaben, durch die DedSec neue Unterstützer findet oder ganze Stadtteile befreit, um neue Boni oder Rekruten zu bekommen.

So toll und abwechslungsreich das auch ist – die Gegner sind zahlreich, aber leicht zu überlisten. Im normalen Schwierigkeitsgrad drohen kaum Konsequenzen. Wenn man erwischt wird, landet der Rekrut einfach im Gefängnis und ist für kurze Zeit nicht einsatzfähig. Im "Dauerhafter Tod"-Modus verschwinden die Rekruten dagegen aus dem Spiel. Wenn alle DedSec-Hacker tot sind, flimmert Game Over über den Bildschirm.

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Merkwürdig ist das Verhalten der Bürger: Pflügen die Hacker bei einer Verfolgungsjagd Autos oder Menschen um, bleibt das folgenlos. Auch stört es niemanden, wenn man einfach mit einer großen Frachtdrohne durch die Gegend düst. In solchen Momenten wirkt die ansonsten detaillierte Grafik wie eine leblose Tapete. Dieser Eindruck wird durch die erschreckend leblosen Gesichtsanimationen unterstützt, die nur durch eine lippensynchrone Vertonung überzeugen können.

Schade auch, dass kaum etwas vom düsteren und brisanten Szenario übrig bleibt. Ein faschistischer Polizeistaat, Organhandel und internationale Verschwörungen dienen nur als Mittel zum Zweck – das haben die beiden Vorgänger besser hingekriegt. Ubisoft will im dritten Teil eher einen großen Abenteuerspielplatz inszenieren, der durch DLCs und den kommenden Multiplayer-Modus im Dezember die Fans ähnlich wie "The Division" oder "Ghost Recon" auf Monate hinaus unterhalten soll.

"Watch Dogs: Legion" ist ein großer Abenteuerspielplatz, der sein düsteres Szenario für spielerische Freiheiten opfert. Statt wie in den Vorgängern auf einen Helden zu setzen, schlüpfen die Spieler gleich in mehrere Rollen. Das ist abwechslungsreich, geht aber nur auf Kosten von Emotion und Story. Davon abgesehen bekommen die Spieler eine umfangreiche Open-World mit unzähligen Missionen, die stundenlang unterhalten. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass bei diesem brisanten Szenario mehr drin gewesen wäre.

Watch Dogs: Legion erscheint am 29. Oktober für Windows, PS4 und Xbox One. Es kostet ca. 70 Euro. USK ab 18. Für unser Angespielt haben wir einige Stunden die Windows-Version gespielt.

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(dahe)