Dreifacher Nettogewinn für Amazon

In Pandemiezeiten sind Onlineshopping und Onlinedienste besonders gefragt. Inzwischen verdient Amazon.com auch außerhalb Nordamerikas Geld.

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3 Amazon-Schachteln

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Für Amazon.com ist COVID-19 wie Dünger. Im dritten Quartal des Jahres ist Umsatz im Jahresabstand um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden US-Dollar angeschwollen. Der Betriebsgewinn hat sich auf 6,2 Milliarden Dollar fast verdoppelt, der Reingewinn auf 6,3 Milliarden Dollar fast verdreifacht. Die Betriebsmarge ist also gestiegen, aber immer noch deutlich einstellig. Einzelhandel bleibt auch für Amazon ein margenschwaches Geschäft.

Immerhin konnte der Konzern das zweite Quartal in Folge außerhalb Nordamerikas Betriebsgewinn erwirtschaften. Bis zum ersten Quartal des Jahres hatte es da nur Verluste gegeben. Nach einem Minus von 386 Millionen Dollar vor einem Jahr, als mehr Umsatz Amazon weniger Gewinn brachte, und einem erstmaligen Plus von 345 Million im zweiten Quartal 2020 gibt es nun einen Betriebsgewinn von 407 Millionen Dollar. Zum Vergleich: In Nordamerika ist der Betriebsgewinn um 76 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar gestiegen.

Darin nicht enthalten ist die AWS genannte Cloudsparte, die Amazon weder zu Nordamerika noch zu International zählt, sondern separat ausweist. Auch hier brummt das Geschäft. Bei 29 Prozent höherem Umsatz (11,6 Milliarden Dollar) ist der Betriebsgewinn um 56 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar gestiegen. Wenig überraschend weist AWS eine deutlich höhere Marge als der Einzelhandel samt Medienangeboten auf.

Dass Amazon mehr Reingewinn als Betriebsgewinn hat liegt vorrangig an Einnahmen aus Minderheitsbeteiligungen und Kapitalanlagen. Steuermindernd wirken sich die jahrelangen hohen Verluste des Konzerns aus. Erst wenn diese Verlustvorträge aufgebraucht sind, wird Amazons Steuerlast deutlich steigen. Zudem belohnen steuerliche Anreize Amazons umfangreiche Investitionen.

Und der tendenziell steigende Aktienkurs schlägt sich ebenfalls in der Rechnung nieder. Vorausschauende verbuchte Steuerposten im Zusammenhang mit Aktienprogrammen für Mitarbeiter basieren auf damaligen Kursen. Steigen die Aktienkurse, muss Amazon die erwarteten Kosten für die Aktienausgabe anpassen. Das Unternehmen erwartet also höhere buchhalterische Kosten, was die erwartete Steuerlast entsprechend senkt. Somit können Steuerrückstellungen aufgelöst werden. So kann in den Finanzzahlen eine negative Steuerlast entstehen, selbst wenn das Unternehmen tatsächlich Steuern zahlt.

Apropos Aktien: Amazon-Anteile hatten von Jahresbeginn bis zur Bekanntgabe der Quartalszahlen Donnerstagabend fast 70 Prozent zugelegt (in US-Dollar), so dass ein einzelner Anteil schon 3,211 Dollar kostete. Im nachbörslichen Handel setzte es ein Minus von 1,9%. Dabei übertreffen die Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten deutlich.

Der Umsatz liegt etwa 3,5 Milliarden Dollar über den durchschnittlichen Erwartungen, der Gewinn je Aktie ist sogar um zwei Drittel höher ausgefallen. Grund für den Kursrückgang ist vielleicht der Ausblick auf das laufende Quartal: Der Umsatz soll um 28 bis 38 Prozent steigen, der Betriebsgewinn irgendwo zwischen einer Milliarde und 4,5 Milliarden liegen – das ist deutlich weniger als im nun gemeldeten Quartal.

(ds)