Regulierer: Grünes Licht für Mega-Übernahme in Schweizer Telekom-Branche

Die Schweizer Wettbewerbskommission hat die Fusion des Kabelnetzunternehmens UPC mit dem Telko-Anbieter Sunrise genehmigt – aber in umgekehrter Richtung.

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UPC will Mitte November endgültig mit Sunrise fusionieren.

(Bild: Sunrise)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tom Sperlich

Die Schweizer UPC, eine Kabelnetz-Tochter des US-Konzerns Liberty Global, darf die Sunrise Communications Group übernehmen. Das gab gestern der Schweizer Regulierer, die Eidgenössische Wettbewerbskommission (WEKO) bekannt. Sie habe den Zusammenschluss von UPC und Sunrise eingehend geprüft, vor allem im Hinblick auf eine mögliche gemeinsame Marktbeherrschung zusammen mit der Swisscom, teilte die WEKO am Freitag mit.

Solch eine Koordination zwischen den beiden Unternehmen erscheine unwahrscheinlich, da die Fusionspartner und die Swisscom unterschiedlich aufgestellt seien, analysiert der Regulierer, und lasse deshalb den Zusammenschluss zu, heißt es in der Mitteilung. Die WEKO erwarte durch die Übernahme sogar eine Belebung des Wettbewerbs.

Das Kaufangebot für Sunrise hatte UPC-Besitzerin Liberty Global im vergangenen August unterbreitet. Sunrise ist das zweitgrößte Telekomunternehmen in der Schweiz, zusammen mit dem größten Schweizer Kabelnetzbetreiber wird das neue Unternehmen einen Umsatz von 3,1 Milliarden Franken (rund 2,9 Mrd. Euro) erzielen und 2,1 Millionen Mobilfunk-Abonnementkunden haben. Gepaart mit UPCs 1,2 Millionen Breitbandkunden und den zusammen genommen 1,3 Millionen TV-Abonnenten bringt es das künftige Gemeinschaftsunternehmen auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent.

Durch die WEKO-Entscheidung ist eine weitere Hürde auf dem Weg zur Fusion bewältigt. Inzwischen hätten auch über 96 Prozent der Sunrise-Aktionäre ihre Aktien zum Verkauf angeboten, hatte Sunrise gemeldet. Der definitive Vollzug der Fusion wird laut Sunrise für Mitte November erwartet.

Anfang 2019 sollte der Zusammenschluss schon einmal stattfinden. Damals plante das Sunrise-Management eine Übernahme von UPC und war unter anderem am Widerstand eines Großaktionärs, der deutschen Freenet, gescheitert. Jedenfalls findet die Vermählung nun doch statt – einfach andersherum.

Die Fusion der Telekomunternehmen ergibt sehr viel Sinn. Durch den Milliardenzusammenschluss der beiden Telcos entsteht nicht nur ein noch potenterer Mitbewerber zum mehrheitlich staatseigenen Marktführer Swisscom. Daneben bekommt UPC nun auch ein eigenes Handynetz (mit einer starken 5G-Positionierung) und Sunrise profitiert von UPCs Glasfasernetz, das Haushalte mit Internet von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) versorgt. Über diese Geschwindigkeit sollen 90 Prozent der Schweizer Haushalte bis im nächsten Jahr verfügen können, so Sunrise. Mittels DOCSIS 3.1-Upgrades sei es das Ziel, die Geschwindigkeit peu à peu auf bis zu 10 Gbit/s zu erhöhen.

Liberty Global ist ein internationaler Medienkonzern und einer der grössten Betreiber von Breitband-Kabelnetzen weltweit. In Europa gibt es Liberty-Global-Netzwerke in zwölf Ländern, etwa unter den Marken Virgin Media (England), Telenet (Belgien), UPC (Schweiz) und Unitymedia (Deutschland).

(tiw)