Satelliten-Internet: OneWeb durch Teilverstaatlichung gerettet

OneWeb möchte Internetzugang über erdnahe Satelliten bereitstellen. Aus der Pleite auferstanden, plant OneWeb, bereits im Dezember neue Satelliten zu starten.

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Sattelschlepper parkt vor einer geöffneten Antonov, aus der gerade ein Container mit Aufschrift OneWeb auf den Sattelschlepper verladen wird.

Die OneWeb-Satelliten werden aus einem Antonov An-124-100 Frachtflugzeug am Flughafen Blagoweschtschensk (BQS) ausgeladen.

(Bild: Roscosmos)

Lesezeit: 3 Min.

OneWeb ist wieder da. Das britische Unternehmen möchte mit einer Flotte erdnaher Satelliten leistbare Breitband-Internetzugänge auch in entlegene Regionen bringen. Doch im März schlitterte die Firma in die Insolvenz. Gerettet wurde sie durch eine Kapitalinjektion von einer Milliarde US-Dollar seitens des Vereinigte Königreichs sowie des indischen Bharti-Konzern. Nun laufen Satelliten-Produktion und -Starts wieder an.

[Update 8:45 Uhr] Bharti hält damit seit Freitag 42,5 Prozent der Anteile, die britische Krone 42 Prozent. Der japanische Konzern Softbank, der vor OneWebs Pleite 37.4 Prozent gehalten hatte, hat sich mit neun Prozent wieder eingekauft. Auch Hughes Neworks hält erneut einen kleinen Anteil. [/Update] Die neuen Eigentümer haben mit Niels Masterson auch einen neuen CEO bestellt. Sein Vorgänger Adrian Steckel soll noch ein Weilchen in beratender Funktion erhalten bleiben.

Bislang hat OneWeb 74 Satelliten im Orbit. Bereits am 17. Dezember sollen weitere 36 mit einer Sojus-2.1b-Rakete gestartet werden. Es soll der erste kommerzielle Raketenstart vom russischen Kosmodrom Wostotschny werden.

"Wir haben erkannt, dass OneWeb wertvolle weltweite (Frequenzrechte) besitzt", sagte Bharti-Gründer Sunil Bharti Mittal, "Und wir profitieren von bereits investierten 3,3 Milliarden Dollar sowie von Satelliten, die bereits im Orbit sind und damit unsere Frequenznutzungsrechte sichern." Durch die Rettung aus der Pleite konnte OneWeb ein Joint-Venture mit Airbus reaktivieren. Die Herstellung neuer Satelliten wurde den Unternehmsangaben zufolge bereits wieder aufgenommen.

Ursprünglich wollte OneWeb 900 Satelliten starten, dann war nur noch von 650 die Rede. Erst wenn genügend Satelliten in der Umlaufbahn an ihre korrekte Position im Netzwerk manövriert worden sind, kann der Betrieb starten. Laut aktuellen Plänen soll es bereits Ende nächsten Jahres soweit sein. Dann möchte OneWeb in Großbritannien sowie der Arktis erste Kunden gewinnen.

Dort könnte OneWeb dem Mitbewerber Starlink voraus sein, da sich Starlink zunächst auf südlichere Gefilde konzentriert. Der derzeit laufende Beta-Test Starlinks ist nur für Kunden bis 52 Grad Nord konzipiert. Der kanadische Satellitenbetreiber Telesat hinkt mit seinem Internetprojekt sowieso weit hinterher. Telesat hat zwar schon Verträge mit der kanadischen Regierung, aber bis heute weder Verträge mit einem Satellitenhersteller noch einem Raketenbetreiber bekannt gegeben.

Die britische Regierung soll außerdem planen, die OneWeb-Satelliten für Satellitennavigation zu nutzen. Durch den Austritt aus der Europäischen Union verliert das Königreich den vollen Zugriff auf das EU-Satellitennavigationssystem Galileo. Allerdings meinen Experten, dass die Britische Regierung bei OneWeb auf die falschen Satelliten setzt, weil sie in andere Höhen kreisen als GPS, Galileo, Glonass und BeiDou.

Zweiter Raketenstart vom Kosmodrom Wostotschny (17 Bilder)

(Bild: Roskosmos)

Update 8:45 Uhr: heise online hat von OneWeb nähere Informationen zur neuen Aktionärsstruktur erhalten und eingearbeitet.

(ds)