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Nach 20 Jahren: Uri Geller gibt grünes Licht für Rückkehr von Pokémon Kadabra

Ein Streit zwischen Entertainer Uri Geller und Nintendo wurde der Pokémon-Karte Kadabra zum Verhängnis. Nun macht Geller den Weg für die Kadabra-Rückkehr frei.

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(Bild: http://www.pokemonbattlecreator.com/)

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Seit 2003 wird das Pokémon Kadabra nicht mehr auf Karten gedruckt: Das Psycho-Taschenmonster und Bindeglied zwischen den Evolutionsstufen Abra und Simsala ist eine echte Rarität für Sammler. Schuld am Druckstopp ist wohl der TV-Entertainer Uri Geller, der mit Zaubertricks rund ums Löffelverbiegen Bekanntheit erlangte. Er verklagte den Hersteller Nintendo Anfang der 2000er-Jahre, weil er seine Persönlichkeitsrechte durch das an ihn angelehnte Pokémon Kadabra verletzt sah. Seine Beschwerden zog er nun öffentlichkeitswirksam auf Twitter zurück: Er habe Nintendo die Erlaubnis erteilt, die Pokémon-Karte zurückzubringen.

Einem Bericht des Guardian zufolge war Geller erstmals 1999 beim Weihnachtseinkauf in Tokio auf die Kadabra-Karte aufmerksam geworden. Sie zeigt ein Pokémon mit Löffel in der Hand. Problematisch war für Geller vor allem der japanische Name des Taschenmonsters: Es wird "Yungerer" oder "Un-Geller" ausgesprochen. In japanischen Schriftzeichen wird das Pokémon "ユンゲラー" buchstabiert – das hat eine große Ähnlichkeit zu Gellers Namen "ユリ・ゲラー".

Die These, dass Kadabra auf den israelischen Illusionisten anspielt, ist nicht weit hergeholt: Auch die Namen der anderen beiden Evolutionsstufen Abra und Simsala sind im Japanischen an bekannte Magier, nämlich Edgar Cayce und Harry Houdini, angelehnt. Gellers weitere Vorwürfe, die die BBC in einem Artikel von 2000 zitiert, wirken aber abstruser: "Nintendo hat mich in eine böse, okkulte Pokémon-Figur verwandelt", sagte Geller.

Der Stern auf der Stirn von Kadabra symbolisiere etwa das Judentum, das Symbol auf der Brust des Monsters referenziere dagegen die Nazi-Organisation SS. Wahrscheinlicher ist, dass die Symbole aus Zener-Karten – Spielkarten zum Test parapsychologischer Fähigkeiten – entnommen wurden.

Das hielt Geller nicht davon ab, in den frühen 2000er-Jahren gegen Nintendo vor Gericht zu ziehen. Zeitgenössische Berichte sprechen von mehrere Klagen unter anderem in Japan, Europa und den USA. Öffentlich bekannt wurde allerdings nur ein einzelnes Gerichtsverfahren vor dem District Court im Cental District in Kalifornien. Laut Guardian soll Geller dort für die Verletzung seiner Namens- und Markenrechte 100 Millionen US-Dollar an Schadensersatz von Nintendo gefordert haben.

Die Klage wurde 2003 abgewiesen: Aus Sicht des kalifornischen Gerichts habe Geller seine Bekanntheit im Herstellerland Japan nicht ausreichend belegen können. Dennoch hat Nintendo seit 2003 keine neuen Kadabra-Spielkarten mehr abgedruckt. Neue Ausgaben der Vorevolutionsstufe Abra bekamen eine spezielle Fähigkeit, mit der sich das Pokémon direkt in Simsala verwandeln kann, um die Zwischenstufe Kadabra komplett zu überspringen. In der Anime-Serie tauchte Kadabra ebenfalls lange nicht auf, in den Nintendo-Videospielen war das Löffel-Monster dagegen vertreten.

Die genauen Hintergründe des Druckstopps blieben unklar, Nintendo hat sich dazu nie geäußert. Fans vermuten, dass es zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Geller und Nintendo kam.

Geller hatte bereits in einem Gespräch mit Vice aus dem Jahr 2018 eingeräumt, dass seine Reaktion überzogen war: "Wahrscheinlich hätte ich einfach mit Nintendo reden sollen", sagte Geller. Er bekomme jede Woche mehrere E-Mails von Pokémon-Fans, die sich über sein Handeln beklagen. Dass er Nintendo nun öffentlich grünes Licht für die Wiedereinführung der Karte gibt, ist wohl auf einen Bericht der US-Webseite TheGamer zurückzuführen, die das Thema vor wenigen Tagen aufgegriffen hatte.

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Geller ließ der Webseite nach Veröffentlichung des Artikels ein Statement zukommen, in dem er erklärte, er habe einen Brief an einen Nintendo-Vorsitzenden geschrieben. Darin gebe er Nintendo die Erlaubnis, "das Uri-Geller-Kadabra" weltweit zurückzubringen. Geller meldete sich außerdem auf Twitter zu Wort, um sich zu entschuldigen: "Es tut mir wirklich leid, was ich vor 20 Jahren getan habe. Kinder und Erwachsene, ich hebe den Bann auf. Nun liegt es an Nintendo, meine Kadabra-Karte zurückzubringen." In dem Beitrag bewarb der TV-Entertainer außerdem sein Uri-Geller-Museum in Tel-Aviv.

Ob Nintendo nun wirklich eine neue Version der Karte druckt, ist aber offen. Das Unternehmen hat sich nicht zu den aktuellen Entwicklungen geäußert. Weil die Hintergründe zum Druckstopp von Kadabra nicht öffentlich bekannt sind, ist unklar, ob Geller den "Bann" überhaupt einseitig aufheben kann – und ob eine Absichtserklärung auf Twitter und ein Brief an einen Vorstandsvorsitzenden dafür ausreichen würden. Geller scheint kein Interesse zu haben, weitere Fakten zu schaffen: In einem kurzen Twitter-Video sagt er nur "Kadabra ist endlich frei" – und bedankt sich für die Aufmerksamkeit.

(dahe)