T-Zellen gegen Corona-Erkältungsviren scheinen nicht vor Sars-CoV-2 zu schützen

Die meisten Menschen haben T-Gedächtniszellen, die auch Sars-CoV-2 erkennen, aber sie können die Infektion nicht abwehren. Schützt eine Mumps-Impfung vor Covid-19?

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Nach einer aktuellen Studie soll eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) vor einer schweren Covid-19-Erkrankung schützen. Wer nach einer Impfung mehr Antikörper ausbildet, erkrankt weniger schwer an Covid-19. Es handelt sich allerdings um eine kleine Studie mit 80 Versuchspersonen, die von einer Covid-19-Infektion genesen sind, 50 gegen MMR Geimpfte und eine Kontrollgruppe von 30 Personen, die MMR-Antikörper nicht durch eine Impfung, sondern etwa durch eine vorhergehende Erkrankung gebildet haben.

Nach der Studie haben vor allem Antikörper gegen Mumps, die durch eine Impfung entstanden sind, auch eine Wirkung auf Covid-19. Mit einem hohen Titer (Anzahl der Antikörper im Blut) von 134 to 300 willkürliche Einheiten (AU)/ml waren die Geimpften asymptomatisch, bei abnehmenden Titer nahm die Schwere einer Covid-19-Erkrankung zu.

Mit Masernviren gegen Sars-CoV-2?

Eine in PNAS veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York hat hingegen mit dem Masernvirus (MeV), das zur Impfung eingesetzt wird, auch positive Ergebnisse für eine Covid-19-Infektion erzielt. Die Wissenschaftler haben dem Masernvirus das Spike-Protein S von Sars-CoV-2 eingefügt. Das Spike-Protein ist das primäre Ziel von Antikörpern. Schon zuvor war deutlich geworden, dass bei gegen Mers geimpften Tieren ein solcher Impfstoff wirkte.

Seit Sars und Mers wurde mit rekombinierten Masernviren als Vektoren experimentiert. Tiere, denen solche Masernviren mit dem Spike von Sars-CoV injiziert wurden, bildeten große Mengen an Antikörpern und T-Zellen-Reaktionen aus, geimpfte Tiere waren geschützt. Ähnliche Ergebnisse gab es in Tierversuchen bei Mers, in der Folge wurde an Mers-Impfstoffen mit Masernviren als Vektoren gearbeitet.

Bei den Versuchen mit dem Covid-19-Impfstoff zeigte sich, dass in geimpften Mäusen und Hamstern eine starke humorale und zelluläre Immunabwehrreaktion ausgelöst wurde, durch die sich viele Antikörper und Th1-T-Zellen bildeten. Die Tiere waren geschützt gegen Sars-CoV-2, aber auch gegen Masern. Allerdings bildeten nicht alle geimpften Mäuse Antikörper, aber auch bei ihnen fanden sich multifunktionale T-Zellen-Reaktionen. Wie stabil der Schutz ist, bleibt unklar. Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass Masernimpfungen lebenslang wirken. Das könne auch der Vorteil sein, rekombinierte Masernviren als Vektoren für eine Covid-19-Impfung einzusetzen. Phase 1 und 2 der Klinischen Tests sind mit dem MeV-Vektor bei einem Impfstoff gegen den Chikungunya-Virus (CHIKV) durchgeführt worden und hätten auch bei Menschen gezeigt, dass es eine sichere und wirksame Impfmethode ist.

Risiken bei Impfungen, die mit dem Spike-Protein arbeiten

Die Wissenschaftler weisen aber auch darauf hin, dass Versuche an infizierten Katzen gezeigt haben, dass sie nach einer Impfung schwerer erkranken. Das könnte, wie in einer anderen Studie hervorgehoben wird, ein Problem sein, das bei der Verwendung des Spike-Proteins von Sars-CoV-2-Viren auch auftreten könnte. Daten, die bei der Entwicklung und beim Testen dieser Impfstoffe erhoben wurden, würden nämlich darauf hinweisen, dass Impfstoffe, die das Spike (S)-Protein einsetzen und egal ob sie Protein, einen viralen Vektor, DNA oder RNA verwenden, eine Covid-19-Erkrankung durch infektionsverstärkende Antikörper (ADE) verstärken können. Das sind Antikörper, die sich zwar an das Virus binden, aber dieses nicht unschädlich machen, sondern das Eindringen des Virus in die Zelle erleichtern. Dadurch kann eine Immunpathogenese entstehen.

Die Wissenschaftler sehen eine Ähnlichkeit bei Covid-19-Patienten, bei denen eine schwere Erkrankung mit der Entwicklung von Anti-Sars-CoV-2-Antikörpern im Serum einhergeht. Dagegen haben Patienten, die sich schnell erholen, wenige oder keine solchen Serum-Antikörper. Das Risiko einer solchen Immunpathogenese könnte auch bei den jetzt vor der Zulassung stehenden mRNA-Impfstoffen auftreten - noch ist das Risiko aber theoretisch (Mögliches Risiko bei Corona-Impfstoffen).