Amazon: Mehr als 400 Parlamentarier fordern sozialere Unternehmenspolitik

Mehr als 400 gewählte Abgeordnete aus 34 Staaten haben Amazon-Chef Jeff Bezos dazu aufgefordert, angemessene Steuern und Gehälter zu bezahlen.

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(Bild: Eric Broder Van Dyke/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

In einem offenen Brief haben Politiker aus aller Welt deutliche Kritik an Amazon und seinem Gründer Jeff Bezos geäußert. Das von 401 Abgeordneten und Amtsträger aus 34 Staaten unterzeichnete Schreiben verweist auf die hohen Umsätze und Gewinne, die das Unternehmen regelmäßig erzielt, denen jedoch ihrer Ansicht nach zu geringe Steuerzahlungen und Gehälter gegenüber stehen. Zudem kritisiert es Amazons Umweltpolitik.

So heißt es, dass Amazons ökologischer Fußabdruck größer als der von zwei Dritteln aller Staaten sei und bisherige Zusagen in Bezug auf einen umweltfreundlicheren Betrieb häufig nicht eingehalten worden sein. Auch seien angekündigte Programme zur Emissionsreduzierung nicht ausreichend, um eine ausgeglichene oder gar positive Bilanz zu erreichen. Konkrete Zahlen oder nicht eingehaltene Zusagen fehlen jedoch im Text.

Anders sieht es hingegen bei den Vorwürfen zur Vermeidung von Steuerzahlungen aus. So heißt es, dass Amazon in den Jahren 2017 und 2018 in den USA keinerlei Körperschaftssteuer auf nationaler Ebene gezahlt habe. Darüber hinaus werfen die Unterzeichner dem Unternehmen gezielte Gewinnverschiebungen vor – mit dem Ziel, die Steuerlast so weit wie möglich zu reduzieren. "Durch Ihre weltweite Steuerhinterziehung schaden Sie der öffentlichen Versorgung in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wohnen, soziale Sicherheit und Infrastruktur“, so der Wortlaut des offenen Briefs.

Letztlich bemängeln die Unterstützer auch die ungleiche Einkommensentwicklung. Während Jeff Bezos‘ Vermögen, das sich auf mehr als 180 Milliarden US-Dollar beläuft, im Laufe des Jahres 2020 vermutlich um 13 Millionen US-Dollar pro Stunde anwachse, würden Amazon-Mitarbeiter keine oder nur geringe Gehaltserhöhungen erhalten. Wer sich dagegen und gegen Arbeitsbedingungen zur Wehr setze und sich mit Kollegen organisieren wolle, müsste mit Vergeltungsmaßnahmen von Seiten des Unternehmens rechnen.

Allein 30 der 401 Unterzeichner stammen aus Deutschland, darunter 19 Abgeordnete des Bundestags. Befürwortet wird die Kritik aber auch von Politikern aus Australien, Kanada und zahlreichen europäischen Staaten. Die meisten von ihnen sind dem linken Parteienspektrum zuzuordnen. Die bekanntesten sind der ehemalige britische Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn sowie der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis.

In Deutschland kommt es immer wieder zu Streiks an deutschen Amazon-Standorten, zuletzt Ende November am umsatzstarken Black Friday. Die Gewerkschaft Verdi fordert die Aufnahme von Tarifverhandlungen und damit einhergehend eine Verbesserung der Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Amazon verweist hingegen regelmäßig auf ein Entgelt, das sich am oberen Ende des Branchenüblichen bewege.

(pbe)