RTFM #1: Kuckucksei

Die neue Serie RTFM stellt in unregelmäßigen Abständen zeitlose und empfehlenswerte Bücher für Entwicklerinnen und Entwickler vor. Primär geht es um Fachbücher, doch gelegentlich sind auch Romane darunter. Den Anfang macht "Kuckucksei" von Clifford Stoll.

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Von
  • Golo Roden

Die neue Serie RTFM stellt in unregelmäßigen Abständen zeitlose und empfehlenswerte Bücher für Entwicklerinnen und Entwickler vor. Primär geht es um Fachbücher, doch gelegentlich sind auch Romane darunter. Den Anfang macht "Kuckucksei" von Clifford Stoll.

Der Roman "Kuckucksei" von Clifford Stoll, der ursprünglich im Jahr 1989 veröffentlicht wurde, basiert auf einer wahren Begebenheit. Da der Autor zugleich auch die Hauptfigur ist, enthält das Buch also durchaus biografische beziehungsweise autobiografische Elemente.

Die Handlung beginnt im Jahr 1986 am Lawrence Berkeley Laboratory (LBL) in Kalifornien. Clifford Stoll arbeitet dort als Astronom, wird aber auf Grund von zu wenig Arbeit zeitweise in das Rechenzentrum des Labors versetzt, um dort bei der Administration des Netzwerks auszuhelfen. An seinem zweiten Tag dort wird er mit einem Abrechnungsfehler in Höhe von 75 Cent konfrontiert.

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Zunächst geht er von einem Rundungsfehler aus, stellt aber nach einigen Nachforschungen fest, dass die beiden eingesetzten Abrechnungsprogramme tadellos arbeiten. Allerdings fällt ihm bei seiner Suche ein Benutzerkonto auf, das Rechenzeit verbraucht hat, obwohl es eigentlich inaktiv sein sollte. Es stellt sich heraus, dass ein Eindringling im Netzwerk des LBL sein Unwesen treibt.

Statt den Hacker auszusperren, beschließt Clifford Stoll, wissenschaftliche Prinzipien auf den Einbruch anzuwenden, und beginnt daher, den Eindringling zu beobachten und dessen Aktivitäten zu protokollieren. Eine richtige Entscheidung, wie sich später herausstellt, denn erst in den darauf folgenden Wochen und Monaten wird die Tragweite des Einbruchs klar.

Anders als zunächst angenommen handelt es sich nicht um einen Studentenstreich, sondern einen weitreichenden Angriff auf militärische Ziele. Das LBL dient dem Hacker nur als Sprungbrett in andere Systeme und Datennetze. Die Suche verbindet Clifford Stoll nach und nach auch mit dem FBI, der CIA und schließlich der NSA.

Die Spur führt letztlich nach Deutschland, zu Markus Hess, einem der Köpfe hinter dem sogenannten KGB-Hack, einer Reihe von Computereinbrüchen, die zwischen 1985 und 1989 begangen wurden. Das Buch beschreibt die zahlreichen Rückschläge, Hürden und Herausforderungen, und wie die Jagd auf den Hacker schließlich doch noch erfolgreich endet.

"Kuckucksei" ist einerseits eine Zeitreise in die Anfangstage des Internets, es geht unter anderen um VAX-Computer von DEC und das Betriebssystem VMS; andererseits behandelt es auch zahlreiche zeitlose Themen wie Ethik, Datenschutz und Privatsphäre. Es handelt sich also nicht nur um einen Abenteuerroman mit wahrem Hintergrund, sondern hat auch heute noch eine hohe Relevanz und regt zum Nachdenken über diverse Themen an.

Clifford Stolls Schreibstil ist lebendig und unterhaltsam, zugleich aber auch spannend und lehrreich. Insofern sei das Buch jeder Entwicklerin und jedem Entwickler empfohlen, der Interesse an der damaligen Zeit und alter Technologie hat. ()